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Zweimal Winiger, einmal Pelé

Pelé hatte seine Auftritte beim FC Santos und in unvergesslicher Art an den WM-Turnieren. Trotzdem lassen sich auch in der Schweiz alte Fussabdrücke des Fussballkönigs finden.

Agentur
sda
30.12.22 - 18:45 Uhr
Fussball
Pelé hinterliess auch in der Schweiz seine Spuren
Pelé hinterliess auch in der Schweiz seine Spuren
KEYSTONE/AP NY/RAY STUBBLEBINE

Am 1. Juni 1961, rund drei Jahre nach dem in Schweden errungenen WM-Titel, sah man den damals erst 20-jährigen Pelé erstmals in der Schweiz. Mit dem FC Santos machte er im St.-Jakob-Park für ein Freundschaftsspiel mit dem FC Basel die Aufwartung. Historische Aufzeichnungen des Besuchs sind schwer zu finden.

Weit mehr Publizität bekam ein Freundschaftsspiel zwischen dem FC Zürich und dem FC Santos einschliesslich Pelé am Sonntag, 16. Juni 1968, im Letzigrund. Der FCZ siegte 5:4. Es war ein Spektakel vor 16'000 enthusiastischen Zuschauern. Der grosse Chronist Walter Lutz schrieb in der Fachzeitung «Sport»: «Zwei Mannschaften, die ohne jede nervliche Belastung, frei und unbeschwert spielen konnten, die den Angriff forcierten und es mit dem Decken nicht so genau nahmen, ermöglichten ein Schauspiel von aussergewöhnlicher Farbe und Lebendigkeit und dank Santos auch von einer Brillanz von seltener Eindrücklichkeit.»

Nach Toren von Kuhn, Winiger, Meyer, Künzli und nochmals Winiger führte Zürich 5:2, aber Santos kam auf 4:5 heran. So beschrieb Walter Lutz das letzte Tor der Partie, erzielt von Pelé: «Pelé liess mit einem Trick seinen letzten Gegner ins Leere laufen. Er donnerte den Ball mit unwahrscheinlicher Schärfe aus zwölf Metern via Lattenunterkante hinter die Linie.» Die Zuschauer waren begeistert über den Sieg ihrer Mannschaft und begeistert von der Kunst des Ausnahmefussballers.

Wer waren die FCZler, denen das für europäischen Fussballer schier exklusive Privileg zuteil wurde, gegen und mit dem grossen Pelé auf dem Platz zu stehen? Es waren Spieler, deren Namen etlichen Nostalgikern noch bekannt sein dürften: Karl Grob im Tor, Jürgen Neumann, Hubert Münch, Pirmin Stierli, Xaver Stierli, Rosario Martinelli, Köbi Kuhn, René Quentin, Christian Winiger, Fritz Künzli und Ernst Meyer. Die Zürcher waren wenige Wochen vorher unter dem bosnischen Trainer Lev Mantula Schweizer Meister geworden.

7200 Franken für Trogen

Im Oktober 1970 brachten Briefmarken-Bögen mit dem Sujet «1000. Tor von Pelé» für damalige Verhältnisse viel Geld ein. Nach einem Bericht des «Sport» fanden sich Liebhaber aus St. Moritz, Uster, Wettingen, Wetzikon, Zürich und Oslo, die insgesamt 7200 Franken springen liessen. Die Summe kam dem Kinderdorf Pestalozzi in Trogen zugute. Pelé persönlich sicherte zu, dass er das Kinderdorf auf einer seiner nächsten Europa-Reisen besuchen werde. Pelé war dem «Sport» zugetan, weshalb er die Fachzeitung diese Aktion durchführen liess. «Der 'Sport' hat meinen Namen im Dezember 1969 als einzige Fachzeitung der Welt bei der Sportpresse-Wahl an die erste Stelle gesetzt. Das war für mich eine grosse Ehre. Ausserdem ist es mir ein echtes Anliegen, für jene Kinder etwas zu tun, die ein schweres Los zu tragen haben.» So liess sich der Weltstar vernehmen.

Der Kaiser würdigte den König via Zürich

Zu Pelés 50. Geburtstag am 23. Oktober 1990 liess die Schweizer Nachrichtenagentur Sportinformation in Zürich einen ausführlichen Gruss schreiben. Der «Kaiser» Franz Beckenbauer, der damals recht frisch Deutschland als Bundestrainer zum WM-Titel in Italien geführt hatte, erklärte sich bereit und schrieb. Ein paar Passagen der Würdigung: «Als ich mit 12 Jahren Pelé an der WM 1958 begeistert zuschaute, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich einmal mit ihm in einer Mannschaft stehen würde wie später bei Cosmos New York. Über die Qualitäten dieses grossartigen, perfekten Spielers etwas zu sagen, scheint überflüssig. Pelé war der Grösste der Fussballgeschichte und ist es auch immer noch, wenn er jetzt 50 Jahre alt wird.» ... «Von Pelés Auftreten kann jeder Fussballer profitieren, wie ich es selbst auch getan habe. Allein seine Geduld, mit der er auch noch den tausendsten Autogrammwunsch eines Fans mit Liebenswürdigkeit und lächelnd erfüllt, ist vorbildlich.» ... «Es ist kein Zufall, dass die »Equipe« ihn schon zum Sportler des Jahrhunderts gekürt hat.»

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