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Das Phänomen Armand Duplantis

Der schwedische Stabhochspringer Armand Duplantis ist ein Phänomen. Er konkurrenziert sich in erster Linie mit sich selber.

Agentur
sda
21.08.24 - 20:37 Uhr
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Armand Duplantis beehrt die Athletissima in Lausanne
Armand Duplantis beehrt die Athletissima in Lausanne
KEYSTONE/EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Der Sport braucht Aushängeschilder, und die Leichtathletik benötigt dringend Identifikationsfiguren. Seit dem Rücktritt von Sprintstar Usain Bolt nach der WM 2017 lechzt die Szene nach solchen.

Zwar ist Armand Duplantis im Gegensatz zum Jamaikaner alles andere als ein Showman, dennoch zieht er die Zuschauer in den Bann, so auch am Mittwochabend in Ouchy gleich neben dem Lac Leman im Rahmen der Athletissima. Der 24-jährige Schwede liebt die spezielle Szenerie in Lausanne. Mit Meeting-Rekord verzückte er das Publikum einmal mehr.

Schon neun Weltrekorde

In eigenen Sphären zu schweben, passt zu niemandem besser als zu Armand Duplantis. An den Olympischen Spielen in Paris stellte er mit 6,25 m seinen neunten Weltrekord auf, den zweiten in diesem Jahr. Seine letzte Niederlage datiert vom 2. September 2022. Das ist umso beachtlicher, als die Disziplin hochkomplex ist und nahezu keine Fehler verzeiht.

Armand Duplantis wurde Stabhochsprung sozusagen in die Wiege gelegt; sein Vater und einer seiner Grossväter übten diese Disziplin ebenfalls aus. Vater Greg amtet noch heute als Techniktrainer und die beiden verbrachten schon früh Stunden damit, Sprungwettbewerbe anzusehen. Mutter Helena, eine frühere schwedische Siebenkämpferin, ist für die Kraft und die Kondition ihres Sohnes zuständig. Zudem wuchs er im amerikanischen Lafayette in einer Nachbarschaft auf, in der «alle Kinder» gross träumten. Das war für ihn ebenfalls eine Inspiration.

Schlüsselerlebnis WM 2017

Und dann gab es das Schlüsselerlebnis an der WM 2017 in London, als 5,65 m für Armand Duplantis Endstation bedeuteten. Zuvor hatte er trotz seiner damals erst 17 Jahre schon 5,90 m überquert. Diese Niederlage öffnete ihm die Augen. Sprang er zuvor hauptsächlich, wurde ihm bewusst, dass er wie ein Athlet trainieren muss. Heute absolviert er nur noch ein oder zwei Technikeinheiten an den normalerweise sechs Trainingstagen in der Woche. Meistens legt er den Fokus auf die Schnelligkeit - mit Sprints und Krafttraining. «Je schneller mein Anlauf ist, desto höher kann ich springen», begründet Duplantis.

Im Weiteren ist er mental äusserst stark oder wie er sich selbst ausdrückt: «Menschen, die gut sind, in dem, was sie tun, haben die Fähigkeit, sich genau darauf zu konzentrieren, auf einem Level, das andere nicht erreichen können. Ich denke, dass ich einer von ihnen bin.» Seine Motivation umschreibt er folgendermassen: «Ich will besser als gestern sein. Sich ständig zu verbessern, wird immer härter, doch je mehr Zeit vergeht, desto mehr geniesse ich diesen Prozess. Die Herausforderung fängt gerade erst an. Das Ziel bleibt stets das Gleiche, der nächste Weltrekord, der nächste Zentimeter.»

Sein Vater traut ihm einst 6,40 m zu, auch wenn das verrückt klinge. Duplantis dürfte noch für viele Höhepunkte sorgen. Die Leichtathletik ist auf jeden Fall froh, jemanden wie ihn zu haben.

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