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Wachablösung muss wohl weiter warten

Bei den Grand Slams sind die grossen drei weiter unantastbar. Die Favoriten am US Open heissen wie üblich Novak Djokovic und Rafael Nadal, gefolgt von Roger Federer.

Agentur
sda
26.08.19 - 05:02 Uhr
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Es gab einmal eine Zeit, da war Roger Federer im New Yorker Stadtteil Flushing Meadows ähnlich unschlagbar wie in Wimbledon. Fünfmal hintereinander holte der mittlerweile 38-jährige Basler von 2004 bis 2008 den Titel. Dann aber riss die Serie mit einer ärgerlichen und unnötigen Fünfsatz-Niederlage im Final 2009 gegen Juan Martin Del Potro. Mittlerweile wartet Federer bei keinem anderen Grand-Slam-Turnier so lange auf einen Triumph wie in New York.

Nur noch einmal, 2015 gegen Novak Djokovic, stand der Schweizer in den letzten zehn Jahren im Final. Auch diesmal wird der Finaleinzug ein hartes Stück Arbeit und käme fast schon einem Exploit gleich. Gemäss Papierform müsste Federer im Halbfinal den Titelverteidiger und Weltranglistenersten Djokovic aus dem Weg räumen - und anschliessend vielleicht gleich noch Rafael Nadal. Ein Kraftakt, der ihm bei einem Grand-Slam-Turnier noch nie gelungen ist. Vor eineinhalb Monaten im Wimbledon-Final vereitelte Djokovic nach zwei abgewehrten Matchbällen das Husarenstück und damit den 21. Grand-Slam-Titel Federers.

Nun spricht einiges dafür, dass Djokovic (aktuell 16 Grand-Slam-Siege) und Nadal (18) dem Rekordsieger weiter auf die Pelle rücken. Der Serbe hat vier der letzten fünf Major-Turniere gewonnen, Nadal scheint gesundheitlich so fit wie seit Langem nicht mehr. Er überzeugte mit dem Sieg in Montreal und gönnte sich dann gleich nochmals eine Pause, um in Flushing Meadows in Bestform antreten zu können. Djokovic liess umgekehrt wie Federer das Turnier in Kanada aus und scheiterte in Cincinnati überraschend im Halbfinal am Russen Daniil Medwedew. Dennoch hinterliess er den besseren Eindruck als Federer, der bereits in der 3. Runde die Segel streichen musste. Dieser nützte dafür die unverhoffte freie Zeit zu ausgiebigen Trainings in New York. Es macht den Anschein, dass die drei Titanen im Vollbesitz ihrer Kräfte antreten können.

Das ist am US Open besonders wichtig. Die meist hochsommerlichen Temperaturen gepaart mit hoher Luftfeuchtigkeit fordern den Spielern physisch enorm viel ab. Bei seiner sensationellen Achtelfinal-Niederlage gegen John Millman sah man Federer vielleicht zum ersten Mal in seiner Karriere sein Alter an. Er wird sich deshalb hüten, bereits auf ein Duell mit Djokovic zu schielen. Im Interview mit SRF verspricht er aber auch: «Ich fühle mich besser als in den letzten zwei Jahren in New York und bin für eine Überraschung gut.» Er habe hart trainieren und alles machen können, was er gewollt habe.

Das Warten auf Wawrinkas nächsten Coup

Und was ist mit der nächsten Generation? Die zeigte ihr Können bei der nächsthöheren Kategorie der Masters-1000-Events sowie den ATP Finals immer wieder auf. Mit Alexander Zverev, Grigor Dimitrov, Jack Sock, John Isner, Karen Chatschanow, Dominic Thiem, Fabio Fognini und zuletzt eben Medwedew schrieben sich in den letzten zweieinhalb Jahren nicht weniger als acht neue Namen in die Siegerliste ein. Über drei Gewinnsätze gilt jedoch «Business as usual». Marin Cilic war am US Open 2014 der letzte Premieren-Sieger auf höchster Bühne.

Ein neuer Sieger wäre auch diesmal eine grosse Überraschung. Der formstarke Russe Medwedew könnte im Viertelfinal versuchen, Djokovic gleich ein zweites Mal aus der Spur zu bringen - falls der Serbe nicht eine Runde zuvor an Stan Wawrinka scheitert. Der auch bereits 34-jährige Waadtländer ist eine Art Sonderfall. Er gehört selbstverständlich längst nicht mehr der nächsten Generation an und hat bereits zur Genüge bewiesen, dass er in der Lage ist, Grand-Slam-Turniere zu gewinnen. Er war am US Open 2016 sogar der letzte ausserhalb der «Big 3», der sich eine solche Trophäe krallte.

Er hat aber nach seiner schweren Knieoperation bisher weder seine frühere Konstanz wiedergefunden noch Exploits gezeigt. Er lässt seine Klasse allerdings immer wieder aufblitzen, scheint physisch wieder auf der Höhe und ist deshalb immer ein Kandidat für einen ganz grossen Coup.

Vervollständigt wird das Schweizer Trio durch Henri Laaksonen. Der auf Platz 120 der Weltrangliste zurückgefallene Schaffhauser gewann am US Open noch nie eine Runde. Gegen den Sandplatz-Spezialisten Marco Cecchinato winkt ihm aber durchaus eine Chance, sich wieder Richtung Top 100 zu bewegen.

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