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Nochmals Alt gegen Jung

Vor einem Jahr hat in Australien alles auf Wachablösung im Männer-Tennis hingedeutet. Stattgefunden hat sie nicht. Und beim am Montag beginnenden Australien Open ist wieder nicht damit zu rechnen.

Agentur
sda
15.01.23 - 14:00 Uhr
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Vor zwölf Monaten startete die alte Garde (oder was von ihr übrig blieb) ohne Kredit ins Australian Open; Roger Federer fehlte wegen seiner Knieverletzung, Novak Djokovic wurde ausgewiesen. Rafael Nadal gewann von Anfang Juni 2021 bis zur Ankunft im Januar 2022 in Melbourne bloss ein Einzel. Aber was geschah? Nadal triumphierte sensationell in Melbourne und fünf Monate später weniger sensationell am French Open. Djokovic sicherte sich den Turniersieg in Wimbledon. Nur am US Open, als Federer und Djokovic wieder fehlten und Nadal angeschlagen war, setzte sich mit Carlos Alcaraz ein Junger durch.

In diesem Jahr fehlt mit Nadals Landsmann Alcaraz der stärkste junge Akteur (ATP 1). Die Topfavoriten am ersten Grand-Slam-Turnier seit dem Rücktritt von Federer heissen wieder Nadal (ATP 2) und Djokovic (ATP 5). Wieder gilt: Jung gegen Alt oder alle gegen Nadal und Djokovic - wobei Djokovic als der eindeutige Topfavorit gilt.

Triumphiert der Serbe, schliesst er nach Grand-Slam-Turniersiegen zu Nadal auf (22) und nähert sich seinem grossen Ziel, als Grösster aller Zeiten in die Tennisgeschichte einzugehen.

Swiateks Dominanz

Bei den Frauen ist die Ausgangslage ähnlich. Die 21-jährige Polin Iga Swiatek dominierte die letzte Saison. Sie holte Major-Titel in Roland Garros und am US Open und führt die Weltrangliste mit mehr als doppelt so vielen Punkten (11'025) vor der Tunesierin Ons Jabeur (5180) an. Swiatek startet wie Djokovic als klare Topfavoritin ins Turnier.

Hinter Swiatek ist die Ausgeglichenheit bei den Frauen indes gross. Jede Spielerin aus den Top 20 darf sich Hoffnungen auf den Turniersieg machen, wenn Swiatek ausrutscht. Ausrutscher häuften sich bei der Polin zuletzt - von ihren letzten neun Turnieren gewann sie bloss noch zwei.

Bencic im Fokus

Aus Schweizer Sicht richtet sich der Fokus auf Belinda Bencic. Sie rückte sich im letzten Herbst auch selber in den Fokus, als sie nach dem Gewinn der Team-Weltmeisterschaft in Glasgow von sich jetzt endlich auch an Grand-Slam-Turnieren Leistungen fordert. Frei nach dem Motto: Wer an den Olympischen Sommerspielen in Tokio Gold gewinnt, sollte doch auch an den Major-Turnieren etwas reissen können.

Seit dem Grosserfolg in Tokio sind schon wieder fünf Grand-Slam-Turniere vorbei - und nur im ersten, am US Open 2021, überstand Bencic mit dem Schwung des Olympiasiegs die erste Turnierwoche. Die miserablen Resultate am Australian Open (2. Runde), French Open (3. Runde), Wimbledon (1. Runde) und US Open (3. Runde) sind der Grund, dass Bencic aktuell im Ranking bloss Platz 13 einnimmt.

Nicht nur Bencic scheint in der Lage, in Melbourne Exploits abliefern zu können. Wer wie Stan Wawrinka schon drei Grand-Slam-Turniere gewonnen hat, der kann auch im hohen Alter von fast 38 Jahren jederzeit was reissen, wenn er sich wieder einmal in einen Rausch spielen kann. Und wer wie Marc-Andrea Hüsler auf Hartplatz ein ATP-Turnier (Sofia) gewinnen kann, der darf an einem Major-Turnier auch von den Viertelfinals träumen.

Auch die 25-jährige Jill Teichmann deutete während der letzten Sandplatz-Saison an, dass sie zu viel mehr in der Lage ist als während der letzten Monate gezeigt. Und selbst Viktorija Golubic, mittlerweile schon 30, hat letzte Saison in Nottingham (Emma Raducanu) und Tallinn (Madison Keys) zwei Top-20-Spielerinnen überrascht.

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