Schweizer Neustart in Kopenhagen
Nach der begeisternden EM muss die Schweizer das Gezeigte bestätigen und neue Herausforderungen meistern. Die neue Kampagne beginnt am Donnerstagabend mit der Nations League in Kopenhagen.
Nach der begeisternden EM muss die Schweizer das Gezeigte bestätigen und neue Herausforderungen meistern. Die neue Kampagne beginnt am Donnerstagabend mit der Nations League in Kopenhagen.
Die letzte Reise zum Kopenhagener Parken Stadion liegt noch kein halbes Jahr zurück. Das torlose Remis gegen Dänemark war damals für die Mannschaft von Nationalcoach Murat Yakin der Start in die geglückte EM-Vorbereitung, die in das Turnier mündete, das nun gleichermassen Referenz und Verpflichtung ist.
Captain Granit Xhaka und Co. werden in den nächsten gut zwei Monaten in den sechs Spielen der Nations League gegen Dänemark, Spanien und Serbien an dem gemessen, was sie spielerisch in Deutschland gezeigt haben. Yakin wird auf dem Fussball aufbauen, der dort so sehr gefallen, der Italien überfordert sowie Deutschland und England an den Rand der Niederlage gebracht hat.
Personell wird Yakin umstellen müssen. Xherdan Shaqiri, Yann Sommer und Fabian Schär sind nach ihren Rücktritten nicht mehr dabei. Während die beiden Erstgenannten wohl auch bei einem Verbleib in der Nationalmannschaft nur Nebenrollen hätten erfüllen dürfen, ist der Verlust von Schär für den Trainer schmerzhaft. Die Dreierabwehr, die Basis des Schweizer Spiels an der EM, lebte auch vom Verteidiger von Newcastle United.
Kein Grund zur Sorge
Schön für die Schweiz, dass sie Alternativen besitzt. Gregor Kobel als neue und in der Bundesliga schon längst bewährte Nummer 1 im Tor, Nico Elvedi, Becir Omeragic oder Denis Zakaria für den frei gewordenen Posten in der Innenverteidigung und eine Handvoll Spieler, die darauf warten die Rolle von Shaqiri einzunehmen oder sie zum Teil schon eingenommen haben.
Bevor die Schweiz zum ersten Mal in diesem Zyklus antritt, der im besten und erwarteten Fall im Sommer 2026 mit der WM endet, sieht auf dem Papier alles glänzend aus. Kobel, Manuel Akanji, Xhaka und Breel Embolo bilden eine Achse, die jeder Nationalmannschaft gut anstehen würde. Zudem gibt es eine ganze Reihe von Spielern, von denen man auf internationalem Niveau noch einen Leistungssprung erwarten darf.
Die Suche nach weiteren Leadern
Neben den Goalies sind weitere acht Spieler Teil des aktuellen Zusammenzugs, die zehn oder weniger Länderspiele bestritten haben. Sie sollten im Laufe der Nations League, die in dieser Woche mit den Spielen in Dänemark am Donnerstag und in Genf gegen Europameister Spanien am Sonntag beginnt, Einsatzzeit bekommen. Das Schweizer Nationalteam, das in diesem Sommer die Erfahrung von über 300 Länderspielen verloren hat, muss zum Teil frisch aufgebaut werden.
Es gilt neue Leader zu finden. Das Potenzial dafür haben viele. Erzwingen lässt sich eine Führungsposition innerhalb des Teams aber nicht, weiss Yakin. «Es ist ein Prozess. Man muss in diese Rolle reinwachsen.» Akanji habe an der EM diesbezüglich gut gearbeitet. Embolo traut Yakin einen weiteren Schritt zu. Auch Kobel dürfte nach eine Phase der Bestätigung zu einem Leader werden, wie er es in Dortmund schon ist.
Zwei kurzfristige Ziele
Bei aller geplanten Feinjustierung darf nicht vergessen werden, dass in diesem Herbst auch Resultate gefordert sind. In der Nations League geht es in erster Linie um den Verbleib in der Liga A, der sich in der Gruppe mit Spanien, Dänemark und Serbien als herausfordernd ankündigt. Der Letzte steigt direkt ab, der Zweitletzte geht in eine Barrage gegen den Abstieg, und die ersten zwei kommen in die Viertelfinals.
Jeder Punkt verbessert für die Schweiz auch die Ausgangslage im Hinblick auf die wohl im Dezember stattfindende Auslosung der WM-Qualifikation. Schafft sie es als einer der zwölf Gruppenköpfe gesetzt zu sein, macht es den Weg Richtung nächstes grosses Turnier, für das sich nur die Gruppenersten direkt qualifizieren, einfacher. Wird wie zuletzt das FIFA-Ranking als Massstab herangezogen, ist die Schweiz derzeit das zehntbeste europäische Team. Hinter ihr hoffen unter anderen Österreich, die Türkei oder Dänemark noch auf einen Platz in den Top 12.