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Nach dem Scheitern von Graubünden 2022 wünscht sich das IOK eine neue Herangehensweise

IOK-Präsident Thomas Bach äusserte sich anlässlich eines Gesprächs mit Schweizer Medienvertretern durchaus zuversichtlich, was die Sommerspiele 2016 in Rio anbelangt. Bei der künftigen Vergabe Olympischer Spiele wünscht sich der Deutsche eine neue Herangehensweise – auch weil Graubünden 2022 scheiterte.

Südostschweiz
16.05.14 - 10:15 Uhr

Olympisches. – Seit die umstrittenen Winterspiele von Sotschi Geschichte sind, rücken die Verzögerungen bei den Vorbereitungen für die Spiele in Rio de Janeiro verstärkt in den medialen Fokus. Man habe in den letzten Monaten vom Organisationskomitee Fortschritte gesehen, sagte Bach am Donnerstagabend in der IOK-Zentrale in Lausanne.

«Es bleibt aber bei der Tatsache, dass kein Tag zu verlieren ist.» Die Stadt und die Region würden mit grosser Dynamik an die Aufgabe herangehen. Nun komme es darauf an, eine noch engere Verzahnung und eine reibungslose Koordination mit der Zentralregierung in der Hauptstadt Brasilia zu realisieren.

Thema während des Round-Table-Gesprächs waren auch die Winterspiele 2022, die am 31. Juli 2015 anlässlich der 127. IOK-Session in Kuala Lumpur vergeben werden. Angesprochen auf die Tatsache, dass mit Graubünden, München und Stockholm mehrere Kandidaturen aus Westeuropa frühzeitig wegen fehlenden Rückhalts in der Bevölkerung abgebrochen werden mussten, sagte Bach: «Viele Wintersportzentren in West- und Mitteleuropa sind saturiert. Sie sind auf Jahre ausgebucht und haben ihre Stammgäste.»

Solche Zentren würden es nicht unbedingt als notwendig erachten, in die weitere Zukunft zu investieren. Gleichzeitig gebe es jedoch auch Regionen, die sich entwickeln wollen. Dort herrsche grosser Enthusiasmus. «Es werden Anstrengungen unternommen, um Zentren aufzubauen und den Wintersport weiteren Bevölkerungskreisen zugänglich zu machen.»

Von jenen Kreisen, die Winterspiele in neuen Regionen mit wenig Schneesport-Tradition wie beispielsweise Sotschi kritisieren, forderte Bach, selbst eine Kandidatur auf die Beine zu stellen. Es sei nicht sehr konstruktiv, sich hinzusetzen und zu sagen, dies und jenes sei nicht in Ordnung. Wichtig gerade in Bezug auf die Winterspiele sei auf lange Sicht eine gute Balance. «Man muss seine Wurzeln pflegen. Gleichzeitig aber muss man schauen, dass der Baum, dessen Wurzeln man pflegt, neue Früchte trägt.»

Mehr Kreativität

Bei der künftigen Vergabe von Olympischen Spielen wünscht sich der 60-Jährige eine neue Herangehensweise. Den Bewerberstädten sollen nicht mehr nur bestimmte Vorgaben auf den Weg gegeben werden, die es zu erfüllen gilt.

«In der Zukunft müssen wir das anders gestalten. Wir müssen die Kandidaten auffordern, mehr nachzudenken, kreativer zu sein. Sie sollen dem IOK sagen, wie Olympische Spiele in ihr soziales, ökologisches und ökonomisches Umfeld passen.» Damit würden sie von Anfang an gezwungen sein, an das Erbe der Spiele zu denken und die Bevölkerung in die Planung miteinzubeziehen. Das IOK wiederum könne dann entscheiden, welches Projekt in seine langfristige Planung passe, so Bach. (si)

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