×

Siege des Schicksals für Sprint-Rivalen Jakobsen und Groenewegen

Fabio Jakobsen und Dylan Groenewegen sind 2020 in einen der schlimmsten Stürze der Radgeschichte verwickelt. Nun will es das Schicksal, dass beide nacheinander Etappen bei der Tour de France gewinnen.

Agentur
sda
03.07.22 - 19:24 Uhr
Mehr Sport

Dylan Groenewegen setzte sich erschöpft auf die Strasse und wurde von seinen Gefühlen überwältigt. Nach seinem Sieg bei der 3. Etappe der Tour de France im dänischen Sönderborg flossen beim Niederländer die Tränen. Wie schon sein Landsmann Fabio Jakobsen am Tag zuvor übermannten ihn die Gefühle.

Crash bei Tempo 80

Jakobsen und Groenewegen hatten 2020 für eines der grössten Sturz-Dramen im Radsport gesorgt. Sturzopfer Jakobsen kämpfte nach dem durch Groenewegen bei Tempo 80 verursachten Crash um sein Leben. Verursacher Groenewegen - er drängte seinen Konkurrenten in die Absperrgitter - wurde monatelang gesperrt. Er galt lange als Persona non grata.

«Fabio war sehr, sehr stark. Ich gratuliere ihm zu seinem Sieg, nun habe auch ich gewonnen. So ist das bei der Tour», sagte ein sichtlich mitgenommener Groenewegen. «Es war ein langer Weg. Ich kann mich nur bei meinem Team, meiner Familie und meinen Freunden bedanken. Mental war es eine schwere Zeit, nach allem, was passiert ist.» Der 29-Jährige widmete den Erfolg seiner Frau und seinem Sohn.

Am Samstag war Jakobsen mit dem Etappensieg in Nyborg etwas gelungen, was ihm vor gut zwei Jahren niemand zugetraut hatte. Schliesslich war er an jenem Schicksalstag in Polen nur knapp dem Tod entronnen. «Man kann denken, dass es ein Wunder ist. Es ist auf jeden Fall eine besondere Geschichte. Fast schon ein Märchen», sagte Jakobsen fast 700 Tage später als Tour-Etappensieger.

Kritiker verstummt

Der Profi vom Team Quick-Step lag im künstlichen Koma, wurde zigmal operiert, allein sein zerschmettertes Gesicht musste mit 130 Stichen genäht werden. Einen Kiefer hat er heute nur, weil die Ärzte diesen aus Teilen seines Beckenknochens neu formten. «Ich hoffe, dass mein Sieg viele Leute zu Hause glücklich gemacht hat», sagte der 25-Jährige. Seine Verlobte, seine Schwester, seine Eltern und sein Team gaben ihm die Kraft, seine Leidenszeit zu überstehen.

Mit seinem Erfolg liess Jakobsen auch die Kritiker verstummen, die lieber seinen britischen Teamkollegen Mark Cavendish statt ihn bei der Tour gesehen hätten. Immerhin hätte der 37-Jährige mit einem Tagessieg bei der diesjährigen Tour seinen 35. Etappensieg und damit einen Rekord feiern können.

Doch Teamchef Patrick Lefevere hatte andere Pläne. «Ich bin alt und weise und der Sieger hat immer Recht. Also im Moment bin ich im Recht», sagte Lefevere und schickte hinterher: «Ich muss mich nicht vor Leuten rechtfertigen, die nicht klug genug sind, um einige Dinge zu verstehen.»

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Artikel deaktiviert.
Mehr zu Mehr Sport MEHR