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Über den Sinn und Unsinn von Jankas Olympia-Selektion

Carlo Jankas Olympia-Selektion sorgt für Gesprächsstoff – auch auf der «suedostschweiz.ch»-Redaktion.

Südostschweiz
30.01.18 - 16:46 Uhr
Ski alpin
Carlo Janka könnte an den Olympischen Spielen sein erstes Saisonrennen bestreiten.
Carlo Janka könnte an den Olympischen Spielen sein erstes Saisonrennen bestreiten.
KEYSTONE

Ohne in dieser Saison ein Rennen bestritten zu haben, wurde Carlo Janka, der sich unmittelbar vor dem Saisonstart am Kreuzband verletzte und seither an seinem Comeback arbeitet, für die Olympischen Spiele selektioniert. Zwei unserer Redaktoren haben sich über Sinn oder Unsinn des Janka-Aufgebots Gedanken gemacht.

Wenig zu verlieren, viel zu gewinnen: Weshalb Carlo Jankas Olympia-Nomination gerechtfertigt ist

Von Tobias Kreis, Sportredaktor

Am Montag haben sich die Entscheidungsträger von Swiss Olympic dazu entschieden, einen rekonvaleszenten Fahrer ohne Renneinsatz in der laufenden Saison an die Olympischen Spiele mitzunehmen. Dafür bleibt mit Gian Luca Barandun – der 23-jährige Präzer erfüllt in Abfahrt und Kombination die Selektionskriterien je zur Hälfte – der Mann der Zukunft aussen vor.

Baranduns Pech ist, dass ihm in der Abfahrt bei vier Schweizer Startplätzen fünf Fahrer vor der Sonne stehen. Beat Feuz, Mauro Caviezel, Gilles Roulin, Marc Gisin und Patrick Küng fuhren allesamt mindestens einmal in die Top 7.

Im Super-G dagegen haben einzig Feuz und Thomas Tumler die geforderten Resultate eingefahren. Es bleiben zwei Plätze offen. Sich durch Jankas Nicht-Nomination eine Option zu verbauen, wäre töricht gewesen – zumal die Option Janka eine wahrlich gute ist.

Aus medizinischer Sicht steht Renneinsätzen nichts im Weg. Im teaminternen Super-G-Training fuhr Janka bereits wieder Bestzeiten, wie Trainer Jörg Roten gegenüber der «NZZ» bestätigte. Mit dem Olympia-Hang in Jeongseon hat sich der Obersaxer vor zwei Jahren ohnehin schon angefreundet, als er den Super-G mit fast einer Sekunde Vorsprung gewann.

Sollte Janka am 15. Februar tatsächlich starten dürfen, hätte man keinen anderen Swiss-Ski-Fahrer einer Medaillenchance beraubt. Es gibt nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen.

Das falsche Signal: Weshalb Carlo Jankas Olympia-Nomination nicht gerechtfertigt ist

Von Gian Andrea Accola, redaktioneller Mitarbeiter

Swiss Olympic hat Carlo Janka für die Olympischen Spiele selektioniert. Das setzt falsche Signale. Zum einen bringt man Gian Luca Barandun um die Chance, wichtige Erfahrungen an einem Grossanlass zu sammeln. Und man verpasst es, ihn für die gezeigten Leistungen zu belohnen.

Zum anderen hat Janka in dieser Saison wegen einer Kreuzbandverletzung noch kein einziges Rennen bestritten – und sich deshalb auch nicht für die Spiele qualifiziert. Jemand, der keine Selektionskriterien erfüllt, hat an den Spielen nichts verloren. Wozu braucht man Kriterien denn noch, wenn man Teilnehmer letztlich doch willkürlich selektioniert?

Nicht erfüllte Kriterien sind das eine – Resultate das andere. Janka hat seit Beginn der Saison 2016/17 insgesamt 62 Rennen bestritten. Und davon nur eines gewonnen: den Test-Super-G auf der Olympiastrecke in Jeongsong. Dazu kommen drei Podestplätze.

In den 62 Rennen hat es Janka aber insgesamt zwölfmal nicht ins Ziel geschafft, er schied also in knapp jedem fünften Rennen aus. Ihn starten zu lassen, ist nicht nur des lädierten Knies wegen ein Glückspiel. Es ist auch unnötig. Gerade, wenn mit Beat Feuz schon ein sehr vielversprechendes Pferd im Stall steht.

Ausserdem setzt Swiss Olympic Janka so unfairem Druck aus. Er muss seine Selektion jetzt rechtfertigen, ob das Knie hält oder nicht. Schon aus gesundheitlicher Sicht – egal, was Trainer Roten den Medien erzählt – ein verantwortungsloser Entscheid.

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