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Die Tränen des David Graf

Der Tag der Entscheidung der BMX-Fahrer bringt für David Graf eine neuerliche Enttäuschung. Der zukünftige Nationaltrainer liess nach dem Ausscheiden im Halbfinal seinen Emotionen freien Lauf.

Agentur
sda
30.07.21 - 11:00 Uhr
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Als David Graf kurz nach dem Rennen sein Scheitern zu erklären versuchte, kam seine Stimme ins Stocken - und der Winterthurer begann hemmungslos zu weinen. Wie 2016 in Rio de Janeiro war Grafs Traum von einer Olympia-Medaille bereits im Halbfinal geplatzt. Der Sturz beim Warm-up am Donnerstag und ein Plattfuss im zweiten Halbfinal-Run waren für den nach der WM zurücktretenden Routinier zu viel.

Als sich Graf wieder gefasst hatte, sagte er: «Fünf Jahre geht man zweimal täglich auf die Trainingspiste, um diesen Scheiss zu machen - und dann fährt man so scheisse.» Der 31-Jährige hatte für sein letztes grosses Ziel als Aktiver viel investiert. Nach der Verschiebung der Spiele hing er ein Jahr an, obwohl der Vertrag als Nationaltrainer bereits unterschrieben war. «In den letzten zehn Jahren war ich nur zweimal in den Ferien.»

Aus dem Konzept gebracht

Graf tüftelte, um noch besser und vor allem noch explosiver zu werden. Der Start ist das A und O im BMX, Graf half in seiner Trainingsbasis in Stuttgart mit, eine Maschine zu installieren, die ihm erlaubt, seine Starts zu vergleichen, unabhängig der äusseren Umstände. «Ich mache 1500 Starts im Jahr, die meisten sind sehr gut. Und hier hat ausgerechnet der erste nicht gepasst.»

Im Mai hatte Graf in Verona mit seinem ersten Weltcupsieg eines seiner grossen Karriereziele erreicht, was ihm einen zusätzlichen Schub verlieh. Auch in Tokio lief lange alles nach Plan - bis der Crash am Donnerstag ihn aus dem Konzept brachte. «Es hat alles gestimmt, aber dieser eine kleine Fehler war einer zu viel.»

WM kann Tokio nicht retten

Graf spürte die Nachwehen des Sturzes nicht nur körperlich. Es sei schwierig gewesen, mit dem Kopf bereit zu sein. «Der Sturz hat mich etwas Selbstvertrauen gekostet, um mit Vollgas auf den zweiten Sprung loszufahren.» Dieser hat es in sich. Der Amerikaner Connor Fields stürzte im Halbfinal übel und landete im Spital. «So wie er gebaut ist, ist er extrem gefährlich. Auch mich hat es fast erwischt.» Den richtigen Mix habe er nachher nicht mehr hingebracht.

Sein letztes Rennen hat sich Graf bewusst für nach den Olympischen Spielen aufgespart. Er hofft, dass an den Weltmeisterschaften im August in Papendal Zuschauer zugelassen sind. «Denn so wie hier macht es schon nicht so viel Spass.» Ein erfolgreiches Abschneiden bei seiner Dernière würde ihn aber nicht über die Enttäuschung hinwegtrösten. «Papendal kann Tokio nicht retten. Ich war hier, um die erste Schweizer BMX-Medaille zu gewinnen.»

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