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Letzter Sieg vor dem Testosteron-Limit

Caster Semenya zieht im 800-m-Rennen zum Auftakt der Diamond-League in Doha voll durch und liefert wohl auf absehbare Zeit ein letztes Mal eine Weltklasse-Zeit ab.

Agentur
sda
03.05.19 - 20:42 Uhr
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Daumen hoch, aber mehr nicht: Caster Semenya nach ihrem Sieg in Doha.
Daumen hoch, aber mehr nicht: Caster Semenya nach ihrem Sieg in Doha.
KEYSTONE/AP/KAMRAN JEBREILI

In 1:54,98 Minuten kam die Südafrikanerin bis auf 7 Zehntel an ihre Bestzeit heran.

Die intersexuelle Semenya ging ein letztes Mal ohne medikamentöse Behandlung an den Start - sofern die zweifache Olympiasiegerin ihre Karriere überhaupt fortsetzen wird. Der internationale Sportgerichtshof in Lausanne war am Mittwoch der Argumentation des Weltverbandes IAAF gefolgt, wonach der Zwang zur Einnahme von Hormonpräparaten zur Senkung des Testosteron-Spiegels rechtens sei, um einen fairen Wettkampf zu garantieren.

Semenya hatte sich in der Vergangenheit bei ihren Siegen oft zurück gehalten und nicht das letzte Quäntchen Energie aus sich herausgepresst. Sonst wäre der Uralt-Weltrekord der Tschechin Jarmila Kratochvilova (1:53,28 Minuten) aus dem Jahr 1983 wohl gefallen, was die Diskussionen zusätzlich befeuert hätte. In Doha nun, zu Beginn der Saison bestimmt noch nicht in Topform, gab sie alles. Den obligaten Blumenstrauss nahm Semenya ohne ein Lächeln entgegen.

«Das Rennen war fantastisch und ich habe getan, was ich tun musste. Ich bin sehr glücklich. Ich glaube, ich bin aus einem bestimmten Grund in dieser Welt, wir leben ein langweiliges Leben, deshalb müssen wir jeden Moment unseres Lebens geniessen», sagte die Siegerin gemäss der Nachrichten-Agentur AFP. «Es geht darum, die Welt zu inspirieren. Es ist mehr als ein Spiel, mehr als nur Sport. Es geht um Menschenwürde, um Stolz. Die Leute kämpfen gegen mich, ich bekämpfe sie nicht.»

Semenya war schon einmal zur Einnahme von Hormonen gezwungen worden und war in dieser Phase zu einer Läuferin von nationalem Format mutiert. 2015 musste die IAAF diese Regel nach einer erfolgreichen Klage aufheben. Somit standen an den Olympischen Spielen 2016 in Rio mit Semenya, Francine Niyonsaba aus Burundi und Margaret Wambui (Kenia) drei Intersexuelle auf dem Podest. Das Trio trat auch in Doha geschlossen an. Niyonsaba wurde mit knapp drei Sekunden Rückstand Zweite, Wambui musste sich mit Platz 6 begnügen.

Im Rennen über 400 m Hürden der Frauen, der Disziplin der Europameisterin Lea Sprunger, gab das US-Girl Dalilah Muhammad den Tarif durch. Die Olympiasiegerin umrundete die Bahn in 53,61 Sekunden - die Schweizerin lief noch nie unter 54 Sekunden. Hinter der Amerikanerin Ashley Spencer wurde Hanna Ryschykowa Dritte (54,82 Sekunden). Die Läuferin aus der Ukraine hatte vergangenen August an den EM in Berlin hinter der Westschweizerin Silber gewonnen.

Sprunger steht am kommenden Wochenende bei den World Relays in Yokohama mit der 4x400-m-Staffel erstmals in dieser Saison im Einsatz. Ein erster Start über 400 m Hürden ist für den 6. Juni beim Diamond-League-Meeting von Rom geplant.

Die Europameisterin Dina Asher-Smith gab im Rennen über 200 m auch auf der Weltbühne den Tarif bekannt. Die Britin gewann bei einem Rückenwind von 1,1 m/s in 22,26 Sekunden. Die Schweizerin Sarah Atcho kam nicht auf Touren und verfehlte in 23,89 Sekunden ihre persönliche Bestzeit um über eine Sekunde.

Beim Sprint-Event der Männer über 200 m setzte sich der Welt- und Europameister Ramil Guliyev durch. Der Türke mit aserbaidschanischer Herkunft durchbrach die Marke von 20 Sekunden (19,99).

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