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Tiger Woods als chancenloser Titelverteidiger

Anderthalb Jahre nach seinem Triumph im April 2019 tritt Tiger Woods ab Donnerstag am US Masters in Augusta als Titelverteidiger an. Als Titelverteidiger, dem kaum jemand reelle Chancen einräumt.

Agentur
sda
12.11.20 - 04:00 Uhr
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Es war eine Sensation, als Tiger Woods in jenem April 2019 im Augusta National Golf Club in Georgia triumphierte. Zwischen dem 14. und dem 15. Grand-Slam-Titel musste Woods fast elf Jahre verstreichen lassen, zwischen dem vierten und dem fünften Sieg an seinem Lieblingsturnier, dem US Masters, volle 14 Jahre. Hartnäckige, teils schwere Knieverletzungen und der Ende 2009 ausgebrochene, selbstverschuldete Ehe- und Sexskandal warfen ihn in der Leistungsfähigkeit auf dem Platz zurück. Ab 2014 konnte er wegen seines lädierten Rückens vier Saisons lang kaum noch spielen.

Würde Woods in dieser Woche im 93-köpfigen Feld erneut gewinnen und sich Jack Nicklaus' Rekord von 18 Titeln an Majorturnieren bis auf zwei Siege nähern, wäre dies eine fast noch grössere Sensation - oder sogar ein Wunder. Seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den USA im Juni bestritt er nur gerade sechs Turniere. In dieser Zeit war der 37. Platz an der US PGA Championship im August das beste Resultat. Im September schied er am US Open als 89. nach zwei Runden aus. Seither spielte er nur noch Ende Oktober in Thousand Oaks in Kalifornien. Dort lief es ihm kaum besser: Er klassierte sich als 72. im hintersten Teil der Finalisten. Zur mangelhaften Form gesellt sich das fortschreitende Alter. Am 30. Dezember wird der Superstar 45 Jahre alt.

Koepka, Johnson, Rahm

Wer aber sind am 84. US Masters die wirklichen Favoriten? Der Amerikaner Brooks Koepka ist mit vier zwischen Juni 2017 und Mai 2019 errungenen Majortiteln der erfolgreichste Golfprofi der jüngsten Zeit. Aber Verletzungen in Knie und Hüfte setzten ihn in diesem Herbst zwei Monate lang ausser Gefecht. Das Comeback gab er erst vor drei Wochen.

Der 36-jährige Amerikaner Dustin Johnson ist der Leader der Weltrangliste, aber er kann an den Turnieren auf Grand-Slam-Stufe viel zu selten sein richtiges Können ausspielen. Bisher hat er erst ein Major gewonnen, das US Open 2016. Jon Rahm, Spanier mit Schweizer Wurzeln und derzeit mit knappem Rückstand Zweiter der Weltrangliste, scheint reif für einen grossen Sieg zu sein. In erst vier vollen Saisons als Profi war er an den Majors zweimal Vierter und einmal Dritter.

Die Amerikaner Matthew Wolff und Collin Morikawa sind Shooting Stars. Beide wechselten erst im Juni 2019 zu den Profis, und beide sind bereits Turniersieger. Morikawa errang im August dieses Jahres an der US PGA Championship in San Francisco sogar schon seinen ersten Majortitel. Wolff und Morikawa sind in dieser Woche ebenso zu beachten wie der den Ball am weitesten schlagende Amerikaner Bryson DeChambeau, Sieger des US Open im September.

Zwei US Masters am Stück

Die Coronavirus-Pandemie hat den Kalender der grossen vier Golfturniere, der sogenannten Majors, komplett durcheinandergebracht. Das alljährlich für den Juli vorgesehene British Open wurde gestrichen. Die US PGA Championship, das US Open und das US Masters fanden beziehungsweise finden mit monatelangen Verspätungen statt. Falls die Spieldaten und die Reihenfolge im nächsten Jahr eingehalten werden können, wird demnach ein US Masters direkt auf das andere folgen.

Das Inventar der heutigen vier Majors besteht seit der Gründung des US Masters im Jahre 1934. Bis heuer gab es in den jährlichen Abläufen nie Unregelmässigkeiten, sieht man vom Ausfall der Turniere während des Zweiten Weltkriegs ab.

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