Alters-Extreme und Eigentore prägen die Gruppenspiele der EM 2024
Die Vorrunde der EM 2024 hat von spektakulären Toren bis Kuriositäten viel zu bieten. Nachfolgend einige Auffälligkeiten.
Die Vorrunde der EM 2024 hat von spektakulären Toren bis Kuriositäten viel zu bieten. Nachfolgend einige Auffälligkeiten.
Eigentore
Es wurde in der Vorrunde zu einem Witz in den sozialen Medien: Ein gewisser «Eigentor» führte die Torschützenliste der EM an. Und das mit grossem Vorsprung. Siebenmal traf ein Spieler ins eigene Netz. Fabian Schärs Ablenker gegen Schottland ist hier nicht eingerechnet, ganz im Gegensatz zum missratenen Rückpass des Türken Samet Akaydin gegen Portugal, der Slapstick-Szene der Vorrunde schlechthin. Am meisten ins richtige Tor traf bislang der Georgier Georges Mikautadse (3-mal).
Die hohe Zahl der Eigentore bestätigt den Trend der EM 2021 und steht im Kontrast zu den Endrunden davor. Bis Turnierschluss gab es vor drei Jahren elf Eigentore, an den fünf vorherigen Europameisterschaften waren es zusammengezählt acht.
Tore aus der Distanz und in der Nachspielzeit
In der Rubrik der späten Tore ist der Rekord nach den Gruppenspielen schon eingestellt. Zehn Treffer fielen nach der 90. Minute; vor acht Jahren in Frankreich waren es neun. Manche waren auch sehr entscheidend. Niclas Füllkrugs Ausgleich gegen die Schweiz etwa sicherte Deutschland statt den Eidgenossen den Gruppensieg, jener von Mattia Zaccagni gegen Kroatien bescherte Italien das Weiterkommen und Kroatien das Aus.
15 der bisherigen 81 Tore wurden von ausserhalb des Strafraums erzielt. Zu den schönsten gehört jenes von Xherdan Shaqiri gegen Schottland. Mit der Quote von 18 Prozent liegt die EM 2024 bei den Weitschusstoren auf Rekordkurs. Insgesamt ist das Turnier bislang indes eher torarm. Nach den 36 Gruppenspielen beträgt der Durchschnitt 2,25 Tore pro Partie. Seit 1996 lag der Wert nur einmal tiefer, 1996 mit 2,1. 2021 waren es am Ende 2,78 Tore pro Spiel.
Viele Gelbe, wenige Rote Karten
Nicht nur die 18 Gelben und zwei Roten Karten in der Partie zwischen der Türkei und Tschechien am Mittwoch, sondern auch das strengere Ahnden von Reklamationen sorgte für eine Kartenflut. 151 Verwarnungen wurden bereits verhängt. Das sind schon jetzt mehr als im gesamten Turnier 2021. Dabei verfehlten die Sanktionen gegen protestierende Spiel ihre Wirkung nicht. Den unsäglichen Rudelbildungen wurde damit der Garaus gemacht.
Demgegenüber sind Platzverweise mit zwei Roten und einer Gelb-Roten Karte bislang selten. Bis vor dem letzten Spiel zwischen der Türkei und Tschechien war einzig der Schotte Ryan Porteous des Feldes verwiesen worden. Seitens der Tschechen kamen dann noch eine Rote und eine Gelb-Rote Karte dazu.
Alters-Extreme und andere Rekorde
Die EM in Deutschland ist auch ein Turnier der Alters-Extreme. Portugals 41-jähriger Verteidiger Pepe löste den ungarischen Goalie Gabor Kiraly als ältesten Spieler der EM-Historie ab, Luka Modric (38) avancierte mit seinem Treffer für Kroatien gegen Italien (1:1) zum ältesten EM-Torschützen.
Am anderen Ende der Altersskala sorgte Spaniens Youngster Lamine Yamal für einen Rekord. Der 16-jährige Teenager ist neu der jüngste an einer EM eingesetzte Spieler. Den Rekord als jüngster Torschütze hält indes noch Johan Vonlanthen, der 2004 als 18-Jähriger für die Schweiz getroffen hat.
Ebenfalls eine Bestmarke, wenn auch keine offizielle, hält Xherdan Shaqiri dank seinem Traumtor gegen Schottland. Der Schweizer Zauberfuss hat seit der WM 2014 als einziger an jeder der drei Welt- und Europameisterschaften mindestens einmal getroffen. Nur Cristiano Ronaldo könnte das mit einem Torerfolg im weiteren Turnierverlauf ebenfalls noch schaffen.
Kleine ganz gross
Österreich liefert ab. Das Team von Trainer Ralf Rangnick überstand nicht nur die «Todesgruppe» mit Frankreich, der Niederlande und Polen, es holte sich mit der Galavorstellung im letzten Spiel gegen die Niederlande sogar den Gruppensieg. Überraschender Gruppenerster ist auch Rumänien, das in der Qualifikation die Schweiz auf den 2. Platz verwiesen hatte. Der Mannschaft von Trainer Edward Iordanescu reichten im Pool mit Belgien, der Slowakei und der Ukraine vier Punkte zum 1. Platz, während die Ukraine mit gleich vielen Punkten als Vierter ausschied.
Grund zum Feiern hatten auch die Georgier, die Türken und die Slowenen. Georgien und Slowenien stehen zum ersten Mal in der K.o.-Phase an einer Endrunde, die Türkei zum ersten Mal seit dem Halbfinal-Einzug an der EM 2008 wieder.
Nur eine Mannschaft mit dem Maximum
Nur eine Mannschaft holte in den drei Gruppenspielen das Punktemaximum: Spanien schlug Kroatien 3:0 und blieb auch bei den 1:0-Siegen gegen Italien und Albanien ohne Gegentor.
Während bei den Iberern die Youngsters Lamine Yamal (16) und Nico Williams (21) auf den Flügeln wirbelten, Fabian Ruiz und Pedri im Mittelfeld verzückten und die Abwehr um Aymeric Laporte dichthielt, glänzten die Schwergewichte Frankreich und England bislang einzig mit Minimalismus. Kroatiens erfolgreiche Ära mit der goldenen Generation um den gealterten Luka Modric endete bitter.
Das Tableau und seine Gegensätze
Vor allem dass Frankreich und Belgien den Gruppensieg verpassten, wirkte sich auf die Stärkeverhältnisse in den Tableau-Hälften aus. Mit Spanien, Deutschland, Portugal, Frankreich und Belgien ist die obere Hälfte auf dem Papier hochkarätig besetzt. Demgegenüber könnte Österreich in der Hälfte mit der Schweiz und England mit Siegen gegen die Türkei sowie die Niederlande oder Rumänien in die Halbfinals einziehen.