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Schweizer für Willensleistung nicht belohnt

Den Schweizer Handballern gelingt an der WM in Ägypten kein weiterer Coup. Nach der 29:33-Niederlage gegen Portugal ist klar, dass sie sich nicht für die Viertelfinals qualifizieren.

Agentur
sda
22.01.21 - 19:44 Uhr
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Trotz viel Zupfen und Reissen gelangen Andy Schmid gegen Portugal wieder 11 Tore
Trotz viel Zupfen und Reissen gelangen Andy Schmid gegen Portugal wieder 11 Tore
KEYSTONE/AP/Petr David Josek

«Bei einigen Spielern waren die Tanks mehr als halb leer», sagte Nationaltrainer Michael Suter nach der Partie gegen die Portugiesen. Das ist angesichts der Strapazen, welche die Schweizer hinter sich haben, mehr als verständlich. Schliesslich rückten sie kurzfristig an die WM nach, weshalb sie erst viereinhalb Stunden vor der ersten Begegnung in Ägypten ankamen.

Die Müdigkeit zeigte sich bei einigen Aktionen, die Spieler kompensierten diese aber mit einem enormen Willen. Die Schweizer lagen während der gesamten Partie nie in Führung. In der 35. Minute gerieten sie erstmals mit vier Toren in Rückstand (18:22). Nach dem 20:24 (38.) verkürzten sie auf 23:24 (41.), worauf die Portugiesen erneut auf vier Treffer (27:23/44.) davonzogen.

Die Schweizer kämpften sich jedoch abermals zurück, in der 55. Minute lagen sie nur noch 29:30 hinten. Nachdem die Portugiesen einen Penalty verschossen hatten, vergab der rechte Flügel Cédrie Tynowski aus spitzem Winkel die Chance zum Ausgleich. Im nächsten Angriff der Schweizer liess sich Lenny Rubin den Ball abluchsen, worauf Pedro Portela auf 32:29 (58.) erhöhte. Erst da war die SHV-Auswahl geschlagen. Am Ende habe etwas die Abgeklärtheit gefehlt, sagte Tynowski.

Der beschriebene Spielverlauf unterstreicht aber, über welchen Spirit die Schweizer Mannschaft verfügt, ohne diesen wäre eine solche Leistung nicht möglich gewesen. Es darf nicht vergessen werden, wer auf der anderen Seite stand. Die eingespielten Portugiesen belegten an der letztjährigen EM den 6. Rang und verloren an dieser WM bisher einzig gegen Norwegen (28:29). Für Suter war das «Comeback» seines Teams «auch eine der Geschichten dieser WM, darum grosses Kompliment an die Mannschaft.»

In der Verteidigung konnten die Schweizer nicht mehr an die starken Leistungen gegen Frankreich (24:25) und Island (20:18) anknüpfen. Die schnellen Kreuzbewegungen der athletischen Portugiesen bereiteten ihnen Mühe, was auch an den schweren Beinen lag. Torhüter Nikola Portner, der in den drei Begegnungen zuvor brilliert hatte, gelangen zwar einige wichtige Paraden, für einen weiteren Schweizer Exploit hätte er aber mehr als sieben Schüsse abwehren müssen.

Im Angriff war einmal mehr Verlass auf Schwerarbeiter Andy Schmid, der elf Tore erzielte, sieben vom Penaltypunkt aus. Der fünffache MVP der Bundesliga wurde im fünften Spiel der Schweizer an dieser WM zum dritten Mal zum besten Akteur der Partie gekürt. Kreisläufer Alen Milosevic, der vier Treffer schoss, verzeichnete eine makellose Wurfbilanz.

Nun gilt es, die Batterien so gut wie möglich wieder aufzuladen. Die Schweizer wollen sich am Sonntag gegen Algerien mit dem dritten Sieg bei der ersten WM-Teilnahme seit 1995 aus dem Turnier verabschieden. «Es sind weitere 60 Minuten, die wir an der WM spielen dürfen. Das ist ein riesiges Geschenk», blickte Tynowski freudig voraus. Es sei interessant, mal gegen eine nicht-europäische Equipe anzutreten.

Suter sagte zum Duell gegen Algerien: «Das letzte Spiel ist für uns von grosser Bedeutung.» Denn mit einem Erfolg würden die Schweizer die WM in der ersten Ranglistenhälfte beenden - es sind erstmals 32 Teams dabei. «Das ist ein grosses Ziel von uns und wäre ein ganz wichtiger Schritt für den Verband», so Suter.

Telegramm:

Schweiz - Portugal 29:33 (15:17)

Madinat Sittah Uktubar. - keine Zuschauer. - SR Garcia/Marin (ESP). - Torfolge: 0:2, 1:3, 3:3, 10:10, 10:12, 12:13, 12:15, 15:17; 18:20, 18:22 (35.), 20:24, 23:24 (41.), 23:27, 24:28, 26:28, 27:30, 29:30 (55.), 29:33. - Strafen: 4mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 3mal 2 Minuten gegen Portugal.

Schweiz: Portner (1 Tor/7 Paraden)/Bringolf; Schmid (11 Tore/7), Rubin (4), Tynowski (2), Svajlen, Lier (1), Sidorowicz (2), Raemy (1), Röthlisberger (1), Schelker (1), Tominec, Gerbl, Zehnder (1), Milosevic (4), Novak.

Portugal: Quintana (2 Paraden)/Humberto Gomes (6); Portela (2 Tore), Duarte, Iturriza (7), Ferraz (2), Martins (3), Moreira (1), Silva (2), Salina (1), Borges, Branquinho (3), Cavalcanti, Areia (3), André Gomes (3), Magalhaes (6).

Bemerkungen: Schweiz ohne Meister (verletzt), Küttel (krank), Maros (positiv auf Corona getestet), Ben Romdhane und Grazioli (beide überzählig). Portela schiesst Penalty an die Latte (55./29:30).

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