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Für Clint Capela beginnt ein neues Kapitel

Mit der NBA-Saison schlägt Clint Capela ein neues Kapitel auf. Der Genfer, im Februar von Houston nach Atlanta transferiert, ist wieder fit und steht vor dem ersten Spiel mit den Hawks.

Agentur
sda
22.12.20 - 06:49 Uhr
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Clint Capela gehört zu den vielen Menschen, die sehr froh sind, dass das Jahr 2020 bald vorbei ist. Der Center verletzte sich im Januar am Fuss, bevor er im Monat danach und bei aufkommender Coronavirus-Pandemie umziehen musste. Nun wartet er sehnsüchtig auf sein erstes NBA-Spiel mit dem Klub aus Georgia, welcher am 23. Dezember auswärts auf die Chicago Bulls trifft. Er habe hart für seine Rückkehr gearbeitet, so Capela, und er wolle in einem Team mitwirken, das gewinne.

Der Alltag der NBA-Spieler wird noch immer vom Coronavirus dominiert. Trotz des Erfolgs der Disney-World-«Blase» in Orlando und dem Titelgewinn der Los Angeles Lakers ist die NBA nicht in der Lage, eine solche Struktur für die vor ihr liegende Saison mit 72 Qualifikationsspielen (statt 82) durchzusetzen. Das bedeutet, dass die Spieler extrem vorsichtig sein müssen, um sich nicht anzustecken, wie Capela erklärt: «Ich habe mich bislang nicht mit Covid-19 angesteckt. Ich bin sehr vorsichtig, aber man kann nie sicher sein. Wir werden jeden Tag getestet, bevor wir zum Training kommen. Bis das Ergebnis vorliegt, müssen wir 45 Minuten im Auto warten.»

Durch die Einführung verschiedener Impfstoffe könnten sich die Protokolle noch ändern, aber das ist vorerst nicht der Fall. «Wir gehören nicht zu den vorrangigen Personen wie Senioren und das Pflegepersonal», ist sich Capela bewusst. «Wenn wir uns impfen lassen müssen, um weiter spielen zu können, hätte ich nichts dagegen.»

Clint Capela steigt in seine siebte Saison in der NBA. Mit 26 Jahren merkt der Genfer, dass sein Körper einer hohen Belastung ausgesetzt ist: «Man hat das Gefühl, dass man schneller altert. Es ist ein so intensives Leben. Aber ich arbeite daran, noch lange dominant zu sein.» In seiner letzten Saison mit den Houston Rockets kam er im Schnitt auf 13,9 Punkte und 13,8 Rebounds.

Capelas Freude ist gross, dass er nach überstandener Verletzung endlich wieder aufs Parkett darf. In den Vorbereitungsspielen merkte er, wie bei ihm die Aufregung vor dem Saisonstart steigt: «Es ist ein Marathon und kein Sprint. Man muss die Intensität allmählich aufbauen, um seine Topform spät in der Saison zu erreichen.» Seine Ausdauer müsse er allerdings noch verbessern, so der 2,08 m grosse und 108 kg schwere Romand, «aber was meine Achillesferse angeht, fühle ich mich viel besser. Mein Körper hat sich neu eingestellt.»

In Atlanta findet sich Capela in einer sich entwickelnden Mannschaft wieder, die mit Aufbauspieler Trae Young einen talentierten jungen Spieler in ihren Reihen hat. Mit seinen 26 Jahren gehört Capela fast schon zu den «Veteranen», wie er es selbst ausdrückt. «Das Team ist jung, jünger noch als in Houston. Es fehlt zwar an Erfahrung, aber wir arbeiten daran, die richtige Chemie zu finden», sagt er.

Die Hawks waren auf dem Transfermarkt aktiv und verpflichteten Danilo Gallinari, Shooter Bogdan Bogdanovic und den erfahrenen Spielmacher Rajon Rondo (34), der vom NBA-Champion Los Angeles Lakers nach Atlanta stiess. «Wir werden alles tun, um die Playoffs zu erreichen. Aber es wird nicht einfach», sagt Capela.

Auch in Atlanta hat der Schweizer Houston nicht vergessen. «Es ist meine Heimat und die Stadt, die ich liebe», resümiert er im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. In der texanischen Stadt besitzt er ein Appartement, dort wohnt seine Freundin auch jetzt noch. «Wir sehen uns vor allem an den Wochenenden», sagt Capela, der sich aufgrund von Corona an viele Regeln halten muss.

