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Rangers-Stürmer Cedric Itten über den Ausnahmezustand in Glasgow

Nach zehnjähriger Leidenszeit zelebrieren die Glasgow Rangers mit ihrem 55. Titelgewinn das grosse Comeback auf dem schottischen Fussball-Thron. Der Schweizer Cedric Itten schildert seine Eindrücke.

Agentur
sda
08.03.21 - 18:43 Uhr
Fussball

Nationalstürmer Cedric Itten gehört seit August zum Ensemble des Seriensiegers. Nach dem 37. Sieg im 44. Wettbewerbsspiel und einem 0:0 des vormaligen Champions Celtic lernte er die Metropole Schottlands von einer neuen Seite kennen. Mehrere Tausend liessen ihren Gefühlen freien Lauf.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur spricht der 24-Jährige über die eindrücklichsten Stunden seiner bisherigen Karriere.

In Glasgow brachen im Wortsinn alle Dämme.

«Der Titelgewinn fühlte sich in der Tat und angesichts der momentanen Lage speziell an. Die Menschen, die hier in Glasgow aufgewachsen sind, haben extrem emotional reagiert. Für viele Fans war es gefühlt der grösste Triumph - nur schon aufgrund der ganzen Vorgeschichte mit dem Zwangsabstieg 2012. Die Rangers waren lange weg vom Spitzenfussball. Und jetzt kam alles zusammen. Für die Rangers-Anhänger war natürlich auch wichtig, Celtics Rekord mit zehn Titeln in Folge im letzten Moment zu verhindern.»

Die Corona-Regeln fielen früh, im Rausch war niemand mehr aufzuhalten - oder?

«Schon vor unserem Heimspiel gegen St. Mirren (3:0) am Samstag standen gegen Zehntausend vor dem Stadion. Am Tag danach zelebrierten massenhaft Zuschauer den Gewinn der Trophäe mit Feuerwerk auf dem Trainingsareal. In der City ging es offenbar hoch zu und her. Während zehn Jahren haben die Rangers-Supporter teilweise schwer gelitten - das Gefühl der Erlösung war entsprechend grenzenlos. Die Festivitäten waren nicht mehr aufzuhalten, die Polizei hatte ohnehin mit einer derart grossen Menschenmenge gerechnet.»

Haben Sie sich beim Meistermacher aus Dundee schon bedankt? Der frühere Schweizer U17-Weltmeister-Keeper Benjamin Siegrist stoppte Celtic am Sonntag mit diversen Paraden nahezu im Alleingang.

«Noch nicht, nein (lacht). Aber ich muss seine Nummer wohl ein paar Mitspielern weiterleiten. Wir schauten uns das Spiel gemeinsam an und feierten ihn ziemlich heftig ab. Wir freuten uns natürlich, dass er so ziemlich jeden Ball gehalten hat!»

Wie nahmen Sie Steven Gerrard wahr im Finish? Für die Liverpool-Ikone war es nach einer grandiosen Spielerlaufbahn der erste grosse Erfolg als Coach.

«Unser Trainer zeigte riesige Emotionen und feierte mit uns. Was wir zusammen geschafft haben, bedeutet ihm enorm viel. Er verkörpert die Rangers, er ist ein wichtiger Teil des Aufschwungs und kennt die ganze Geschichte natürlich im Detail. Gerrard hat in den letzten drei Jahren extrem viel erlebt und investiert.»

Bleibt Gerrard?

«Die Medien spekulieren, wir innerhalb der Mannschaft nicht. Aber seine Bilanz ist bestechend, Gerrard ist auf Rekordkurs. Wer als Coach solche Zahlen produziert, wird interessant. Ich würde mir wünschen, dass er bleibt.»

Wo ordnen Sie die Erfolgsstory ein? Sie mussten um die Einsatzminuten ringen, standen aber trotzdem fast in jeder Meisterschaftspartie auf dem Feld. Welche persönliche Bilanz ziehen Sie?

«Ich stiess im Sommer zu einer Mannschaft, die bereits sieben Wochen Vorbereitung in den Knochen hatte. Zudem lief es von Beginn weg perfekt für das Team - wir haben bis jetzt fast jedes Spiel gewonnen. Es gab keinen Grund, an der Stammelf etwas zu ändern. Und dennoch konnte ich meinen Teil dazu beitragen, ich kam auf meine Minuten. Für mich ist es etwas Grossartiges, bei dieser Story dabei zu sein, das Shirt eines derart erfolgreichen Vereins tragen zu dürfen. Unsere Reise geht weiter, im Europacup liegt dank unserer Qualität einiges drin.»

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