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Daniel Yule und seine Slalom-Kollegen starten in die Saison

Daniel Yule kann endlich die Konzentration auf das Wesentliche hochfahren. Mit einem Monat Verzögerung und nach einer langen Vorbereitung starten die Slalom-Fahrer am Montag in ihre Weltcup-Saison.

Agentur
sda
17.12.20 - 11:25 Uhr
Ski alpin

Seit dem letzten Winter ist Daniel Yule der erfolgreichste Schweizer Slalom-Fahrer im Weltcup. Im vergangenen Januar hat er innert 19 Tagen dreimal gewonnen und sein Total auf vier Siege hochgeschraubt. Im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA spricht der Walliser unter anderem über Gewohnheiten in seinem Alltag als Skirennfahrer, die intensive Belastung im Januar, seine Aufgaben als Athletensprecher und die Gründung einer Skischule in China.

Daniel Yule, Sie sagen, kein geduldiger Mensch zu sein. Dann hat Ihnen das lange Warten auf den ersten Slalom des Winters besonders zugesetzt.

«Ehrlich gesagt, ja. Eine normale Vorbereitung ist eigentlich schon lang genug. Dieses Jahr war es richtig lang. Auf der anderen Seite können wir Sportler uns glücklich schätzen, denn wir waren bisher wenig von Covid betroffen. Ich hoffe, es bleibt so. Deshalb will ich mich überhaupt nicht beschweren.»

Schön für Sie, dass bereits am Tag nach dem Auftakt in Alta Badia in Madonna di Campiglio der zweite Slalom folgt. Dort, wo sie vor zwei Jahren Ihren ersten Sieg errungen haben.

«Ich freue mich, dass es jetzt losgeht - und vor allem auch, wie es losgeht. Zuerst innert zwei Tagen die zwei Rennen in Alta Badia und in Madonna, und dann folgt der Januar, in dem es Schlag auf Schlag geht. Ich mag es, wenn ein Rennen nach dem anderen kommt. Man kommt so in den Rhythmus rein.»

Der Slalom in Madonna findet auf den Tag genau zwei Jahre nach Ihrem ersten Weltcup-Sieg statt. Beschäftigen Sie sich mit solchen Dingen? Sind Ihnen solche Daten bekannt?

«Das habe ich nicht gewusst. Ich schaue ein wenig auf solche Sachen. Aber wichtiger für mich ist das gute Gefühl, das ich bei einer Rückkehr an einen Ort habe, an den ich so schöne Erinnerungen habe.»

Von Aberglaube reden Sie nicht?

«Nein, abergläubisch bin ich nicht. Die Teamkollegen sehen das etwas anders, aber ich habe lediglich meine Gewohnheiten.»

Was sind das konkret für Gewohnheiten?

«Ich mache einige Dinge seit Jahren gleich. Zum Beispiel trage ich an einem Renntag immer die gleiche Unterwäsche. Diese und andere Gewohnheiten helfen mir, nicht unnötig Energie zu verschwenden und mich aufs Skifahren konzentrieren zu können.»

Sie sagen, dass viel Publikum und Hochstimmung an der Piste Sie zusätzlich motivieren. In Zeiten von Corona werden viele Rennen ohne Zuschauer stattfinden. Skifeste in Wengen, Adelboden oder Kitzbühel wird es nicht geben. Wie sehr beschäftigt Sie das?

«Dass die Stimmung eine andere ist, ist sehr schade. Aber es bleiben Weltcup-Rennen. Deshalb kriegen wir die Spannung vor dem Start trotzdem hin und wird das Adrenalin da sein. Ich habe in Santa Caterina gesehen, dass der Unterschied nicht so gross ist. Mir wird sicher fehlen, das Ganze mit dem Publikum zu teilen. Aber zwischen den Torstangen muss man sich einfach daran gewöhnen, dass es leiser ist, und sich entsprechend anpassen.»

Der erste Weltcup-Slalom der Saison findet einen Monat später als üblich statt. Das heisst vier Wochen mehr Zeit für die Vorbereitung. Wie hat das den Trainingsaufbau beeinflusst?

«Von den einzelnen Blöcken her ist es grösstenteils im normalen Rahmen verlaufen. Wir waren zum Beispiel im November trotzdem fürs Training in Schweden (Kabdalis, Red.) - mit dem Unterschied, dass wir anschliessend keine Rennen hatten.»

