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Medwedew zerstört Djokovics Traum vom Grand Slam

Novak Djokovic verpasst am US Open in New York den Grand Slam. Der Serbe verliert im Final überraschend gegen Daniil Medwedew 4:6, 4:6, 4:6, womit der Russe seinen ersten Grand-Slam-Titel holt.

Agentur
sda
13.09.21 - 04:23 Uhr
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Daniil Medwedew avancierte am Tag, an dem Tennis-Geschichte hätte geschrieben werden sollen, zum Spielverderber. Dem Russen schien die Rolle des «Bad Boy» bei den 24'000 Zuschauern, unter ihnen viel Sport- und Hollywood-Prominenz, zu behagen. Zwei Stunden lang zeigte der Weltranglisten-Zweite eine herausragende Leistung. Er servierte hervorragend und fand von der Grundlinie die richtige Mischung zwischen Geduld und Angriff. Er spielte sehr aggressiv, machte aber nur wenige Fehler und brachte Djokovic damit von Beginn an arg in Nöte.

Erst mit dem Sieg vor Augen begann Medwedew zu wackeln. Den ersten Matchball vergab er mit einem Doppelfehler, worauf er prompt das erste Break der Partie kassierte. Noch einmal verkürzte Djokovic auf 4:5 und verwandelte damit das Arthur Ashe Stadion in ein Tollhaus, was den Serben, der während seiner Karriere in grossen Finals nicht oft das Publikum auf seiner Seite hatte, noch auf dem Platz zu Tränen rührte. «So etwas habe ich in New York noch nie erlebt.»

Nicht erst da war Djokovic der enorme Druck, der auf ihm lastete, anzumerken. Nach dem verlorenen ersten Satz hatte er nicht wie gewohnt in die Komfortzone gefunden, wie er das in den vier Partien zuvor jeweils immer geschafft hatte. Und die wenigen Chancen, die sich ihm boten, nutzte er nicht - vor allem im zweiten Satz. Zuerst vergab er drei Breakchancen in Serie zum 2:0, danach zwei weitere zur 3:1-Führung.

Für die Protagonisten war diese Phase des Spiels letztlich entscheidend. «Wer weiss, wie sich die Partie entwickelt hätte, hätte ich das Break geschafft», sagte Djokovic, der aber in erster Linie seinen Gegner lobte. «Daniil hat unglaublich gespielt und war der klar der bessere Spieler.» Er selbst hingegen habe nicht so viel Energie gehabt, wie gewohnt. Er sei froh, dass es nun vorbei sei. «Mental und emotional habe ich in den letzten zwei Wochen viel durchgemacht.»

Für einmal strahlte Djokovic auf dem Platz nicht die Aura des Unbesiegbaren aus. Ganz anders Medwedew, der auch nach einem neuerlichen Doppelfehler beim zweiten Matchball zumindest äusserlich cool blieb. «Alles, was man das erste Mal erlebt, ist speziell», sagte Medwedew. «Mein erster Turniersieg bei den Junioren bedeutete mir sehr viel. Als ich das erste Future gewann, war ich glücklich.» Und auch jetzt verspüre er eine grosse Zufriedenheit. «Denn du weisst nie, ob du es wirklich einmal schaffen wirst.»

Mit seinem ersten Sieg im dritten Grand-Slam-Final nach denjenigen am US Open 2019 und am Australian Open 2021 verhinderte der Moskauer den Grand Slam von Djokovic, der am Australian Open, am French Open und in Wimbledon triumphiert hatte. «Es tut mir Leid für ihn, wir wussten alle, was für ihn auf dem Spiel steht», sagte er auf dem Platz. Und an den Serben gerichtet, meinte Medwedew: «Du bist für mich dennoch der Grösste der Geschichte.»

Don Budge (1938) und Rod Laver (1962 und 1969) sind weiterhin die beiden einzigen Spieler, die an allen vier Major-Turnieren im selben Kalenderjahr siegten. Djokovic bleibt bei 20 Grand-Slam-Titeln und damit gleichauf mit Roger Federer und Rafael Nadal, die auch je 20 Major-Turniere gewonnen haben. «Im Tennis lernt man schnell, über bittere Niederlagen hinwegzukommen», sagte Djokovic, der sechs seiner neun Finals in New York verlor. «Neue Herausforderungen kommen. Ich liebe diesen Sport noch immer und werde weitermachen, so lange ich motiviert bin und das Flair habe.»

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