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Serbiens Offensive als Knacknuss für die Schweiz

Zum dritten Mal in den letzten vier Anläufen hat sich Serbien für die WM qualifiziert. Die Vorrunde hat der Schweizer Gruppengegner noch nie überstanden, aber nun ist die Hoffnung so gross wie nie.

Agentur
sda
16.11.22 - 16:00 Uhr
Fussball

«Die Euphorie wächst von Tag zu Tag. Die ganze Nation hofft auf den historischen Erfolg der Adler in Katar.» So schildert die serbische Tageszeitung «Alo!» die Fussball-Stimmung im Land mit der näher rückenden Winter-WM. Zwar ist die serbische Sport-Berichterstattung seit jeher von viel Pathos begleitet, doch dieses Mal ist sie trotz der umstrittenen Winter-WM im Wüsten-Emirat noch ausgeprägter.

Nicht nur die heimischen Medien und die eigenen Fans träumen vom grossen Wurf in Katar. Auch Experten aus aller Welt sehen in Serbien eine potenzielle WM-Überraschungsmannschaft. Auch das Team selber traut sich sehr viel zu. «Es gibt kein Limit für unsere Ambitionen», sagt Serbiens Nationalcoach Dragan Stojkovic. «Das Beste kommt erst. Wir sind in unseren besten Jahren», meint Stürmer Aleksandar Mitrovic.

Die Euphorie im Lager der Serben, die am 2. Dezember im letzten Gruppenspiel auf die Schweiz treffen, rührt von der guten Entwicklung und den starken Resultaten über die letzten 18 Monate her. 2021 qualifizierte sich Serbien als ungeschlagener Gruppenerster vor Portugal direkt für die WM, 2022 schaffte die Mannschaft in der Nations League den Aufstieg in die höchste Liga, vor Norwegen mit Erling Haaland.

Fünf Trümpfe

Wie bei der Schweiz scheint das Timing für die WM günstig. Auch Serbiens Nationalteam reist mit einer Reihe ausgereifter und formstarker Talente nach Katar. Serbiens Stärken liegen indes eindeutig in der Offensive. Während die Verantwortung in der Dreierabwehr auf Spielern wie Milos Veljkovic von Werder Bremen und dem Ex-Basler Strahinja Pavlovic lastet, muss sich die Offensive vor keinem Gegner verstecken.

Dusan Vlahovic und Aleksandar Mitrovic bilden ein international gefürchtetes, physisch ungemein wuchtiges Stürmer-Paar. Mitrovic, mit 50 Länderspieltreffern Serbiens Rekordtorschütze, ist Fulhams Tormaschine schlechthin. Mit 43 Toren führte er seinen Klub in der letzten Saison gefühlt im Alleingang zurück in die englische Premier League, in dieser Saison traf er in zwölf Ligaspielen neunmal. Für den sechs Jahre jüngeren Vlahovic überwies Juventus Turin im Januar mehr als 80 Millionen Euro an die Fiorentina.

Gefüttert werden die grossen Stürmer mit Flanken von Filip Kostic, der letzte Saison mit Eintracht Frankfurt die Europa League gewann und dann zu Juventus Turin wechselte. Für die kreativen Momente sorgt insbesondere Ajax Amsterdams Captain Dusan Tadic auf der Zehnerposition.

Etwas weiter hinten steht Sergej Milinkovic-Savic, der in der Mittelfeldzentrale mit seiner physischen Präsenz für Stabilität sorgt und zugleich über reichlich Offensivpotenzial verfügt. Mit 27 Jahren hat Milinkovic-Savic mehr als 300 Partien für Lazio Rom absolviert. Auch im Klub gehört er zu den absoluten Leistungsträgern. In 14 Serie A-Spielen der laufenden Saison kommt er auf drei Tore und sieben Vorlagen, zweimal traf er überdies in der Europa League.

Mit Stojkovic kommt der Erfolg

Angesichts des Offensivpotenzials erstaunt es nicht, dass den Serben in Katar viel zugetraut wird. Vor nicht allzu langer Zeit lagen die Adler aber noch am Boden. 2018 verpassten sie die EM-Qualifikation als Dritte hinter Portugal und der Ukraine deutlich. Der Umschwung setzte erst vor 18 Monaten ein, als Dragan Stojkovic den Trainerposten übernahm.

Stojkovic, seinerzeit 84-facher Nationalspieler für Jugoslawien mit je zwei WM- und EM-Teilnahmen, setzte trotz der Verunsicherung im Team von Beginn weg auf einen offensiven Fussball und traf damit ins Schwarze. Auf Anhieb genoss er die volle Rückendeckung; es gelang ihm, dass die Mannschaft wieder zusammenrückte.

Die Schweiz dürfte es also im designierten Schlüsselspiel am 2. Dezember mit einem stärkeren Serbien als vor vier Jahren bei dem von vielen politischen Nebengeräuschen begleiteten 2:1-Sieg in Russland zu tun bekommen.

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