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«Ich war viel nervöser als an einem Sportanlass»

Nino Schurter ist am Sonntag an den Credit Suisse Sports Awards in Zürich als Schweizer Sportler des Jahres ausgezeichnet worden. Es folgte für den Bündner Mountainbike-Star eine lange Nacht.

Südostschweiz
11.12.18 - 04:30 Uhr
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von Jürg Siegel

Erstmals hat sich in den seit 1950 durchgeführten Sportlerwahlen ein Mountainbiker durchgesetzt. Der 32-jährige Bündner Nino Schurter, im September an der Heim-WM in Lenzerheide zum siebten Mal Weltmeister geworden, gewann vor Roger Federer und Dario Cologna. Gestern sprach Schurter über Emotionen und was in der Nacht nach dem Triumph noch alles geschah.

Nino Schurter, was fühlten Sie, kurz bevor Sie zum Sportler des Jahres ernannt wurden?

Es war aufregend. Ich war sehr nervös, viel nervöser als an einer Sportveranstaltung. Denn eine solche Wahl kann man nicht beeinflussen. Ich sass einfach da und wartete darauf, bis hoffentlich mein Name am Schluss genannt wird. Als dies geschah, war das ein unglaublicher Glücksmoment. Es freut mich für den ganzen Mountainbikesport, dass ich den Preis entgegennehmen durfte. Es ist auch für mich eine Ehre, allein wenn man die Klasse der übrigen Nominierten sieht. Das sind alles grosse Sportler. Jeder hätte es verdient, zu gewinnen.

Was war mitentscheidend für Ihren Sieg?

Man muss die Leute mit Emotionen abholen. Das gelang an der WM in Lenzerheide. An diesem Event war die Stimmung gewaltig. Das haben die Leute nicht vergessen.

Waren Sie überzeugt davon, Sportler des Jahres zu werden?

Ich hatte ein gutes Gefühl, auch weil mir viele Menschen gesagt hatten, dass ich es diemal packe. Aber ein gutes Gefühl hatte ich bereits in den vergangenen zwei Jahren (schmunzelt). Es brauchte zehn Anläufe, bis es klappte. Sportlich habe ich fast alles erreicht. Schweizer Sportler des Jahres zu werden, war der Titel, der am schwierigsten zu gewinnen war.

Wie wichtig ist Ihnen diese Auszeichnung?

Es ist eine Auszeichnung auf einer anderen Ebene. Wichtig sind die sportlichen Erfolge. Nur so kann ein Titel Sportler des Jahres überhaupt zustande kommen.

Was geschah in Zürich noch, als die Kameras aus waren?

Ein Medienmarathon wartete auf mich. Es wurde auch noch angestossen, unter anderem mit meinem Vater. Was besonders schön war: Ich hatte das Gefühl, dass mir sehr viele Leute diesen Titel gönnen.

Bemerkenswert war auch, wie deutlich Sie gewonnen haben.

Das freut mich sehr, vor allem, dass die Zuschauer derart auf meiner Seite waren.

In der Sendung hatten Sie während der Dankesrede mit den Tränen zu kämpfen …

Ich wurde sehr emotional, was ich von mir sonst nicht so kenne. Ein sportlicher Höhepunkt ist gewaltig. In Zürich wars auch gewaltig. Aber anders. Ich hatte die Möglichkeit, vor vielen Leuten etwas zu sagen. Gerade als es dann um Personen ging, die mir wichtig sind, die während des ganzen Jahres sehr viel für mich machen und genau so viel Zeit investieren wie ich selber auch, hatte ich mit den Tränen zu kämpfen.

Dario Cologna, der die Wahl 2013 gewonnen hat, war einer der Gratulanten. Was sagte er Ihnen?

Er hatte mir schon vor der Sendung gesagt, dass ich es diesmal schaffen werde. Er gönnt mir den Sieg sehr. Wir kennen uns ja gut. Er verfolgt meine Karriere, ich verfolge seine Karriere. Es findet auch immer ein Austausch statt.

Ihr Vater war in Zürich dabei, Ihre Frau und die dreijährige Tochter haben die Sendung am TV verfolgt. Wurden Sie nach Ihrer Heimkehr mit einem Champagner-Frühstück begrüsst?

(Lacht.) Das nicht. Ich kam um 2.45 Uhr nach Hause und ging dann gleich ins Bett. Geschlafen habe ich gar nicht gut. Meine Tochter hat die Sendung nicht bis zum Schluss gesehen. Am nächsten Morgen, als sie aufstand, sah sie auf dem Küchentisch dann den Preis und fragte: «Was ist denn das?» Sie weiss, ich habe etwas gewonnen. Worum es bei dem Preis geht, versteht sie aber noch nicht.

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