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Trainerlegende Pfister: «Petkovic hat die Franzosen ausgecoacht»

Otto Pfister hat schon diverse Afrikanische Nationalmannschaften in WM-Endrunden geführt. Er erklärt, warum die Schweiz von Glück reden kann, einen Trainer wie Petkovic zu haben.

Südostschweiz
30.06.21 - 09:18 Uhr
Fussball
Von Trainer zu Trainer: Otto Pfister (rechts) ist voll des Lobes über Vladimir Petkovic
Von Trainer zu Trainer: Otto Pfister (rechts) ist voll des Lobes über Vladimir Petkovic
KEYSTONE/TV SÜDOSTSCHWEIZ

«Ausgecoacht» seien die Weltmeister aus Frankreich geworden. Ein grösseres Lob kann ein Trainer einer vermeintlich kleinen Fussballnation wie die Schweiz nicht bekommen. Das Lob kommt von Trainerlegende Otto Pfister (Mehr zu ihm in der Infobox unten). Der Kölner lebt seit Jahren in Mels und verfolgt die Schweizer Nationalmannschaft.

Was er am Montagabend gegen Frankreich gesehen hat, hat ihn offensichtlich beeindruckt. Pfister ist voll des Lobes über Petkovic, nicht erst seit dem historischen Sieg gegen den Weltmeister. Das Positionsspiel der Schweiz gefiel Pfister besonders, wie er im Interview erklärt.

Auch habe die Schweiz die Schwächen Frankreichs perfekt ausgenutzt. Frankreich spiele auf Konter und versuche, ihre Schnelligkeit im Sturm auszunutzen. Doch das schnelle Umschaltspiel der Schweiz habe dies nur selten zugelassen. Umgekehrt schaffte es die Schweiz, bei Ballgewinn in der eigenen Platzhälfte, die Lücken der Franzosen perfekt auszunutzen. Wichtig dabei: «Die Laufbereitschaft. Wenn die Spieler nicht laufen, dann funktioniert sowieso nichts. Aber jeder hat sich bezüglich Laufbereitschaft hundertprozentig eingesetzt.»

TV SÜDOSTSCHWEIZ (JAN ZÜRCHER)

Häufig kritisiert wird Petkovics angebliche sture Beibehaltung der Mannschaftsaufstellung. Auch nach schlechten Leistungen einzelner Akteure bekommen diese immer wieder die Chance, im nächsten Spiel auf dem Platz zu stehen. Für Pfister zeigt dies, welches Vertrauen der Nationaltrainer in seine Spieler und deren Fähigkeiten hat – Pfister kritisiert diese Sturheit nicht, er lobt sie. Auch, dass Petkovic kaum Emotionen an der Seitenlinie zeige, sei kein Kriterium, ob ein Trainer gut oder schlecht ist, so Pfister.

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Das Vertrauen haben die Spieler am Montag zurückbezahlt. Trotz schlechten Leistungen zuvor gegen Wales und Italien und der massiven Kritik über das Verhalten einzelner Akteure neben dem Platz, hatte sich die Mannschaft gefangen. Kritik von Petkovic zu den eigenen Spielern gab es wie immer keine. Petkovic schützt seine Akteure in der Öffentlichkeit, spricht nur über die Leistung auf dem Platz. Dass er intern viel mit den Spielern redet, darüber hat Pfister keine Zweifel. Und genau das sieht er als Stärke von Petkovic.

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Petkovic hat die Mannschaft bisher an jede WM- und EM-Endrunde gebracht. Der Coup gegen Frankreich war der bisherige Höhepunkt. Der Sieg kam zudem nicht etwa durch eine ultradefensive Aufstellung zustande oder durch pures Glück. Nein, die Schweiz war ein ebenbürtiger Gegner, auch spielerisch. Das habe nicht alleine mit Petkovic zu tun, die Spieler seien alle in Topligen tätig. Doch mit guten Spielern alleine sei es eben nicht gemacht, so Pfister. (jz/krr)

TV SÜDOSTSCHWEIZ (JAN ZÜRCHER)

Zu Otto Pfister: Der 83-Jährige ist ehemaliger Fussballspieler und -trainer. Neun Nationalmannschaften Afrikas trainierte er schon. 1992 wurde er zum «Trainer des Jahres» in Afrika gewählt. Angefangen hat er seine Spielerkarriere 1969 beim FC Chur. Später war er in der ganzen Schweiz als Spieler im Einsatz. Ab den 70er-Jahren zog es ihn nach Afrika und Asien, wo er verschiedene Klubs und Nationalteams trainierte. Der Kölner lebt seit Jahren in Mels.

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