Mit dem Glück des Tüchtigen nach Wembley
Borussia Dortmund steht zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte im Final der Champions League. Etwas, das dem Team von Gregor Kobel nicht mal die kühnsten Experten zugetraut hätten.
Borussia Dortmund steht zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte im Final der Champions League. Etwas, das dem Team von Gregor Kobel nicht mal die kühnsten Experten zugetraut hätten.
«Borussia Dortmund wird im Januar nicht mehr international dabei sein», war sich Didi Hamann noch im Oktober sicher. Angesichts von nur einem Punkt aus zwei Spielen und ohne eigenen Treffer schien die Prophezeiung des deutschen TV-Experten nicht allzu gewagt, zumal sich die Borussia in einer Hammergruppe mit Paris Saint-Germain, der AC Milan und Newcastle United befand.
Rund sieben Monate später steht der Ballspielverein im Final der Champions League, zum dritten Mal nach 1997 und 2013. Die Mannschaft von Trainer Edin Terzic strafte Hamann Lügen, zog dank einer starken Reaktion als Gruppensieger in die K.o.-Phase der Königsklasse ein und setzte sich dort der Reihe nach gegen die offensivstarke PSV Eindhoven, das abgezockte Atlético Madrid und das Starensemble von Paris Saint-Germain durch.
Viel Leidenschaft und Glück
Vor allem der Sieg im Halbfinal gegen den französischen Serienmeister darf als Coup bezeichnet werden. Sowohl im Hin- als auch im Rückspiel setzte sich der Bundesligist gegen den Favoriten 1:0 durch. Dank einer starken Teamleistung, vielen gewonnen Zweikämpfen und dem nötigen Wettkampfglück.
Angeführt vom wiedererstarkten Mats Hummels, der defensiv mit zahlreichen Grätschen Kylian Mbappé mehr als einmal den Ball vom Fuss stibitzte und sich in jedes Kopfballduell stürzte, als wäre es das letzte seiner langen Karriere, wusste Dortmund mit Tugenden zu gefallen, die im Ruhrpott seit jeher geschätzt werden. Hinzu kam in Gregor Kobel ein starker Rückhalt. War der Schweizer Nationalgoalie doch mal geschlagen, rettete die Torumrandung.
Nicht weniger als sechs Mal trafen die Franzosen in 180 Minuten Latte oder Pfosten. «Wen interessiert's? Morgen fragt keiner mehr danach», sagte Marco Reus nach dem Spiel. Das Dortmunder Urgestein hat unlängst seinen Abschied nach mehr als 21 Jahren im Verein - darunter zwölf Jahre als Profi - bekannt gegeben. Zu gering waren in den letzten Spielzeiten seine Einsätze geworden, zu gross noch seine Lust am Spiel, als dass er stets von der Ersatzbank hätte zusehen wollen.
Erneut in London
Hollywood hat einmal mehr Regie geführt. Anders ist nicht zu erklären, dass der BVB an jenen Schauplatz zurückkehrt, an dem er eine seiner bittersten Niederlagen hinnehmen musste. Unter Jürgen Klopp verlor Dortmund 2013 im Londoner Wembley den Final gegen Bayern München. In zwei Hauptrollen damals: Reus und Hummels. Reus holte den Penalty heraus, der zum zwischenzeitlichen Ausgleich führte, Hummels grätschte vor dem entscheidenden Gegentreffer durch Arjen Robben ins Leere. Die Bayern jubelten, Dortmund war am Boden.
Nun sinnen die Schwarz-Gelben auf Revanche. Und dies ausgerechnet im letzten Spiel von Reus für den BVB. Er, der - auch aufgrund von so mancher Verletzung - mit dem zweimaligen Gewinn des Cups zu wenige Titel in seiner Vita vorweisen kann, hat die Chance, sich mit dem grösstmöglichen aller Pokale im Vereinsfussball zu verabschieden.
Gegner am 1. Juni ist Real Madrid - oder der FC Bayern.