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Joner Volleyballer schliessen freiwilligen Abstieg nicht aus

Als krasser Aussenseiter geht der TSV Jona am Samstag in die NLA-Play-offs gegen Amriswil. Die Joner haben in der laufenden Saison fast nur verloren. Deswegen stellen sie sich nun sogar die Grundsatzfrage.

Linth-Zeitung
16.03.19 - 04:30 Uhr
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Ob der TSV Jona in der kommenden Saison noch in der NLA antritt, ist nicht sicher.
Ob der TSV Jona in der kommenden Saison noch in der NLA antritt, ist nicht sicher.
PATRICK DIENER

von Stefan Kleiser
Am Mittwoch wurde die Mannschaft über die Gedankenspiele des Klubvorstands, das Team aus der NLA zurückzuziehen, informiert. Und sie war schockiert. So berichtet es Vereinspräsident Hajo Zwanenburg. Dass der TSV Jona Volleyball über den freiwilligen Abstieg des Fanionteams in die Nationalliga B nachdenkt, hatten die Spieler nicht erwartet – trotz der sportlich erfolglosen Saison. Derzeit laufen die Abklärungen, ob Kader, Finanzen und Organisation für ein Team in der höchsten Spielklasse genügen.

Hajo Zwanenburg, der TSV Jona hat in der zu Ende gegangenen Qualifikation in 21 Spielen nur sechs Punkte gewonnen. Warum?
Das ist für uns alle auch enttäuschend. Wir erwarteten, dass wir im Vergleich mit den anderen Klubs besser dastehen. Aber das Niveau ist gestiegen, und wir sind gleich stark geblieben. Dadurch wurden wir im Vergleich zu den anderen schlechter. Dazu hatten wir nur ein Zehn-Mann-Kader. So war es schwierig, taktisch zu agieren.

Aber das kleine Kader war ja selbst gewählt …
Wir fanden keine zusätzlichen Spieler. Trainer Denis Milanez sagte: «Ich brauche Volleyballer, die am gleichen Strick ziehen und die das gleiche Mindsetting haben.» Sonst arbeite er lieber mit weniger Spielern.

Ein herber Dämpfer war auch das Ausscheiden im Cup-Viertelfinal gegen Züri Unterland aus der NLB. Wie gross war die Enttäuschung?
Das Ausscheiden im Cup war typisch dafür, was passiert, wenn man viele Spiele und knappe Sätze verliert: Man spielt ohne Selbstvertrauen. Wir trafen dann auf eine Mannschaft aus der Nationalliga B mit viel Selbstvertrauen, die ihre Chance packte. Wir verpassten in diesem Spiel eine einmalige Gelegenheit (Züri Unterland steht mittlerweile im Cupfinal, die Red). Wir waren mental nicht bereit.

«In einer normalen Meisterschaft wären wir abgestiegen.»
Hajo Zwanenburg, Präsident des TSV Jona Volleyball

Bedeutet die Niederlage gegen Züri Unterland nicht auch gleichzeitig, dass Jona das Niveau für die NLA fehlt?
Doch. Der Stand in der Tabelle bestätigt das. In einer normalen Meisterschaft wären wir abgestiegen (weil die NLA nur aus acht Teams besteht, sind alle für die Play-offs qualifiziert und gibt es keinen Absteiger, die Red.). Aber wir gingen das Risiko ein, mit einem jungen Team und nur zehn Spielern in die Saison zu starten. Luzern beispielsweise spielt mit vier Ausländern. Wir wollten kein finanzielles Risiko eingehen. Dass es so herauskommt, haben wir aber nicht erwartet. Auf der anderen Seite hatten wir noch nie einen so guten Mannschaftsgeist. Noch nie waren die Trainings so gut besucht – und das war Denis Milanez wichtig. Und wir hatten noch nie so wenige Verletzungen.

Trainer Milanez hat immer betont, seine Spieler bräuchten Zeit, zwei bis drei Jahre, aber die habe er nicht. Er wolle Erfolg in zwei, drei Monaten. Ist er mit dieser Idee gescheitert?
Nein. Wir geben ihm Zeit. Es ist ein Druck, den er sich selbst auferlegt. Es gab nie eine Diskussion um ihn. Wir würden gerne mit ihm weitermachen, und er will das selber auch. Es steht sogar ein Zweijahresvertrag zur Diskussion.

Macht es bei den vielen Niederlagen denn überhaupt noch Sinn, weiter in der Nationalliga A zu spielen?
Wir stellten uns diese Frage auch – und wir stellen sie uns immer noch. Wir hätten uns bis Ende Februar für die NLA der kommenden Saison anmelden müssen.

Das geschah also nicht?
Wir haben eine Fristerstreckung verlangt. Das taten wir noch nie. Wir analysieren, ob wir ein kompetitives Kader zusammenbringen, ob wir genug Sponsoren haben und ob die Organisation genug stark ist, um in der Nationalliga A zu bleiben. Wenn diese drei Dinge nicht stimmen, werden wir nächste Saison in der Nationalliga B spielen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden wir aber mindestens eine weitere Saison in der Nationalliga A anhängen. Wir wollen für den Nachwuchs die Vorbildfunktion erhalten.

Wie sieht es im sportlichen Bereich aus für nächste Saison?
Im Moment sieht es so aus, dass wir Joel Maag und Lars Bischof verlieren werden. Das tut uns extrem weh, weil sie aus dem eigenen Nachwuchs kommen. Ihre Abgänge müssen wir kompensieren mit Junioren, Ausländern, Spielern von anderen Vereinen. Allerdings gibt es wenige Spieler, die sich schon so früh für die nächste Saison entscheiden wollen.

«Vielleicht müssen wir wegkommen von unserer Vorgabe, jede Saison ein bis zwei Junioren in die erste Mannschaft einzubauen.»
Hajo Zwanenburg

Letzte Woche gab Swiss Volley bekannt, dass Traktor Basel und Lutry-Lavaux in die NLA aufsteigen wollen. Das käme dem TSV Jona Volleyball doch gelegen?
Uns käme zugute, wenn es in der nächsten Saison zehn statt acht Teams in der NLA hätte. Es gäbe mehr Mannschaften, die wir schlagen können. Aber wir sind überzeugt, dass das Niveau in der Nationalliga A immer besser wird. Darum müssen auch wir besser werden. Vor fünf, sechs Jahren war mit Schweizer Junioren im Kader der fünfte oder sechste Platz möglich. Vielleicht müssen wir wegkommen von unserer Vorgabe, jede Saison ein bis zwei Junioren in die erste Mannschaft einzubauen. Oder ein Ausbildungsverein werden für andere NLA-Klubs, zum Beispiel Amriswil oder Näfels.

Am Samstag beginnt der Play-off-Viertelfinal gegen Amriswil. Was wollen Sie von Ihrem Team gegen Amriswil und – wie anzunehmen ist – in den darauf folgenden Platzierungsspielen sehen?
Kampfgeist, ein Miteinander und dass die Mannschaft im entscheidenden Moment noch cooler ist. Mehr als zwei Spiele gegen Amriswil wird es nicht geben, wir werden sie verlieren, da bin ich realistisch. Aber ich bin überzeugt, dass wir Mannschaften wie Bern oder Näfels schlagen können. Dass wir Letzter werden, ist nicht fix.

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