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Was die Leistung in Bulgarien über das Schweizer Team aussagt

72 Stunden nach dem 3:1-Sieg in Bulgarien trifft die Schweiz am Sonntag in St. Gallen auf Litauen. Es will die in Sofia begangenen Fehler nicht wiederholen und das Spiel von A bis Z kontrollieren.

Agentur
sda
26.03.21 - 16:28 Uhr
Fussball
Vladimir Petkovic fordert einen Lernprozess, nachdem die Schweiz gegen Bulgarien nach einem starken Start abgebaut hat
Vladimir Petkovic fordert einen Lernprozess, nachdem die Schweiz gegen Bulgarien nach einem starken Start abgebaut hat
KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Die Schweizer hatten es an diesem Donnerstagabend in Sofia zweimal äusserst eilig. Zunächst um 19.00 Uhr, als sie nach dem Anpfiff keine Zeit verloren, um das erste Spiel in der WM-Qualifikation in der Startviertelstunde mit drei Toren innerhalb von sechs Minuten zu entscheiden. Und dann ein zweites Mal um 21.30 Uhr, als sie sich sputen mussten, um den Flieger rechtzeitig zu erreichen, damit sie noch vor Mitternacht in Zürich landen konnten.

Vladimir Petkovic hatte deshalb seinen schwarzen Mantel bereits übergezogen, als er kurz nach halb zehn bei den Medien vorbeischaute. Er setzte sich vorne auf die Sitzkante des Stuhls, jederzeit bereit zum Sprung hinaus auf den Flur und ab in den Bus. Doch die kurze Zeit reichte, um den Abend im Vasil-Levski-Nationalstadion zusammenzufassen: «Eindrucksvoll» sei er gewesen, der Auftritt seiner Mannschaft in der ersten halben Stunde. Aber auch: «Die Startphase der zweiten Halbzeit muss einen Lernprozess auslösen», so Petkovic.

Das Schweizer Team hat beim Sieg in Bulgarien offenbart, in welchem Rahmen es sich noch immer bewegt. Es sieht sich mit den besten Auswahlen auf Augenhöhe und spielte in Sofia vor der Pause tatsächlich auch wie eine grosse Mannschaft. Sie hatte die totale Kontrolle, liess dem Gegner keinen Zugriff auf das Spiel und schoss drei sehenswert herausgespielte Tore. Kurz: Die Schweiz machte, was ein Favorit gegen einen Aussenseiter tun muss: Dominanz ausüben und das Spiel früh entscheiden.

90 Minuten als Spiegelbild?

Doch die SFV-Auswahl zeigte auch ein anderes Gesicht. Dasjenige einer Mannschaft, die es im Gegensatz zu den Besten (noch) nicht schafft, die Kontrolle über 90 Minuten auszuüben. «Es darf uns nicht passieren, den Gegner wieder ins Spiel zurückzubringen. Das hätten wir souveräner herunterspielen müssen», kritisierte Captain Granit Xhaka.

Es ist eine Sache, irgendwann Tempo aus dem Spiel zu nehmen und ein klares Resultat zu verwalten. Das machen heutzutage fast alle Favoriten. Es ist aber eine andere Sache, ein vermeidbares Gegentor zu kassieren und danach das Spiel minutenlang aus der Hand zu geben. Das lassen die grossen Teams fast nicht zu. Aber genau das ist der Schweiz in Bulgarien passiert.

Ist sie also doch kein grosses Team? Sind die 90 Minuten von Sofia der Spiegel dieser Mannschaft? Petkovic ist nicht der Mann, der in einem schwarz-weissen Muster denkt. Er sieht seine Mannschaft permanent in einem Prozess. Sie soll aus dem Geschehenen lernen. Petkovic: «Wir haben gesehen, dass es einen Fehler braucht, und schon läuft man Gefahr, alles wieder zu verlieren.»

Litauen, der krasse Aussenseiter

Am Sonntag bietet sich der Schweiz im Heimspiel gegen Litauen bereits die nächste Gelegenheit, sich darin zu üben, schnell die Entscheidung zu suchen, die Kontrolle über Spiel und Gegner jederzeit zu behalten und die Konzentration so lange wie möglich nicht zu verlieren. Die Auswahl aus dem Baltikum wird schwächer eingestuft als Bulgarien. Sie ist in der Gruppe C der WM-Qualifikation als FIFA-Nummer 129 (Bulgarien: 68) der krasse Aussenseiter.

Der letzte grosse Sieg in einem Pflichtspiel liegt über zehn Jahre zurück. 2010 schlug Litauen in der EM-Qualifikation den späteren Viertelfinalisten Tschechien. Seither wurden die Resultate der Osteuropäer, ausgehend von einem tiefen Niveau, stetig schlechter. In der letzten EM-Qualifikation reichte es in acht Spielen gerade noch zu einem Pünktchen.

Litauen könnte in St. Gallen also der ideale Gegner sein, um in Sofia Verpasstes nachzuholen und an einem gutem Torverhältnis zu arbeiten. So wie es die Schweizer 2014 in der Anfangszeit von Petkovic geschafft haben, als sie Litauen ebenfalls im Kybunpark dank vier Toren innerhalb von 24 Minuten 4:0 bezwangen.

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