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Sonnenstich und Fieber: Federer ist gegen Nadal chancenlos

Roger Federer vs. Rafael Nadal ist eines der grossen Duelle in der Sportgeschichte. Am 28. März 2004 stehen sich der Schweizer und der Spanier in Key Biscayne zum ersten Mal gegenüber.

Agentur
sda
28.03.20 - 04:00 Uhr
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Die Sonne war längst untergegangen über dem Centre Court der Tennis-Anlage von Key Biscayne, dieser langgezogenen Insel vor Miami im Süden Floridas. Ein paar hundert Fans harrten aus, warteten auf den letzten Match dieses Sonntags. Das heisst: Die meisten von ihnen warteten auf den Auftritt von Roger Federer, seit knapp zwei Monaten die Weltnummer 1. Nur ein paar absolute Tennis-Nerds warteten auch auf Rafael Nadal. Erst die Nummer 34 im Ranking war der Spanier, aber ein grosses Versprechen. Laufstark soll er sein, mit harter linker Vorhand.

Trotz der Vorschusslorbeeren, mit denen der 17-jährige Nadal nach Florida gereist war, erwartete man einen Sieg von Federer. Einen weiteren Sieg auf dem Weg zum nächsten Titel. Beim Australian Open, in Dubai und in Indian Wells hatte er bereits triumphiert in diesem Jahr. Doch es kam anders: Federer war in diesem Spiel der 3. Runde gegen Nadal ohne Chance. 3:6, 3:6 hiess es nach 69 Minuten. Wie schwach Federer spielte, zeigte sich in einem Game im zweiten Satz. In diesem führte er 40:0 und gab den Service doch noch ab; weil ihm ein Doppelfehler und zwei leichte Fehler mit der Vorhand unterliefen.

Roger Federer war schon damals, mit 22 Jahren, ein fairer Sportler. Er lobte gegenüber den Medien die Leistung von Nadal («Er war heute einfach besser»). Dass es ihm gesundheitlich schlecht ging, erwähnte er nur im kleinen Kreis. Eine Woche zuvor hatte Federer in Indian Wells gewonnen. Es war ein kräftezehrendes Turnier gewesen. Federer hatte im Final einen Sonnenstich erlitten. Mit hohem Fieber war er von Kalifornien nach Florida gereist. Trainiert hat er in Key Biscayne kaum. Schon bei seinem ersten Spiel gegen den Russen Nikolai Dawydenko war er knapp vor dem Ausscheiden gestanden.

Während Federer seine Siebensachen packte, versuchte die Tennis-Welt diesen Rafael Nadal kennenzulernen. In seiner Biografie gab es ein paar spannende Einträge. Er hatte einen berühmten Onkel, Miguel Angel Nadal, der beim FC Barcelona und in der spanischen Fussball-Nationalmannschaft gespielt hatte. Und er kam nicht vom Festland, nicht aus Madrid oder Barcelona, sondern von der Ferieninsel Mallorca. Von dort kommen normalerweise keine grossen Sportler. Rafael Nadals Onkel war eine Ausnahme, der spätere MotoGP-Champion Jorge Lorenzo stand 2004 wie Nadal erst am Anfang seiner Karriere.

Solche Recherchen über Rafael Nadal kann man sich heute fast nicht mehr vorstellen. Und was man damals am 28. März 2004 nicht wissen konnte: Federer vs. Nadal war das erste Duell zweier Spieler, welche das Tennis später mehr als anderthalb Jahrzehnte lang prägen sollten. Federer vs. Nadal wurde zum wohl grössten Duell in der Geschichte dieses Sports und zu einem der überragenden in der Sport-Geschichte.

Das Duell ist deshalb so faszinierend, weil sich Federer und Nadal zwar mögen, aber halt als Athleten so unterschiedlich sind. Hier Federer mit seiner Eleganz und Raffinesse, dort Nadal mit seinem Kampf und seiner Laufbereitschaft. Hier Federer mit seiner rechten Hand, dort Nadal mit seiner linken. Hier Federer mit seiner Kunst, dort Nadal mit seinem Biss. Federer war jahrelang auf Rasen fast unschlagbar, Nadal ist es auf Sand heute noch.

40 Mal sind sich Federer und Nadal bisher auf der ATP-Tour begegnet. Ein paar Mal auch ausserhalb der offiziellen Turniere. Bei Exhibitions zum Beispiel in den «Matches for Africa». Oder 2007 in Palma de Mallorca in der «Battle of Surfaces». Da war eine Seite des Platzes mit Rasen bedeckt, die andere mit Sand. Eine Hälfte für den Rasenspezialisten Federer, eine Hälfte für den Sandspezialisten Nadal.

Dieses Duell auf verschiedenen Belägen gewann übrigens Nadal. Das hatte seine Logik. Denn Federer ist zwar in allen wesentlichen Statistiken besser als Nadal: mehr Grand-Slam-Titel (20:19), mehr ATP-Titel (103:85), mehr Wochen die Nummer 1 (310:207), mehr Preisgeld (130 Mio Dollar : 120 Mio Dollar). Doch in den Direktbegegnungen hat Nadal die Nase vorn. 24:16 Siege für den Spanier lautet die Zwischenbilanz. Das ist deutlich. Fast so deutlich wie der Ausgang des ersten Duells der ewigen Rivalen am 28. März 2004 in Florida.

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