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Zwischen den EM-Spielen klärt Fabian Rieder seine Zukunft

Gegen Deutschland kommt Fabian Rieder zu seinem Startelf-Debüt an der EM, tags darauf wird sein neuer Arbeitgeber bekannt. Es sind intensive Tage für den 22-jährigen Mittelfeldspieler.

Agentur
sda
26.06.24 - 05:00 Uhr
Fussball

Nachdem Rieder an der WM in Katar gegen Brasilien etwas überraschend in der Startformation gestanden hatte, setzte Yakin auch an der EM gegen den stärksten Gruppengegner von Beginn auf den Berner. Rieder, der davor zwei Teileinsätze bestritten hatte, zeigte erneut eine gute Leistung und leitete mitunter den Treffer von Dan Ndoye ein. Er verkörperte die «Galligkeit», die der deutsche Trainer Julian Nagelsmann der Schweizer Nationalmannschaft später attestierte. Und er zeigte, dass auf ihn Verlass ist, wenn es darauf ankommt.

Dass Rieder über herausragende Qualitäten verfügt, ist eigentlich schon lange bekannt. Der damalige YB-Sportchef Christoph Spycher war nur einer von vielen, die schon früh feststellten, dass Rieder das Zeug hat, «ein ganz Grosser zu werden». Trotzdem wurde es nach der WM wieder ruhiger um ihn. Während der EM-Qualifikation spielte Rieder meist in der Schweizer U21-Auswahl.

Das liegt auch daran, dass Rieder keine einfache Saison hinter sich hat. Nachdem er in der Super League zweimal hintereinander zum Youngster der Saison gewählt worden war, wagte er als YB-Rekordtransfer (rund 15 Millionen Franken Ablösesumme) den Schritt ins Ausland. Bei Rennes konnte er sich jedoch nicht durchsetzen, zudem warf ihn ein Mittelfussbruch Anfang des Jahres zurück. Trotzdem habe er aus der Ligue 1 viel mitgenommen und sich «in praktisch allen Bereichen weiterentwickelt», sagte Rieder. «Ich bin reifer geworden, dynamischer, besser mit dem Ball.»

Der Umgegrätschte gratuliert Rieder

Der am Montag bekannt gewordene leihweise Wechsel nach Stuttgart kann als Schritt nach vorne gewertet werden. Immerhin belegte das Team von Trainer Sebastian Hoeness in der vergangenen Saison hinter Meister Leverkusen den zweiten Platz und spielt damit im Herbst in der Champions League. Dies und die Aussicht, bei Heimspielen künftig vor 60'000 Fans aufzulaufen, sorgen bei Rieder für Hochstimmung.

Es sei schon seit einigen Wochen «ein bisschen Fahrt drin», sagte Rieder, als er auf die Verhandlungen mit dem VfB Stuttgart angesprochen wurde. Es habe mehrere Leih-Interessenten gegeben, der Zeitpunkt sei jedoch schwierig gewesen. «Ich wollte mich voll auf das Turnier konzentrieren und habe deshalb meinem Berater gesagt, er soll mir nur das Wichtigste weitergeben.»

Der Deal wurde vor dem Spiel gegen Schottland abgeschlossen, Rieder selbst wurde auf eigenen Wunsch erst danach informiert. Einer der ersten Gratulanten war ausgerechnet der deutsche Nationalspieler Maximilian Mittelstädt, den Rieder nach knapp 15 Sekunden an der Mittellinie umgegrätscht hatte. Der VfB-Profi nahm es ihm offenbar nicht übel. «Es ist schön, wenn dir die kommenden Mitspieler gratulieren und dich schon motivieren», sagte Rieder.

Mit Müller-Trikot im Gepäck gegen Italien

Dass Rieder in der Vergangenheit eher für Stuttgarts Konkurrenten Bayern München schwärmte, ist eine Nebensache. Da sei es ohnehin mehr um die Spieler als um den Verein gegangen, erklärte Rieder mit einem Zwinkern. Zu seinen Vorbildern im Bayern-Trikot zählten Toni Kroos, Thiago Alcantara und Joshua Kimmich. Im Spiel gegen Deutschland sicherte er sich das Leibchen eines weiteren Bayern-Stars. Nach der EM will Rieder das Trikot von Thomas Müller zu Hause an die Wand hängen.

Das Ende des Turniers kommt, wenn es nach Rieder geht, jedoch noch lange nicht. Nachdem er im vergangenen Jahr lange auf seinen Transfer habe warten müssen, gebe ihm die nun geklärte Zukunft «einen zusätzlichen Push». Nun freue er sich auf den Achtelfinal gegen Italien. «Nach dieser Gruppenphase können wir mit breiter Brust in das Spiel gehen.»

In diesem Spiel könnte Yakin wieder auf die Dienste von Rieder zählen. Nicht nur, weil er ein Mann für die grossen Spiele ist, sondern auch, weil durch die Sperre von Silvan Widmer auf der rechten Seite eine Lücke entstanden ist. Zwar hat der Nationalcoach Rieders künftigen Teamkollegen Leonidas Stergiou - wie Rieder Jahrgang 2002 - schon früh für diese Position in Stellung gebracht, doch mit seiner Bissigkeit gegen die Deutschen hat Rieder ebenfalls ein Bewerbungsschreiben abgegeben.

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