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Pirmin Langs Geständnis erschüttert die Schweizer Szene

Der Schweizer Radsport sieht sich durch das Doping-Geständnis von Pirmin Lang erschüttert.

Agentur
sda
23.02.20 - 10:55 Uhr
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Pirmin Lang war auf höchstem Niveau als Helfer unterwegs
Pirmin Lang war auf höchstem Niveau als Helfer unterwegs
KEYSTONE/EPA/NICOLAS BOUVY

Der ehemalige Profi Lang hat gestanden einem international tätigen Dopingnetzwerk angehört zu haben. Der 35-Jährige praktizierte mit Hilfe des deutschen Sportarztes Mark Schmidt in den Jahren 2015 und 2016 Blutdoping. Dies zeigen Recherchen der «Neuen Zürcher Zeitung» und der «NZZ am Sonntag». Schmidt hatte Lang und viele Sportler mehr, die bei ihm jahrelang Eigenblutdoping betrieben haben sollen, persönlich belastet. Obwohl die deutschen Fahnder die Aussagen des mutmasslichen Drahtziehers in die Schweiz übermittelten, passierte monatelang wenig.

Lang, der erst mit fast 28 Jahren Radprofi wurde, stand grösstenteils bei IAM Cycling unter Vertrag. Von 2013 bis 2016 gehörte er wie der ebenfalls geständige Österreicher Stefan Denifl dem mittlerweile nicht mehr existierenden Schweizer Team an. Siege feierte Lang - ein klassischer Helfer - keine. Als Karriere-«Höhepunkte» sind vielmehr seine Teilnahmen an der Vuelta 2014 (mit Schlussrang 146) und dem Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich (2013 bis 2015, nie besser als 130.) zu sehen. 2016 holte er an den Schweizer Strassen-Meisterschaften hinter seinem AM-Teamkollegen Jonathan Fumeaux die Silbermedaille.

Gründer eines Talent-Teams

Nach dem Karrierenende gründete Lang das Team Swiss Racing Academy. Die Zielsetzung der SRA: Schweizer Talente sollen die Gelegenheit erhalten, an Strassenrennen teilzunehmen. Gemäss der «NZZ am Sonntag» sah sich durch diese neue Tätigkeit die Aargauer Staatsanwaltschaft alarmiert. Es wäre möglich gewesen, dass er den einstigen Betrug fortsetzt und nun junge Fahrer dopt.

Deshalb hat bei Lang am letzten Mittwoch eine Hausdurchsuchung stattgefunden. Zudem wurde er von den Ermittlern mitgenommen und an zwei Tagen befragt. Dabei soll die Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf ein aktuell strafbares Verhalten gefunden haben, wodurch kein Fahrer der SRA unter Dopingverdacht steht. Drei dieser Fahrer stehen im Swiss-Cycling-Aufgebot für die am 26. Februar beginnende Bahn-WM in Berlin.

Zumindest die sportliche Leitung des Talent-Teams hat Lang abgegeben. Doch der Gründer ist im Handelsregister als Vorstandspräsident eingetragen, das Team ist an Langs privatem Wohnsitz registriert.

«Ich war Teil des Aderlass-Netzwerks»

Lang hat bislang erst ein längeres Statement auf Twitter veröffentlicht, in dem er schrieb: «Ich habe in meiner Karriere als Radprofi betrogen. Ich war Teil des Aderlass-Netzwerks. Ich habe gelogen und bin für meine Taten verantwortlich.» Das Dopingnetzwerk des Deutschen Schmidt flog im Rahmen der Operation Aderlass im Umfeld der Nordischen Ski-WM 2019 auf.

Teil dieses Netzwerks war auch der ehemalige Schweizer Nationaltrainer Danilo Hondo. Der 46-jährige Deutsche war im Mai 2019 nach seinem Doping-Geständnis von Swiss Cycling per sofort freigestellt worden. Obwohl der Verband mit dem privaten Projekt Swiss Racing Academy von Lang nicht direkt in Verbindung steht, kommt dessen Doping-Fall Swiss Cycling ungelegen. Sportdirektor Thomas Peter reagierte gegenüber der «NZZ» enttäuscht auf die Nachricht. «Das wirft uns wieder zwei Jahre zurück», so der Berner.

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