Deshalb hat er seine Familie seit mehr als sechs Monaten nicht mehr gesehen. Das ist hart, selbst wenn man pro Jahr mehrere Millionen Dollar dafür bezahlt bekommt, Basketball zu spielen. «Sie sollten bald einmal kommen», meint Capela abschliessend. «Aber mit den Quarantänen und der aktuellen Situation weiss ich nicht, ob es so toll wäre, zu Hause bleiben zu müssen. Ehrlich gesagt, möchte ich im Moment einfach nur diese Saison beginnen.»

Alle gegen die Lakers

Dabei ist es erst zweieinhalb Monate her, seit die Los Angeles Lakers in der «Bubble» in Orlando den Titel gewannen. Die Glamour-Franchise aus Kalifornien, angeführt von ihrem Starspieler LeBron James, visiert in der neuen Saison einen speziellen Rekord an.

Wenn es den Lakers in der 75. NBA-Saison gelingt, die Meisterschaft erfolgreich zu verteidigen, hätten sie ihren 18. Titel erobert. Damit lägen sie in der ewigen Bestenliste vor den Boston Celtics und wären alleiniger Rekordmeister der Liga, der sie seit deren Gründung 1946 angehören. Damals war die Franchise noch in Minneapolis im Grosse-Seen-Gebiet («Great Lakes») beheimatet, woher sich auch ihr Name erklärt.

Für LeBron James geht es um den persönlich fünften NBA-Titel. Und der bald 36-Jährige kann diesem Ziel in seinem gewohnten Umfeld nachjagen, schliesslich hat die Ligaführung die fast totale Abschottung der Profis in einem riesigen Komplex des Disney-Konzerns in Orlando aufgegeben. Mit diesem Plan hatte die Liga die wegen Covid-19 im März unterbrochene Saison 2019/20 ab dem Sommer gerettet. Nun werden die Teams wieder kreuz und quer durch ein weites Land reisen. Selbst eine geringe Anzahl von Fans ist in manchen Hallen erlaubt. Tägliche Tests bleiben an der Tagesordnung.

«Wer nicht in der Bubble war, hat keine Ahnung. Der wird nie verstehen, wie schwer es war, sich selbst zu motivieren, diesen Titel zu gewinnen», macht James keinen Hehl über die tiefen Einschnitte ins Leben der Profis. «Ich habe meine Familie achteinhalb Wochen nicht gesehen. Ich habe meine Kinder nicht gesehen, bis ich aus der Blase draussen war.»

James unterschrieb ebenso wie der zweite Star im Team, Anthony Davis, einen neuen Vertrag. Das kongeniale Duo wird zumindest noch bis 2023 gemeinsam im Lakers-Dress einlaufen. «Wir werden alles, was wir haben, für diesen Klub geben. Die Lakers glauben an uns und haben uns mit diesen Verträgen belohnt. Es ist eine grossartige Partnerschaft», sagt Davis. Hochkarätige Neuzugänge wie Montrezl Harrell, der Deutsche Dennis Schröder und der spanische Center Marc Gasol dürften das Ensemble gar noch etwas stärker machen.

Zu den Herausforderern zählen neben den bereits erwähnten Clippers die Denver Nuggets, die Dallas Mavericks und Utah Jazz in der Western Conference. Im Osten sind es Finalverlierer Miami Heat, die Milwaukee Bucks, die Philadelphia 76ers sowie die Celtics und Brooklyn Nets, bei denen der lange verletzte Kevin Durant endlich sein Debüt geben wird.

Ins Mittelfeld orientieren werden sich wohl die Houston Rockets, die bereits Russell Westbrook an die Washington Wizards abgaben und auch Superstar James Harden zu verlieren drohen. Die Golden State Warriors konnten zwar Stephen Curry wieder fit begrüssen, müssen aber ein weiteres Jahr auf Klay Thompson verzichten, der einen Achillessehnenriss erlitt. Nichts mit dem Titel zu tun haben werden die in der Eastern Conference beheimateten Atlanta Hawks mit dem Genfer Clint Capela.

72 Spiele sieht der Plan in der Qualifikation vor, 82 Partien wären es in einer regulären Saison gewesen. Die Playoffs finden im gewohnten Umfang statt, spätestes Ende der Saison ist der 22. Juli - der Tag vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio.

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