Nach Madonna folgen wieder zwei Wochen ohne Slalom, dann aber kommt wie bereits angesprochen der intensive Januar mit sieben Rennen innert 26 Tagen. Sie sagen, Sie mögen diesen hohen Rhythmus. Anderseits kommt der Erholung bei einer solchen Belastung eine noch grössere Rolle zu.

«Bei so vielen Rennen innert so kurzer Zeit ist es ein Vorteil, ein Slalom-Fahrer zu sein. Für die Athleten, die auch noch Riesenslaloms bestreiten, ist die Belastung noch einmal grösser. Ich selber habe ja für diese hohe Intensität trainiert. Deshalb sehe ich die Erholung nicht als grosses Problem.»

Sie erwähnen die Riesenslalom-Fahrer. Sie waren temporär auch einer von ihnen. Im Sommer hatten Sie noch davon gesprochen, sich weiterhin auf den Slalom zu konzentrieren. Woher kam dieses Umdenken, in Santa Caterina zu starten?

«Ich konzentriere mich weiterhin auf den Slalom. Ich habe aber auch immer gesagt, dass ich langfristig eine zweite Disziplin aufbauen möchte. Die zwei Riesenslaloms in Santa Caterina waren die perfekte Gelegenheit, da es keinen Slalom in Levi gab. Dann kam dazu, dass sie bei der FIS nach dem vorzeitigen Saisonende im Frühling in Bezug auf die Startliste die 500-Punkte-Regel auf 400 Punkte reduzierten. Ich mit meinen 495 Weltcup-Punkten vom letzten Winter konnte deshalb nach den ersten dreissig starten. Dazu habe ich im Training im Riesenslalom einige gute Sachen gezeigt, so dass sich der Start in Santa Caterina angeboten hat.»

Im März in Kranjska Gora und natürlich beim Saisonfinale in Lenzerheide gäbe es weitere Möglichkeiten, neben dem Slalom auch den Riesenslalom zu fahren.

«Sicher, ja. Aber das ist abhängig davon, wie meine Saison im Slalom verläuft.»

Sie sind nicht nur Skirennfahrer, sondern auch Athletensprecher. Das Amt werden Sie im Frühling abgeben. Weshalb?

«Der Grund dafür ist eigentlich ein erfreulicher. Nach den Erfolgen im letzten Winter ist es für mich etwas viel geworden in Bezug auf Anfragen von Medien und Sponsoren. Ich hatte deshalb viel weniger Zeit für mich.»

Was bringt die Aufgabe als Athletensprecher eigentlich mit sich?

«Ich vertrete, wie es der Name sagt, die Meinungen und Anregungen der Fahrer bei den Verantwortlichen der FIS.»

Mit welchen Themen werden Sie vor allem konfrontiert?

«Es geht oft um den Rennkalender und die Sicherheit. Dazu waren zuletzt auch die Parallelrennen ein heisses Thema.»

Und das Thema Preisgeld?

«Natürlich wurde das auch immer wieder angesprochen. Betreffend Preisgeld bin ich für mehr Ausgeglichenheit. Als Sieger verdienst du gut genug. Im Vergleich dazu wird für einen fünften oder zehnten Platz zu wenig bezahlt.»

Bleiben wir beim Preisgeld. Sie haben also bei der FIS mehr Ausgeglichenheit vorgeschlagen.

«Ich hatte einen Vorschlag vorbereitet. Vorgesehen war, den Vorschlag diesen Frühling zu besprechen. Corona machte dem Skirennsport aber auch finanziell zu schaffen. Wenn sich die wirtschaftliche Situation wieder bessert, kann das dann mein Nachfolger wieder vorbringen.»

In gut einem Jahr finden die Olympischen Winterspiele in Peking statt. Zu China haben Sie jetzt schon einen besonderen Bezug. Sie haben eine Skischule aufgebaut. Wie ist es dazu gekommen und was hat Sie dazu bewogen?

«Ich habe die Skischule mit einem langjährigen Ski-Kollegen gegründet, der vor vielen Jahren mal als Schneesportexperte nach China gereist war. Ins Tagesgeschäft bin ich nicht involviert. Ich bin einfach Mitbegründer.»

Sie selber haben die Skischule noch nicht besucht?

«Ich war mal in Peking für die Lancierung. Die Skischule selber ist in Chongli stationiert. Das liegt von Peking aus in gleicher Richtung wie Yanqing, wo bei den Olympischen Spielen im übernächsten Jahr die alpinen Wettkämpfe ausgetragen werden.»

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