Logbuch der Schmerzen
Seit etwas mehr als einem Jahr sorgen Engi & Candinas mit ihren Videodrehs in der Region regelmässig für Lacher und erstaunte Gesichter. Für ihr jüngstes Projekt mussten die Herren jedoch so einiges einstecken und landeten letztlich gar auf der Notfallstation des Kantonsspitals Graubünden. Ein Logbuch der Geschehnisse.
Seit etwas mehr als einem Jahr sorgen Engi & Candinas mit ihren Videodrehs in der Region regelmässig für Lacher und erstaunte Gesichter. Für ihr jüngstes Projekt mussten die Herren jedoch so einiges einstecken und landeten letztlich gar auf der Notfallstation des Kantonsspitals Graubünden. Ein Logbuch der Geschehnisse.
Donnerstag, 17.45 Uhr – Abfahrt
Kameramann/Regisseur Marco Hartmann, der Mann für die schönsten Bilder in der Region, holt Engi & Candinas in ihren Häuslichkeiten am Fusse der Churer Hausberge ab. Service wird beim Dreiergespann grossgeschrieben. Ziel: die Sportanlagen Ried in Landquart. Auftrag: Engi & Candinas trainieren mit den Calanda Broncos.
Candinas: «Kli nervös bini schu, aber miar hend jo Usrüschtig ah.»
Engi: «Kli nervös sinds bi da Broncos worschinli scho, aber si händ jo Usrüschtig ah.»
Hartmann: «I hoffa dia beida Jungs gönnd nit mim Krankawaga hei…»
18.10 Uhr – Eintreffen am Ziel
Von den Spielern, Coach Buffum sowie unserem Kontaktmann ist weit und breit noch niemand zu sehen. Okay, wir sind auch 20 Minuten zu früh. Ein totaler Fehlentscheid, da der Anblick der weitläufigen Sportanlage von Minute zu Minute zur grösseren Qual wird.
Engi: «Claudio, frog mi bitte um a Nervositäts-Zigi. Besser zwei.»
Candinas: «Mario, i bruch a Nervositäts-Zigi. Oder zwai.»
Hartmann: «So, miar bruchend a Istiegsszena… simuliaremer as netts Picnic?»
18.30 Uhr – Ankunft der Broncos und anschliessendes Fitting
Dass Coach Geoff Buffum ein äusserst sympathischer Typ ist, hilft jetzt auch nichts mehr. Die Begrüssung fällt zwar herzlich gewohnt aus, doch mit jedem weiteren Spieler, der den Rasen betritt, werden die Bewegungen des Video-Teams nervöser. Geistesgegenwärtig entscheiden wir uns, das besprochene Interview mit Buffum für «suedostschweiz.ch» und TV Südostschweiz noch vor dem eigentlichen Dreh zu führen. Wer weiss, ob wir danach körperlich und kognitiv überhaupt noch dazu in der Lage sein werden…
Engi: «Ob i a Migräna vorspiela söll, zum dr Demüatigung z entgoh?»
Candinas: «I hätt mittlerwiila kai Problem meh damit, wenn d’Usrüschtiga nur für da Mario langa würend.»
Hartmann: «Sack zement, au nu a Vollidiot filmt as Interview mim Coach ohni Stativ…»
19.00 Uhr – Warm Up und erste Instruktionen
Der Ton wird schärfer, Coach Buffum hat die Trillerpfeife fest im Griff respektive zwischen den geschürzten Lippen und gibt seinem Assistenten Anweisungen, uns adäquat aufzuwärmen. Wir erleben diese Phase des Trainings wie in Trance. Das einzige, was wir klar vor uns sehen, sind Schmerzen. Verursacht durch mindestens vier dieser durchaus trainierten und «kontaktfreudigen» Spieler.
Engi: «An flotta Vierer oder Füfer han i miar irgendwia anders vorgstellt ...»
Candinas: «Kumm schu, dena zaigsch, dass stoh bliibsch!»
Hartmann: : «I hoff i muass nit mis verstaubta Nothelfer-Wüssa uspacka…»
19.15 Uhr – Der erste Hit
Candinas beginnt. Ziel der Übung: Den Ball zirka 5 Meter weit in die End-Zone, markiert durch zwei kleine Plastik-Pylonen, zu bringen. Einziges Hindernis: Zwei Broncos-Spieler, die alles daran setzen werden, dies zu verhindern. Kamera bereit? Bereit! Broncos bereit? Bereit! Candinas bereit? Nein!
Okay, los! Ein schriller Pfiff, ein harter Hit und aus. Candinas liegt blutend mit Schnittwunde am Kinn auf dem Boden.
