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Sorgt Desplanches für das nächste Schweizer Schwimm-Highlight?

Dank Lagen-Europameister Jérémy Desplanches darf Swiss Swimming auf die erste WM-Medaille seit zwölf Jahren hoffen. Selber mag sich der Genfer für Gwangju aber keine Medaille zum (Haupt-)Ziel setzen.

Agentur
sda
20.07.19 - 05:00 Uhr
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Jérémy Desplanches im Mai 2019 im Training in Nizza
Jérémy Desplanches im Mai 2019 im Training in Nizza
KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Anders als 2017, als sich von Swiss Swimming nur ein Quintett für die WM zu qualifizieren vermochte, sind heuer in Südkorea gleich ein Dutzend Schweizer Schwimmer mit von der Partie. Die stark gewachsene WM-Delegation steht nicht etwa für erleichterte Selektionsbedingungen, sondern vielmehr für den Aufschwung des Schweizer Schwimmsports in den letzten Monaten und Jahren. Dabei überstrahlt die EM-Goldmedaille von Jérémy Desplanches über 200 m Lagen im letzten August in Glasgow alles. Vor dem Genfer war an kontinentalen Titelkämpfen als einzige Schweizerin erst Flavia Rigamonti zu Gold geschwommen. Die Tessinerin sorgte bislang auch für die letzte Schweizer WM-Medaille im 50-m-Becken, nämlich 2007 als Zweite über 1500 m Crawl.

Wenn er in Südkorea eine Medaille gewinnen könnte, «so wäre das genial», sagt Desplanches. Der 24-Jährige, der seit Frühjahr 2014 in Nizza beim französischen Erfolgscoach Fabrice Pellerin trainiert, weist jedoch auf den enormen Niveau-Unterschied zwischen Europa- und Weltmeisterschaften hin. «Mein Hauptziel für die WM ist eine gute Zeit», der Rest werde sich ergeben, so Desplanches, der bereits vor zwei Jahren im WM-Final stand und Achter geworden war. Nach Gwangju reiste der Schweizer Rekordhalter als Fünftschnellster der Weltrangliste.

Nächste Garde steht bereit

War Desplanches im Junioren-Alter noch nicht gross aufgefallen, so drängt bei Swiss Swimming aktuell der Nachwuchs aus allen Landesregionen mit Vehemenz nach oben. Mit dem 19-jährigen Berner Thierry Bollin, dem 18-jährigen Genfer Roman Mityukov und dem gar erst 16-jährigen Thurgauer Antonio Djakovic gelangt in Gwangju ein an internationalen Nachwuchs-Titelkämpfen erfolgreiches Teenager-Trio zum WM-Debüt.

Djakovic zeigte erst vor zwei Wochen an den Junioren-Europameisterschaften im russischen Kasan brillante Leistungen, als er über 400 m Crawl den Titel und über 200 m Crawl die Bronzemedaille gewann. An der WM nicht dabei ist hingegen Noè Ponti, zuletzt in Kasan über 50 m Delfin ebenfalls Junioren-Europameister geworden. Der 18-jährige Tessiner hatte im Frühling die für Gwangju geforderte Limite knapp verpasst.

Staffel-Quotenplatz im Visier

Die Swiss-Swimming-Delegation, die sich während zehn Tagen bei besten Bedingungen im japanischen Fuji auf die WM vorbereitete und am Mittwoch nach Gwangju reiste, umfasst auch fünf Athletinnen. Am meisten wird Maria Ugolkova über 200 m Lagen zugetraut. «Maria sollte sicher in die Halbfinals kommen, dann wird es eng. Es muss alles passen, dass sie in den Final einziehen kann», sagt Markus Buck über die letztjährige EM-Dritte, die bereits zum vierten Mal an Weltmeisterschaften teilnimmt. Aussichten auf eine Halbfinal-Teilnahme sieht der Chef Leistungssport Schwimmen von Swiss Swimming auch für die Brustschwimmerin Lisa Mamié und die Crawlsprinterin Nina Kost.

Das grosse WM-Kader hat zur Folge, dass Swiss Swimming auch im Staffelbereich Ambitionen hegen darf. Jeweils die ersten zwölf Nationen pro Disziplin sichern sich in Gwangju einen Quotenplatz für Tokio 2020. «Die Zielsetzung des Verbandes ist, dass sich eine Schweizer Staffel möglichst direkt für Olympia qualifiziert. Am ehesten möglich erscheint das bei der 4x100-Meter-Crawlstaffel der Frauen», sagt Markus Buck, der zudem auch intakte Chancen für die 4x200-m-Crawlstaffel der Männer sieht.

Wenn in der kommenden Woche die Top 12 knapp verpasst werden sollten, so müssen die Olympia-Hoffnungen noch nicht begraben werden. Aufgrund der erreichten Zeit wird der Weltverband FINA unter den verbleibenden Ländern bis nächsten Sommer vier weitere Staffel-Startplätze pro Disziplin vergeben.

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