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Sturzgefahr auf rutschiger Unterlage

Die Olympia-Strecke im Mountainbike ist künstlich angelegt, die Kies-Passagen dominieren. Die Schweizer Asse erwarten eine Rutschpartie mit Sturzgefahr.

Agentur
sda
28.07.24 - 05:00 Uhr
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Der Hügel von Élancourt rund 40 km südwestlich der Pariser Innenstadt sieht nicht furchterregend aus. In diesem bewaldeten Naherholungsgebiet wurde ursprünglich Sandstein abgebaut. Dann entstand eine riesige Mülldeponie, in den Achtzigerjahren folgte ein Sanierungsprogramm - und nun erhalten die weltbesten Mountainbiker eine 4,4 km lange Schlaufe. Für die spektakulären TV-Bilder werden die Sprünge im Rock Garden sorgen, die Entscheidung wird aber auf den Gravel-Abschnitten fallen.

«Ich hätte eine etwas technisch schwierigere Strecke bevorzugt», sagt Alessandra Keller in Paris vor dem Rennen am Sonntag. «Aber ich bin eine Allrounderin. Ich bin sehr anpassungsfähig. Man hat die Begebenheiten, die man hat.» Die 28-jährige Nidwaldnerin baute im Training bewusst zusätzliche Einheiten auf Kies ein. «Du musst den Kopf bei der Sache haben. Ein Sturz ist auf dieser Unterlage schnell passiert.»

Die Weltcup-Führende blickt ihrem Olympia-Debüt zuversichtlich entgegen. Sie verspürt nach einer geglückten Vorbereitung grosse Vorfreude. «Ich habe die Verfassung, die ich haben will», betont sie und erwähnt noch ihr Plus auf der «sehr schön angelegten Strecke»: «Die Aufstiege werden schnell und 'punchy' sein.»

Kein zweites Tokio

«Man hat in Tokio gesehen, was bei Regen passieren kann. Dem wollte man aus dem Weg gehen», nennt Mathias Flückiger einen Grund, weshalb in Paris ein Grossteil der Strecke mit Kies belegt ist. «Aber untechnisch ist das nicht», betont der Berner. «Nach dem Testrennen hatte jeder Zweite offene Knie. Das heisst etwas.»

Der Olympia-Zweite von Tokio ist überzeugt, dass sich auch in Paris die Spreu vom Weizen trennen wird. «Ob eine Strecke anspruchsvoll ist, lässt sich nicht daran ablesen, wie schwierig sie zu befahren ist.» Im Rock Garden lasse sich kaum Zeit gewinnen. Wer aber auf Kies eine Kurve exakt fahre, hole eine halbe Velo-Länge heraus. «Das summiert sich!» Neben dieser feinen, von Auge kaum sichtbaren Fahrtechnik sei auch die Physis gefragt. «Viel treten, viele kleinere Anstiege, kaum Erholungszeit.»

Anfällig auf Platten

Nino Schurter spricht von einer sehr schnellen Strecke, der Kies mache die ganze Sache rutschig. Deshalb würden an seinem Bike etwas breitere Felgen montiert und der Reifendruck leicht gesenkt, um in den Gravel-Passagen mehr Grip zu haben. Und die Strecke berge Gefahr, sich einen platten Reifen einzufangen. «Da gilt es aufzupassen.»

Eine technisch schwierige Abfahrt, auf der man fünf Sekunden heraus holen könne, gebe es in Paris nicht. «Aber du musst extrem vorsichtig fahren. Teilweise ist es wie auf Eiern.»

Bleibt Feld zusammen oder nicht?

Das Durchschnitts-Tempo wird für ein Mountainbike-Rennen sehr hoch sein. Das lässt sich anhand des Parcours vorhersagen. Schurter mutmasst, dass die Spitzengruppe fast bis am Schluss zusammenbleibt. Nicht führen, aber wegen des Handorgel-Effekts auch nicht hinten fahren, sei angesagt. «Dieses Rennen kannst Du auch im Kopf gewinnen, wenn du im richtigen Moment die richtige Attacke reitest.»

«Olympische Spiele haben ihre eigenen Regeln», mahnt Flückiger. Für ein Weltcup-Rennen wäre die Prognose einfacher. «Ich bleibe offen für jeden Rennverlauf.» Alessandra Keller hingegen meint zum Rennen der Frauen: «Das Feld wird sich aufteilen.»

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