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EM ist gute Werbung für den VAR

In den nationalen Meisterschaften vergeht kaum ein Spieltag ohne Ärger über den Video-Assistenten. An der EM blieben grosse Debatten bisher aus, weil die Hilfe im ursprünglichen Sinne eingesetzt wird.

Agentur
sda
26.06.21 - 05:00 Uhr
Fussball
Daniele Orsato checkt nach Rücksprache mit dem Video-Schiedsrichter in Nyon die TV-Bilder
Daniele Orsato checkt nach Rücksprache mit dem Video-Schiedsrichter in Nyon die TV-Bilder
KEYSTONE/EPA/Marcel Del Pozo / POOL

Die Kompetenzen des Video Assistant Referees (VAR) sind fast in allen Ligen gleich geregelt, eigentlich. Zu korrigieren gilt es klare Fehlentscheide heisst es allenthalben - und hier enden die Gemeinsamkeiten oft auch schon. Weil das Entscheiden über klare Fehlentscheide nicht immer klar ist. Handelt es sich nicht bei jedem übersehenen Kontakt im Strafraum eines der beiden Teams um einen klaren Fehlentscheid? Klar, sagt ein Team, das den fälligen Penalty zugesprochen bekommen würde. Mitnichten findet die Mannschaft, die die Sanktion zu spüren bekäme.

Die EM verlief in Sachen VAR bislang ruhig, das belegen die lediglich zwölf korrigierenden Entscheide in den 36 Gruppenspielen. Die drei Video-Schiedsrichter und drei Operatoren, die den Schiedsrichter pro Spiel von der Zentrale in Nyon aus unterstützen, hielten sich mit Interaktionen zurück und damit an ihr ursprüngliches Jobprofil. «Das Ziel ist es, dass der VAR vorsichtig und klar ist in seinen Interventionen. Über das Turnier soll Konsistenz und Einheitlichkeit herrschen», sagte Roberto Rosetti, der Vorsitzende der UEFA-Schiedsrichterkommission vor der Endrunde.

Gemäss dem früheren Spitzenschiedsrichter Urs Meier wurden die Vorgaben von den Referees bisher gut umgesetzt. Er sagt: «Der Schiedsrichter steht wieder mehr in der Verantwortung, die Entscheidungsgewalt liegt bei ihm.» Wichtig ist das, weil der Schiedsrichter auf dem Rasen die Dynamik einer Situation anders wahrnimmt, als ein Assistent oder Fan aus der Ferne. «Der Fernseh-Zuschauer hat immer das Gefühl, dass die Wahrheit in den TV-Bildern liegt», sagt Meier. Die Sache für einen Schiedsrichter ist farbiger, komplizierter.

Meier untermalt seine Aussage mit einer Szene dieser EM, erstes Spiel der Schweiz, Auftaktgegner Wales, kurz vor der Pause: Breel Embolo wird im walisischen Strafraum vom Gegenspieler bedrängt, am Trikot gezerrt. Das Trikot hält, das Spiel läuft weiter. Ohne Penalty. «Das Zerren hatte hier kaum Auswirkungen, weil Embolo mit seinem ganzen Körpergewicht dagegenhält und einen festen Stand hat. Die gleiche Situation im Vollsprint hätte zu einem Pfiff geführt», erklärt Meier.

Die Wahrheit liege auf dem Platz, das sagte schon Trainerlegende Otto Rehhagel. Sie tut es auch für die Schiedsrichter. Ausser in Sachen Offside. Von den zwölf via VAR gekippten Schiedsrichterentscheiden geht die Hälfte auf Abseitspositionen zurück. «Hier gibt es nun mal nur Schwarz oder Weiss», sagt Meier. Während die Video-Helfer in Nyon an der EM ansonsten nur im Fall von klaren Fehlentscheiden aktiv wurden, geben beim Offside noch immer Millimeter den Ausschlag.

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