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Ein schönes EM-Märchen auch ohne Strand und Burger

1992 gewinnt Dänemark in Schweden sensationell den EM-Titel. Das Märchen vom Triumph der Big-Mac-Truppe, die direkt vom Strand ans Turnier kam, ist ein bisschen zu schön, um komplett wahr zu sein.

Agentur
sda
07.06.21 - 06:00 Uhr
Fussball
Am Schluss hielten die Dänen den Pokal in die Höhe, obwohl sie ursprünglich die Qualifikation für das Turnier in Schweden verpasst hatten
Am Schluss hielten die Dänen den Pokal in die Höhe, obwohl sie ursprünglich die Qualifikation für das Turnier in Schweden verpasst hatten
KEYSTONE/EPA/BERND WEISSBROD

Die viel zitierte Geschichte des dänischen EM-Märchens geht so: So unverhofft wie Jugoslawien kurz vor der Endrunde in Schweden ausgeschlossen wurde, so untrainiert stiegen die nachgerückten Dänen ins Turnier. Die Spieler kamen direkt von den Strandferien, Trainer Richard Möller Nielsen von Heimarbeiten. Er wollte gerade in seinem Zuhause eine Küche einbauen. Bier trinkend und Fast Food essend holte sich die Spasstruppe sensationell den Titel.

Die Geschichte ist nicht aus der Luft gegriffen und Dänemarks Coup in der Tat die grösste EM-Überraschung bis heute, noch grösser als Griechenlands Sensationssieg 2004 in Portugal. Der Ausschluss der als Balkan-Brasilianer gepriesenen Jugoslawen erfolgte tatsächlich erst zehn Tage vor Turnierbeginn, und tatsächlich erwarteten die Dänen angesichts der kurzen Vorbereitungszeit keine Wunderdinge. Dass Möller Nielsen den Spass ins Zentrum stellte, stimmt ebenfalls.

Einiges wurde aber ein bisschen zu schön ausgeschmückt, denn völlig überraschend kam die späte Einladung nicht. Wegen des Bürgerkriegs in Jugoslawien hatte sich der Ausschluss des Turnier-Mitfavoriten vom Balkan angebahnt; mehrere Wochen vor dem EM-Start hatte UEFA-Präsident Lennart Johansson schon ziemlich klare Andeutungen in diese Richtung gemacht. Die dänischen Spieler dürften in den Ferien also nicht bloss die Füsse hochgelegt und Bier getrunken haben, sondern waren schon auf Stand-by.

Die zehn Tage, die das Team um Manchester Uniteds Goalie Peter Schmeichel und Bayern Münchens Offensivspieler Brian Laudrup dann zur gemeinsamen Vorbereitung hatte, waren wenig, aber immerhin. Burger und Pommes Frites gab es in diesen Tagen nicht. Der Abstecher zum Schnell-Imbiss war Belohnung für den Sieg im Penaltyschiessen gegen die Niederlande im Halbfinal und Appetitmacher für den Final gegen das Schwergewicht Deutschland (2:0). Kurzum: Die Geschichte beinhaltet ein bisschen zu viel Strand und Burger, schön ist sie aber auch mit weniger davon.

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