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Die noch grössere Herausforderung

Roger Federer steigt als Aussenseiter in seinen zwölften Wimbledon-Final am Sonntag gegen Titelverteidiger Novak Djokovic, den Dominator der letzten zwölf Monate.

Agentur
sda
14.07.19 - 07:27 Uhr
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Der Baselbieter spielt in diesen Tagen aber so stark wie lange nicht mehr an einem Grand-Slam-Turnier.

Der Sieg von Roger Federer im Halbfinal gegen Rafael Nadal war auch am Tag danach noch immer das grosse Gesprächsthema in Wimbledon. «Federers Revanche» titelte die «Times», «The Daily Telegraph» geriet ab dem Schweizer ins Schwärmen und schrieb vom «Fliegenden Federer», der gelegentlich auch «die Gesetze der Physik ausser Kraft setzen» würde.

Einen Monat vor seinem 38. Geburtstag verblüffte Federer die Sportwelt einmal mehr. Er wirkte in der Neuauflage der Wimbledon-Finals von 2006 bis 2008 gegen seinen ewigen Rivalen so explosiv und aggressiv wie in seinem Comeback-Jahr 2017, als er am Australien Open und in Wimbledon seine Grand-Slam-Siege 18 und 19 feierte. So stark wie in der zweiten Turnierwoche hatte sich der Baselbieter zuletzt in Melbourne 2018 präsentiert, als er seinen 20. und bislang letzten Major-Titel gewann.

In Wimbledon fehlt der letzte Schritt zum Titel noch. Am Sonntag wartet mit Titelverteidiger Novak Djokovic der Dominator der letzten zwölf Monate auf Federer, der nach seinem Triumph gegen Nadal im Gegensatz zu Zuschauern und Medien äusserlich relativ gelassen blieb. «Ich weiss, dass das Turnier noch nicht vorbei ist.»

Djokovic sei in Wimbledon die noch grössere Herausforderung als Nadal, bekannte Federer. 2014 und 2015 unterlag der Rekordsieger von Wimbledon jeweils im Final dem Serben, der mit seinem fünften Titel mit Björn Borg gleichziehen könnte. Acht der letzten zehn Duelle der beiden an Grand-Slam-Turnieren entschied Djokovic für sich, seit Federers Comeback 2017 haben sie aber nie mehr eine Best-of-Five-Partie gegeneinander gespielt.

«Letztlich wird es darauf ankommen, wer an diesem Tag der Bessere ist», sagte Federer. «Wer ist in einer besseren mentalen Verfassung? Wer hat noch mehr Energie übrig?» Für Fed-Cup-Captain Heinz Günthardt ist klar, dass auf Federer in dessen zwölftem Wimbledon-Final viel Arbeit warten wird. «Djokovic retourniert wesentlich besser als Rafa, gegen ihn muss man sich alles holen.»

Der Kampf um die Rekorde

Im Final geht es nicht allein um den Titel in Wimbledon, sondern auch darum, wer einst als erfolgreichster Spieler in die Historie eingehen wird. «Ich versuche, in diesem Sport Geschichte zu schreiben und so viele Grand-Slam-Titel wie möglich zu gewinnen», sagte Djokovic nach seinem Halbfinal-Sieg gegen Roberto Bautista Agut. «Sie sind mein grösstes Ziel.»

Noch hat Djokovic fünf weniger auf dem Konto als Federer. Neun seiner 15 Major-Titel gewann der Serbe aber in den letzten fünf Jahren und damit deutlich mehr als Nadal (4) und Federer (3). Auch den Rekord Federers von 310 Wochen als Nummer 1 hat Djokovic im Visier, wozu ihm noch rund ein Jahr an der Spitze des Rankings fehlt.

Trotz seiner Erfolge und Dominanz auf dem Platz: In der öffentlichen Wahrnehmung ist Djokovic hinter Federer und Nadal nur die Nummer 3. Am Sonntag werden die Sympathien klar verteilt sein, zumal sich Djokovic in den letzten Wochen aufgrund seiner Rolle als Präsident des ATP-Spielerrats in England keine Freunde gemacht hat. Dies bekam er auch gegen Bautista Agut zu spüren, was ihn zu einigen provokanten Gesten verleitete. «Ich weiss, was mich erwartet», sagte der Serbe. «Ich habe hier in Wimbledon gegen Roger 2014 und 2015 zwei epische Finals gespielt.»

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