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Vom Goldrausch in Tokio zur Corona-Angst in Peking

China räumt bei den Olympischen Spielen kräftig Medaillen ab. Die Wettkämpfe sind noch nicht vorbei, da richtet sich der Blick schon auf die Winterspiele in Peking. Wie wird China mit Corona umgehen?

Agentur
sda
06.08.21 - 05:00 Uhr
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Ein Helfer desinfisziert die Speere während dem Zehnkampf der Männer - Corona-Massnahmen sind in Tokio allgegenwärtig
Ein Helfer desinfisziert die Speere während dem Zehnkampf der Männer - Corona-Massnahmen sind in Tokio allgegenwärtig
KEYSTONE/AP/Charlie Riedel

Chinas olympischer Goldrausch in Tokio ist für das Riesenreich die perfekte Vorlage für Pekings Winter-Spektakel. Schon weit vor der Schlussfeier in Japan haben die Athleten der Volksrepublik deutlich mehr Olympiasiege gesammelt als noch in Rio de Janeiro vor fünf Jahren. Die bevölkerungsreichste Nation führt den Medaillenspiegel in Tokio an und könnte zum zweiten Mal seit den Heimspielen 2008 das erfolgreichste Team stellen.

Zwar dürfte auch die politische Führung Gefallen am chinesischen Siegeszug in Tokio finden. Doch noch wichtiger als das Abschneiden jetzt ist für die Macher in Peking der Blick auf das nächste olympische Grossereignis: Weil die Sommerspiele wegen Corona ein Jahr später stattfinden als geplant, bleiben bis zu den Winterspielen in Chinas Hauptstadt nur noch sechs Monate.

Wenig Antworten

China hat mehrfach deutlich gemacht, dass die Spiele auf jeden Fall über die Bühne gehen werden. Tatsächlich sind so gut wie alle Wettkampfstätten längst fertig. Wenig Antworten gibt es aber auf die Frage, wie mit der Pandemie umgegangen werden soll.

«Die Pandemie wird bis dahin nicht in der ganzen Welt vorbei sein», sagte IOC-Präsident Thomas Bach bei Eurosport. «Also müssen wir realistisch sein und die richtigen Massnahmen gegen die Pandemie finden. Das fängt schon bei den Testveranstaltungen an, wenn die Sportler von Herbst an die Bahnen und Pisten testen.» Von Oktober bis Dezember soll es in Peking zehn Testläufe mit internationaler Beteiligung für die Winterspiele geben.

«Wir schenken dem Organisationsablauf der Sommerspiele und den Massnahmen in Tokio gegen die Pandemie grosse Aufmerksamkeit», wiederholen in Peking die Verantwortlichen als Standardantwort auf Fragen, welche Massnahmen sie ergreifen werden. «Im nächsten Schritt werden wir aus den Erfahrungen in Tokio lernen und das mit eigenen, zusätzlichen Gegenmassnahmen kombinieren», macht der Planungs- und Bau-Chef Liu Yumin vom Pekinger Organisationskomitee deutlich.

Wohl wieder «Blasen» wie in Tokio

Mit strengen Massnahmen wie Quarantäne, Massentests, Ausgangssperren und strikten Einreisebeschränkungen verfolgt China seit vergangenem Sommer ziemlich erfolgreich eine «Null-Covid-Strategie». Der jüngste Ausbruch der Delta-Variante, die sich seit Ende Juli über nur drei Infektionen durch ein russisches Flugzeug in Nanjing rasant in China verbreitet hat, lässt die Verantwortlichen jedoch viel vorsichtiger werden.

Jeder Einreisende muss heute schon mindestens zwei Wochen in eine Quarantäne-Einrichtung, was ausländischen Zuschauern für Olympia kaum zugemutet werden kann. Und wie ist es mit den Athleten und allen anderen Akkreditierten? Es ist von «eine Wettkampfstätte, eine Politik» die Rede. Das deutet auf «Blasen» hin, in denen sich die Sportler isoliert bewegen. Dafür sprechen auch temporäre Einrichtungen wie «gesonderte Passagen», «Trennwände» und «Isolationspunkte», die geplant sind. Mehr ist sechs Monate vor den Spielen aber nicht bekannt.

Politisch ein Minenfeld

Nicht nur die Pandemie sorgt vor den Spielen in Peking für Unsicherheit. Auch politisch sind die Spiele ein Minenfeld. So nehmen weltweit Aufrufe zu, Olympia wegen der Menschenrechtslage in der Volksrepublik, der Lage in Hongkong und der Verfolgung des muslimischen Minderheit der Uiguren zu boykottieren.

Peking scheint ohnehin nicht bereit, sich auf Zugeständnisse einzulassen. China lehne eine «Politisierung des Sports» ab, teilte ein Sprecher des Pekinger Aussenministeriums kürzlich mit: «Ein Boykott wird keinen Erfolg haben».

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