Candinas: «Was isch passiart? Mini Nasa tuat weh! Hoffentlich isch das Ding nid brocha!»
Engi: «Ach du ... - Claudio, dia glich Üabig droht jetz miar - und i rächa mi für di!»
Hartmann: «Jetz heissts, wohl oder übel, bloss nit ufhöra filma… sorry Claudio!»
19.17 Uhr – Engi muss einstecken
Während Candinas mittels spärlich ausgestattetem First-Aid-Köfferchen erstversorgt wird, stellt sich Engi mutig den nächsten Aufgaben. Wir können an dieser Stelle nicht genau rekonstruieren, worin genau der Sinn der einzelnen Drills eigentlich besteht. Ausser uns körperliche Schmerzen zuzufügen. Doch Engi lässt sich brav umnieten und steht wieder auf. Wird wieder spektakulär zu Boden gerissen. Und steht wieder auf. Der Mann scheint einen Körper aus Titan – oder Gummi – zu haben. Was für ein Teufelskerl!
Engi: «Was isch do eigentlich los? Wo bin i? Und wer zum Tüüfel bin i überhaupt?»
Candinas: «Jässes, das z’gseh tuat meh weh als dr Cut»
Hartmann: «Könntisch di au mol bizli filmriifer umniata loh, Mario…»
19.45 Uhr – Drehschluss
Das waren wohl die längsten 45 Minuten seit der letzten Mathe-Prüfung an der Kantonsschule. Doch wir haben es überlebt. Mehr oder weniger. Erschöpft, glücklich und doch etwas verstört ziehen wir uns um und machen uns auf den Rückweg. Schliesslich erwartet uns das Büro am nächsten Morgen wieder. Und zwar an einem Stück! Apropos…
Engi: «Äh Claudio, diar lauft no immer Bluat dr Hals aba.»
Candinas: «Das hört nid blüata. Isch dr Schnitt tüüf? Luagend mol, Jungs!»
Hartmann: «I luag schnell, ob z 'Gleis D' am Bahnhof no offa hät… nope.»
21.00 Uhr – Notfallstation Kantonsspital Chur
Nach einem kleinen Feierabend-Kaffee auf Engis Terrasse (welche zufälligerweise in Gehdistanz zum Kantonsspital Graubünden liegt) entschliessen wir uns, die Wunde in Candinas’ Gesicht kurzerhand zu fotografieren und einem Arzt zu zeigen. Via WhatsApp, da wir ja in einer digitalisierten Welt leben. Wärmste Empfehlung des Profis: «Nähen!» Also gehts auf zur Notfallstation, wo sich die Halbgötter in Weiss um Candinas’ Wunde kümmern. Viel übler als der Cut sehen jedoch Engis Blessuren an den Oberarmen aus. Die Farben der Hämatome lassen Rückschlüsse auf einen Kampf mit Hulk zu. Was die werten Fachleute in der Notfallstation wohl von uns denken… Auf jeden Fall werden wir mit einem Lächeln empfangen – und wohl mit einem herzlichen Lachen entlassen.
Engi: «Dä hübsch Bluamatopf uf dr Notfallstation ghört zwar zum Inventar, i tuan aber so, wia wenn dr Bluamatopf vo miar kämt und schenk na dr flotta Krankaschwöschter.»
Candinas: «Wenn Sie do schu am Näha sind, könnten Sie miar au gad ais Ohr kli alegga? Das stoht kli ab.»
Hartmann: (erlebt bange Minuten ausserhalb des Notfalls)
22.30 Uhr – Der wohlverdiente Feierabend-Drink
Vollumfänglich verarztet gönnen wir uns in der Churer Altstadt noch das, was man sich nach so einem Dreh verdient hat: ein Glas Hochprozentiges in Engis Stammbeiz. Schliesslich soll man Wunden ja desinfizieren. Und wir möchten in puncto mögliche innere Verletzungen lieber auf Nummer sicher gehen. So sind wir. Ein intensiver Drehtag mit den Calanda Broncos neigt sich dem Ende zu und wir schwelgen nochmals kurz in den Erinnerungen, die uns nach diversen Kopfstössen noch geblieben sind.
Engi: «Am Afang han i jo denkt, miar würen a ganz a schlechti Falla macha bi da Broncos. Und jetz muass i säga: Mol Engi, häsch recht kah.»
Candinas: «D’Broncos sind würklich geili Siacha! Machemer niameh.»
Hartmann: «Viva Jungs – ufd Broncos, aber natürli au uf eu!»
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