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Patrick Küng, der Suchende

Patrick Küng bewegt sich nach wie vor im Ungewissen. Die Suche nach der optimalen Materialabstimmung erfordert Zeit und Geduld.

Agentur
sda
27.12.17 - 04:30 Uhr
Ski alpin
In Bormio scheint es für Patrick Küng endlich vorwärts zu gehen.
In Bormio scheint es für Patrick Küng endlich vorwärts zu gehen.
KEYSTONE

Vier Jahre sind vergangen seit der letzten Weltcup-Abfahrt in Bormio. Statt auf der «Stelvio» waren die Speed-Spezialisten zuletzt dreimal im benachbarten Santa Caterina zu Gast gewesen.

In Bormio hatte der seit der Ski-WM 2005 schwelende Konflikt zwischen den örtlichen Veranstaltern und den Betreibern der Bergbahnen dazu geführt, dass die Abfahrtsstrecke am traditionellen Termin vor Silvester nicht mehr freigegeben wurde. Nach Ansicht der Tourismus-Verantwortlichen wogen die Nachteile zu schwer. Abgesperrte Pisten und fehlende Unterkünfte wollten sie den Feriengästen in der letzten Dezember-Woche nicht mehr zumuten. Mittlerweile sind die Differenzen ausgeräumt. Der Weltcup hat eine der attraktivsten und spektakulärsten Strecken wieder.

Küngs Erinnerungen

Noch zwei Jahre weiter zurück reichen die schönen Erinnerungen von Patrick Küng an Bormio. Ende Dezember 2011 war er hinter dem Walliser Teamkollegen Didier Défago Zweiter geworden und hatte er so zum bisher letzten Schweizer Doppelerfolg in einem Weltcup-Rennen der Männer beigetragen.

Seit jenem Glücksmoment hat sich einiges getan in Küngs Karriere - im Guten und im Schlechten. Drei Jahre nach einem in Crans-Montana erlittenen Kreuzband war der Glarner als Abfahrts-Weltmeister ganz oben angekommen - um sechs Monate später mit dem nächsten körperlichen Rückschlag konfrontiert zu werden. Probleme mit der Patellasehne im linken Knie erforderten längere Pausen und machten schliesslich das vorzeitige Wettkampf-Ende im Januar 2016 unumgänglich.

Die Beschwerden im linken Knie sind mittlerweile behoben. Küng tritt trotzdem an Ort; der 4. Platz in der WM-Abfahrt in St. Moritz ist die Ausnahme, welche die Regel bestätigt. Küng spricht vom abhanden gekommenen Gefühl fürs Skifahren, davon, den «Ski nicht mehr zu spüren». «Dann macht das Fahren keinen Spass. Dann kann es sogar gefährlich werden.»

Der Trugschluss

Noch vor den Rennen Anfang Dezember in Beaver Creek in Colorado war Küng überzeugt gewesen, nach einer Vorbereitung ohne Komplikationen «bereit zu sein». Es war ein Trugschluss, denn Küng war «nicht bereit». Das Material verunmöglichte ihm dies. Die Abstimmung passte nicht. Er fand sich mit den neuen Skimodellen nicht zurecht, die sein Ausrüster Salomon seit zwei Jahren zur Verfügung stellt. «Es fühlte sich an, wie in einem Auto mit plattem Reifen in eine Kurve zu fahren», zog der Glarner einen sinnbildlichen Vergleich.

Natürlich widmete sich Küng in der Pause zwischen den letzten Rennen in Val Gardena und der Anreise nach Bormio weiteren Abstimmungsarbeiten. Neben dem Start im ersten der zwei Europacup-Super-G in Reiteralm in der Steiermark standen zwei Trainingstage im Sarntal im Programm. Die zwei Tage sollen, so hofft Küng, ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen sein. Gewissheit hat er noch keine. Daran ändert auch nichts, dass er sich im Training am Stephanstag in Bormio «auf den Ski wieder wohler gefühlt hat». Erste Rückschlüsse wird die Abfahrt am Donnerstag liefern. Küng bleibt vorerst ein Suchender.

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