Schweizer Duos noch nicht in Topform
Gut ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris enttäuschen die heimischen Teams am Elite-16-Turnier in Gstaad. Ist das ein Grund zur Sorge?
Gut ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris enttäuschen die heimischen Teams am Elite-16-Turnier in Gstaad. Ist das ein Grund zur Sorge?

Die Schweizer Athletinnen und Athleten schwärmen Jahr für Jahr vom Heimturnier in Gstaad und bezeichnen es gerne als einen der saisonalen Höhepunkte. Exploits gelingen ihnen dort aber kaum je. Der letzte Podestplatz geht auf das Jahr 2012 zurück. Seither gab es zwar zwischendurch eine Halbfinalqualifikation, oft aber auch Enttäuschungen.
Das Abschneiden in diesem Jahr dürfte eine der grösseren Enttäuschungen sein. Das einzige Männerteam scheiterte in der ersten K.o.-Runde. Sogar bereits in der Gruppenphase schieden alle drei Frauenteams aus - darunter auch die ambitionierten Topduos Tanja Hüberli/Nina Brunner und Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder.
Ein ähnlich schlechtes Resultat gab es zuletzt vor sieben Jahren, als die Achtelfinals bei den Frauen ohne einheimische Beteiligung stattfanden. Ganz vergleichen lässt sich dies jedoch nicht, denn der Modus ist inzwischen ein anderer. Nahmen früher 32 Teams teil, wurde das Teilnehmerfeld in diesem Jahr halbiert. Dadurch kam es bereits in der Vorrunde zu zahlreichen Duellen auf Topniveau.
Schmaler Grat
«Gruppensieg und Gruppen-Aus liegen teils nah beieinander», sagte Sebastian Beck, Leiter Beachvolleyball bei Swiss Volley, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Als Beispiel nannte er das zweite Gruppenspiel von Hüberli/Brunner gegen die Amerikanerinnen Kristen Nuss/Taryn Kloth, die nachmaligen Drittplatzierten des Turniers. Im umkämpften Entscheidungssatz hatten die Schweizerinnen drei Matchbälle abgewehrt, ehe sie sich doch noch geschlagen geben mussten.
Schnell ist man da versucht, die berühmte «Was wäre, wenn»-Frage zu stellen. Dies führt aber bekanntlich nirgendwo hin. «In einigen Sätzen haben unsere Teams etwas zu viele Punkte geschenkt, etwas zu viele Fehler gemacht», hielt Beck fest. Details, die dieses Mal gegen die Schweizerinnen entschieden haben, die vermutlich auch am höheren Druck beim Heimturnier gescheitert sind.
Im grossen Punktesammeln für das Olympia-Ranking - die besten 17 Teams pro Geschlecht qualifizieren sich direkt (maximal zwei pro Land) - war Gstaad ein Rückschlag. «Sorgen mache ich mir bei den Frauen allerdings nicht», sagte Beck. An den anderen Turnieren, an denen die beiden Topduos in diesem Jahr teilgenommen hatten, erreichten sie jeweils mindestens die Viertelfinals. Der Zeitraum, in dem man Punkte fürs Ranking sammeln kann (es zählen die zwölf besten Resultate), dauert bis zum 10. Juni 2024.
Beschwerlicher Weg
Zurückhaltender gibt sich Beck in Bezug auf die Situation bei den Männern. Aufgrund der Platzierung im Ranking spielen Marco Krattiger/Florian Breer seltener an den wichtigsten Turnieren mit. «Mit der Modusänderung ist es für solche Teams enorm schwierig geworden, eine Saison zu planen. Je nach Abschneiden kann es im Ranking sehr schnell nach oben, aber auch sehr schnell nach unten gehen.»
Hinzu kommt, dass das ohnehin schon oft von Verletzungen geplagte Duo mit Breers Daumenbruch an der linken Hand, den er sich in der Vorbereitung auf Gstaad zugezogen hat, einen erneuten Rückschlag erlitten hat. Zwar konnte der Basler das Heimturnier bestreiten, war jedoch teilweise sichtlich eingeschränkt. Nach weiteren Abklärungen wird entschieden, ob das Team nächste Woche am Challenge-Turnier in Espinho in Portugal antreten wird.
Der nächste grosse Test steht für die Schweizer Teams in gut drei Wochen an, wenn vom 2. bis 6. August die EM in Wien stattfindet. In Österreichs Hauptstadt treten pro Geschlecht wieder 32 Teams an, was die Chancen auf ein besseres Abschneiden als in Gstaad erhöht.