Putin-Freund schiesst scharf gegen Gian-Franco Kasper
Der russische Eisenbahnchef Jakunin wehrt sich gegen Korruptionsverdacht. Er hat dem Schweizer IOC-Mitglied und Präsidenten des Ski-Weltverbandes Gian-Franco Kasper Lügen vorgeworfen und gefordert, ihn vor Gericht zu zerren.
Der russische Eisenbahnchef Jakunin wehrt sich gegen Korruptionsverdacht. Er hat dem Schweizer IOC-Mitglied und Präsidenten des Ski-Weltverbandes Gian-Franco Kasper Lügen vorgeworfen und gefordert, ihn vor Gericht zu zerren.
Von Axel Eichholz
Moskau. – Der russische Eisenbahnchef Wladimir Jakunin greift das Schweizer IOC-Mitglied und Präsident des Ski-Weltverbandes Gian-Franco Kasper frontal an. Putin-Freund Jakunin wirft dem Bündner Lügen vor und fordert, ihn deswegen vor Gericht zu bringen. Kasper hatte in einem Medieninterview das Ausmass der Korruption in Sotschi, wo die Olympischen Winterspiele 2014 am 7. Februar eröffnet werden, auf ein Drittel der Gesamtausgaben geschätzt, also auf rund 18 Milliarden Franken.
Mit deftiger Wortwahl
«Wie soll man bewerten, dass ein offizieller Vertreter der Schweiz behauptet, ein Drittel der Gelder sei beim Bau der Olympiaobjekte gestohlen worden?», fragte Jakunin am Donnerstag vor Journalisten in Moskau. «Hat er an den Diebstählen teilgenommen? Dann muss er vor Gericht gestellt werden», polterte der Beamte. «Wenn du irgendwelche Unterlagen hast, die es belegen, dann pack sie auf den Tisch. Anderenfalls bist du ein Lügner und musst wegen Verleumdung vor Gericht», fuhr er fort. In Sotschi wurde eine mit einer Eisenbahnstrecke verbundene Autostrasse bis zum Veranstaltungsort Krasnaja Poljana für 7,5 Millionen Dollar gebaut. Jakunin: «Wenn alles gestohlen wurde, womit zum Teufel wurde der Bau bezahlt?»
Ungeahnte Mehrkosten
Laut Jakunin wurde die mehrfache Erhöhung der ursprünglich veranschlagten Baukosten durch Mängel der staatlichen Planung ausgelöst, die seiner Firma von Anfang an bewusst zu niedrige Kosten aufgedrückt hätten. Und durch übertriebene Eile. Der Bau sei an Stelle der erforderlichen acht Jahre binnen fünf Jahren abgeschlossen worden. Als Beispiel berichtete Jakunin darüber, wie die Eisenbahnen eine Vortriebsmaschine für den Tunnelbau zuerst aus Sibirien nach Italien und dann nach Sotschi auf eigene Kosten mit dem Flugzeug transportieren musste. Eine teure Angelegenheit.
Jakunin greift nicht nur Kasper an. Auch der russische Ex-Vizeregierungschef und heutige Oppositionspolitiker Boris Nemzow schätzt das Ausmass der Diebstähle in Sotschi in einer Studie auf zwei Drittel der Gesamtausgaben. Jakunin wirft den Kritikern pauschal vor, antirussische Vorurteile zu haben. «Das sind Figuren, die den Mund aufreissen und Hirngespinste erzählen», befand der Eisenbahnchef. «Das sind Menschen, die nichts Positives mögen, was in unserem Lande passiert.»
Von Putins Gnaden
Jakunin ist einer der reichsten und einflussreichsten russischen Industriellen. Er gilt als enger Vertrauter des Präsidenten Wladimir Putin. In dessen St. Petersburger Vorleben besassen sowohl Putin als auch Jakunin Häuser in der Datschenkooperative «Osero». Alle ehemaligen Datschennachbarn Putins bekleiden heute hohe Staatsämter.
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