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Lausanne-Ouchy steht vor dem grossen Coup

Stade Lausanne-Ouchy kann am Dienstag die Sensation schaffen und in die Super League aufsteigen. Die Waadtländer gehen mit einem 2:0-Vorsprung ins Rückspiel vor heimischem Publikum.

Agentur
sda
06.06.23 - 04:30 Uhr
Fussball

Anthony Braizat hätte nach dem doch überraschenden Auswärtserfolg in Sitten allen Grund gehabt, zumindest ein wenig zu lächeln. Doch der Trainer von Stade Lausanne-Ouchy zeigte sich an der Pressekonferenz mit ernster Miene und übte sogar Kritik an der Chancenverwertung seines Teams. «Aber immerhin hat das Ergebnis den Vorteil, dass sich meine Spieler auf das Rückspiel konzentrieren müssen», hielt der 45-jährige Franzose fest. Gedanken an einen möglichen Aufstieg möchte er, der auf diese Saison hin von «Partnerklub» Stade Nyonnais verpflichtet wurde, gar nicht erst aufkommen lassen.

Ein schwieriges Unterfangen. Gerade, weil zu Beginn der Saison wohl niemand auf die Waadtländer gewettet hätte, und das Team sechs Runden vor Schluss mehr oder weniger abgeschrieben wurde, dürften die Hoffnungen auf den sensationellen Aufstieg beim Quartierverein nun riesig sein.

Bis 2014 noch bei den Amateuren

Viele Teams hatten im Vorfeld der Saison zu den Kandidaten für die zweieinhalb Aufstiegsplätze gezählt: Lausanne-Sport als Absteiger mit finanzkräftigem Hauptsponsor war der klare Favorit. Dahinter würden sich wohl Aarau und Schaffhausen um die weiteren Plätze balgen, wurde weitläufig vermutet. Thun und Vaduz räumte man ebenfalls Aussenseiterchancen ein. Es sollte ganz anders kommen.

Zwar schaffte Lausanne-Sport den direkten Aufstieg, als Zweitplatzierte jedoch alles andere als souverän. Die Liga gewonnen hat überraschend Yverdon. Der Barrage-Platz ging mit Lausanne-Ouchy an ein Team, das vor zehn Jahren noch in der 2. Liga interregional spielte, also in der fünfthöchsten Liga.

2014, 2017, 2019: Innert fünf Jahren stieg SLO dreimal auf. Seit 2019 wird der Verein, der 2001 aus der Fusion von FC Stade Lausanne und FC Ouchy entstanden ist, vom einflussreichen Uhrenunternehmer Vartan Sirmakes präsidiert. Unter ihm etablierten sich die Waadtländer in der Challenge League. Doch trotz einem 3. Platz in der Saison 2020/21 wurde das Team kaum wahrgenommen. Es mangelt ihm an Strahlkraft.

Schon zweimal seit 2019 wechselte man das Stadion, die Spiele in der altehrwürdigen Pontaise wurden in dieser Saison von durchschnittlich 1200 Zuschauern besucht. Nicht zuletzt das Bild des leeren Gästeblocks in Sitten zeigte: Eine Fanbasis existiert nicht. Fürs Rückspiel wurden bei Interesse Tickets an waadtländische Klubs verteilt.

Emotionale Saison

Von dieser Aussenseitermentalität, die man im Vorfeld der Barrage auch beim FC Sion beschwören wollte, wird Lausanne-Ouchy getragen. Das Team hat eine emotionale Saison hinter sich, geprägt nicht zuletzt vom tragischen Unfalltod des Verteidigers Elia Alessandrini in der Winterpause. Dieser Schicksalsschlag schien die stark gestarteten Lausanner aus der Bahn geworfen zu haben. Aus den ersten fünf Spielen der Rückrunde holten sie nur einen Punkt. Sechs Runden vor Schluss war der einstige Tabellenführer auf den 6. Platz abgerutscht.

Es folgten jedoch sechs Spieltage, in denen Lausanne-Ouchy 16 Punkte holte, und zuletzt der starke Auftritt in der Barrage gegen Sion, der die Tür zur Super League weit öffnete. «Wir haben erst 25 Prozent der Arbeit erledigt», stapelte Trainer Braizat tief. «Um dieses Duell zu gewinnen, ist es wichtig, dass wir alle die Bescheidenheit bewahren.»

In den bisher 13 Barrage-Duellen seit 2004 hat sich nur vier Mal das Team aus der Challenge League durchgesetzt. Nach anfänglichen Zweifeln würde es inzwischen nicht mehr überraschen, wenn sich Lausanne-Ouchy als fünfte Mannschaft (nach Sion, Bellinzona, Servette und Vaduz) in die Liste eintragen würde.

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