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Wenn Europameisterin Lisa Mamié vergisst, die Hymne zu singen

Lisa Mamié, die schon «sehr, sehr oft» davon träumte, an einem Grossanlass die Schweizer Hymne zu hören, ist nach Flavia Rigamonti erst die zweite Europameisterin aus der Schweiz.

Agentur
sda
15.08.22 - 21:32 Uhr
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Europameisterin Lisa Mamié in der Mitte zwischen der zweitplatzierten Italienerin Martina Carraro (links) und Bronzemedaillen-Gewinnerin Kotryna Teterevkova aus Litauen
Europameisterin Lisa Mamié in der Mitte zwischen der zweitplatzierten Italienerin Martina Carraro (links) und Bronzemedaillen-Gewinnerin Kotryna Teterevkova aus Litauen
KEYSTONE/PATRICK B. KRAEMER

Mamié zog in Rom - zusammen mit ihren langjährigen Trainern Dirk Reinicke und Andrea Grassini - die richtigen Schlüsse aus den Geschehnissen im Halbfinal am Sonntag. In diesem lag die Schweizerin anfänglich weit vorne, doch auf den letzten 50 m kamen ihr einige Konkurrentinnen noch gefährlich nahe. Von der Italienerin Martina Carraro sah sich die 23-Jährige letztlich gar noch überholt.

Für den Final wurde die Taktik deshalb etwas angepasst, Es ging für Mamié darum, die ersten 100 m mit etwas «lockereren Beinen» zu absolvieren. Nur, um dann auf der dritten und vierten Bahnlänge zuzulegen - oder besser: weniger schnell abzubauen.

Bessere Einteilung des Rennens

Tatsächlich schob sich Carraro auch im Kampf um Gold am Ende näher heran. Was von Mamié, die nach halber Distanz als Dritte und fast acht Zehntel langsamer unterwegs war als im Halbfinal, nicht unbemerkt blieb. Sie habe die Konkurrenz «im Augenwinkel» gesehen. «Doch ich sagte mir: 'Jetzt gibst du es nicht mehr weg. Jetzt wirst du Erste.'»

Ganz anders waren Mamiés Gedanken noch beim Einlaufen ins Freiluftstadion Foro Italico gewesen, wo sich auch ihre Familie unter den Zuschauern befand. Da lautete ihr Motto: «Einfach Spass haben und alles geben, die Atmosphäre geniessen.» In diesen Momenten wollte die EM-Zweite von Budapest 2021 keinesfalls daran denken, was im Rennen sein könnte.

Der Traum, die Schweizer Hymne zu hören

Sie sagte sich vielmehr: «Wenn es reicht, dann reicht es - und sonst halt nicht.» Aber auch im schlechteren Fall gebe es eine nächste Chance, konnte sich Mamié selber glaubhaft versichern. Tatsächlich schaffte sie es damit, sich nicht «zusätzlichen Druck» aufzuerlegen.

Umso grösser war dafür die Freude nach dem Rennen über die Goldmedaille. «Ich habe schon sehr, sehr oft davon geträumt, bei einem solchen Wettkampf auf dem Podest zu stehen und die Hymne zu hören. Ich wollte dieses Ziel hier erreichen. Auf dem Podest war es zwar mega-schön, doch ich realisierte es gar nicht richtig.»

Als Folge davon setzte Mamié dann auch ihren Vorsatz, beim Ertönen der Nationalhymne mitzusingen, nicht um. Anders als in der Vergangenheit bei der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft war das allerdings kein grosses Thema.

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