Bei Tanja Hüberli/Nina Brunner läufts im Olympiaturnier rund
Manche reden von einer Medaille, andere konzentrieren sich auf ihr Spiel und liefern ohne zu lafern. Die Schweizer Beachvolleyballerinnen Tanja Hüberli und Nina Brunner gehören zur zweiten Sorte.
Manche reden von einer Medaille, andere konzentrieren sich auf ihr Spiel und liefern ohne zu lafern. Die Schweizer Beachvolleyballerinnen Tanja Hüberli und Nina Brunner gehören zur zweiten Sorte.
Es gibt Momente in einem Spiel, da weiss man: Heute kann nichts schief gehen. Nina Brunner hatte diese Momente am späten Dienstagabend im ersten Satz des Viertelfinals gegen die amtierenden Weltmeisterinnen Sara Hughes/Kelly Cheng. Beim Stand von 16:14 wehrte sie einen Angriff der Amerikanerinnen mit einer mirakulösen Fussabwehr ab.
«Das war pures Glück», wehrt die 28-jährige Zugerin sämtliche Gratulationen ab und lacht laut. «Ich bin eigentlich gar keine gute Fussballerin.» Dass sie dann tatsächlich noch den Punkt gewonnen hätten, sei dann schon auch etwas Können dabei gewesen. «Und da habe ich gedacht: 'doch, heute ist ein guter Tag'.»
Nina Brunner und ihre drei Jahre ältere Partnerin Tanja Hüberli haben in Paris bisher nur gute Tage. In drei Gruppen- und zwei K.o.-Spielen gaben sie noch keinen Satz ab - nur einmal, im Achtelfinal, ging einer in die Verlängerung (23:21). «Und gleich mussten wir Fragen beantworten, was da los war», wundert sich Tanja Hüberli. «Wir merken schon, wie die Erwartungen an uns gestiegen sind.»
Keine Medaille angekündigt
Dabei hatten die beiden Zentralschweizerinnen vor ihren zweiten Olympischen Spielen keine grossmundigen Ankündigungen gemacht, obwohl sie als zweifache Europameisterinnen und Siegerinnen beim Elite16-Turnier in Tepic in Mexiko durchaus zu den Favoritinnen zählten. Vor drei Jahren scheiterten sie im Achtelfinal im Schweizer Duell an den späteren Bronze-Gewinnerinnen Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder. Nun sagt Tanja Hüberli nach dem Viertelfinal: «Der Viertelfinal war cool. Wir wussten, dass wir nichts mehr zu verlieren haben.»
Die Aussage erstaunt doch etwas. Immerhin ist man da schon nahe an einer Medaille. Doch Tanja Hüberli erklärt: «Unsere Ausgangslage war einfacher, weil die Amerikanerinnen Gold angekündigt hatten.» Das liegt den Schweizerinnen fern. «Wir haben nie eine Medaille angekündigt, also müssen wir auch nichts einlösen.» Dazu passt, dass Tanja Hüberli und Nina Brunner sich weigerten, das Tableau anzuschauen, und jeweils nur bis zum nächsten Spiel schauten. «Wir geben alles und schauen, was dabei herauskommt.» Mit dieser Einstellung sind sie gut gefahren.
Ruhiger und konstanter
«In dieser Saison hat sich allgemein etwas entwickelt, das wir noch besser machen als letztes Jahr», zeigt sich Nina Brunner zufrieden. «Wir sind ein bisschen ruhiger und konstanter geworden.» Natürlich habe das auch mit der Erfahrung zu tun. «Wir waren schon oft in solchen Situationen», weiss sie. «Und wir haben auch schon versagt in solchen Situationen. Und dann darüber gesprochen.» In dem Bereich würden sie sehr an sich arbeiten.
Etwas hat sich mit dem Halbfinaleinzug auch noch geändert. «Ja, jetzt wollen wir natürlich eine Medaille», sagt Tanja Hüberli und lacht laut. Dafür müssen sie entweder den Halbfinal gewinnen. Dann ist ihnen mindestens Silber sicher. Oder im Fall der ersten Niederlage im Donnerstag einen Tag später das Spiel um Bronze gewinnen.
Gegnerin in Lausanne geboren
In der Form ist jedenfalls alles möglich. Ihre Gegnerinnen, die Kanadierinnen Melissa Humana-Paredes und Brandie Wilkerson, haben einen ganz anderen Parcours hinter sich. Sie verloren zwei ihrer drei Gruppenspiele - unter anderem gegen Esmée Böbner/Zoé Vergé-Dépré - und schafften es erst über das Playoff in die Achtelfinals. Seither haben sie sich aber deutlich gesteigert.
Die 32-jährige Wilkerson ist in Lausanne geboren. Ihr Vater ist Herb Johnson, der als Basketballer der 1980er und 90er-Jahre in der Westschweiz eine wahre Legende ist.