×

Millionenspiele auf der drittgrössten Bühne

Während Zürich mit einem Vorsprung ins Rückspiel der Europa-League-Playoffs steigt, müssen Basel und YB heute einen Rückstand wettmachen, um in die Conference-League-Gruppenphase zu kommen.

Agentur
sda
25.08.22 - 06:00 Uhr
Fussball
In Brüssel geht es für YB darum, den vorzeitigen Abschied aus dem Europacup zu verhindern
In Brüssel geht es für YB darum, den vorzeitigen Abschied aus dem Europacup zu verhindern
KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

Die beste Nachricht für den FC Zürich findet sich auf dem Spielplan. Am Donnerstag steht keine Partie in der Super League an, sondern das Rückspiel der Playoffs zur Europa League gegen Heart of Midlothian. Der Kontrast ist frappant. Tritt der Schweizer Meister in der Super League an, hat er in dieser noch jungen Saison überhaupt nicht das Bild eines Champions abgegeben, vielmehr derart harm- und ideenlos agiert, dass im Umfeld schon vereinzelt die Frage aufgeworfen wurde, wie lange der neue Trainer Franco Foda noch im Amt sein würde.

Steht aber nicht die heimische Meisterschaft im Programm, läufts dem FCZ besser. Die erste Hürde im Schweizer Cup hat er mit einem 4:0-Erfolg gegen Promotion-League-Klub Cham souverän übersprungen. Was bei den Zürcher Verantwortlichen um Präsident Ancillo Canepa aber vor allem für Zuversicht sorgt, sind die Auftritte, die der FCZ zuletzt auf europäischer Bühne hinlegen konnte.

Nach dem knappen Scheitern im der Qualifikation zur Champions League gegen Karabach aus Aserbaidschan haben die Zürcher eine Stufe tiefer gegen die Nordiren von Linfield und zuletzt die Schotten von Heart of Midlothian dreimal in Serie gewonnen. Im Hinspiel vor einer Woche war Zürich im St. Galler Exil überlegen und reagierte stark auf den Rückstand, sodass die Chancen nach dem 2:1-Sieg gut stehen, erstmals seit der Saison 2018/2019 wieder in die Gruppenphase der Europa League einzuziehen- solange die Zürcher in der schottischen Hauptstadt Edinburgh nicht ihr Super-League-Gesicht aufsetzen. Sonst droht der Fall in die drittklassige Conference League.

Trostpreis hier, Jackpot da

Was für Zürcher ein Trostpreis wäre, wäre für Basler und Berner der Jackpot. Der FC Basel und die Young Boys haben die Teilnahme an der Gruppenphase der Conference League fest in ihrer Planung einkalkuliert. Doch dieses Saisonziel ist für beide Teams nach halbem Pensum nicht einfacher zu erreichen geworden. Im Gegenteil. Sowohl der FCB als auch YB verloren im Hinspiel 0:1, Basel auswärts in Sofia, die heimstarken Young Boys sogar zuhause gegen Belgiens Rekordmeister Anderlecht.

Es ging nicht lange, ehe die ersten Szenarien gezeichnet wurden, was ein Scheitern der erfolgreichsten zwei Schweizer Klubs der letzten Jahre bedeuten würde. Natürlich einen Rückschlag, was die Rangierung der Schweiz im Ranking der Länderkoeffizienten angeht, da nur noch der FCZ als potenzieller Punktesammler übrigbliebe. Aber vor allem würde das Verpassen dieses Saisonziels für beide Klubs auch intern zu Veränderungen führen.

Die Kader der Basler und Berner sind darauf ausgerichtet, einer Dreifachbelastung durch Meisterschaft, Cup und Europacup standzuhalten. Fällt von diesen drei erwarteten Aufgaben bereits die erste weg, liesse sich bei mindestens sechs Partien weniger die Belastung kaum noch so auf die Schultern der Belegschaft verteilen, dass alle im Team zufrieden sind. Sowohl Basels Trainer Alex Frei als auch YB-Coach Raphael Wicky haben es bislang gut verstanden, die Rotationsmaschine am Laufen zu halten und Spieler von einer Partie zur nächsten auszutauschen. Ohne Europacup dürfte auch diese ins Stottern geraten.

Die Millionen-Frage

Es ist für beide Mannschaften das bisher wichtigste Spiel der Saison, das am Donnerstag um 19 Uhr in Basel beziehungsweise 20 Uhr in Brüssel angepfiffen wird, weil auch einige Millionen Prämien auf dem Spiel stehen. Anders als beim Überraschungsteam Vaduz, das nach dem 1:1 gegen Rapid Wien intakte Chancen besitzt, erstmals in eine europäische Gruppenphase einzuziehen, ist der Erfolgsdruck bei Basel und YB deutlich grösser.

YB-Verwaltungsrat Christoph Spycher beteuerte unlängst, dass ein Scheitern der Young Boys gegen Anderlecht nicht ein Loch in die Kassen der Berner reissen würde - der erfolgreichen letzten Jahre sei Dank. Und FCB-Besitzer David Degen zeigte sich nach dem Weiterkommen gegen Bröndby erleichtert, so ein finanzielles Fiasko abgewendet zu haben. Sportlich wäre eine Conference League ohne FCB und YB aber dennoch unerwartet - und enttäuschend.

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Artikel deaktiviert.
Mehr zu Fussball MEHR