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Joachim Löw und die Hummels-Boateng-Müller-Debatte

0:6 gegen Spanien! Deutschlands Nationalteam ist sieben Monate vor der EM an einem neuen Tiefpunkt angelangt. Der Ruf nach Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller wird lauter.

Agentur
sda
18.11.20 - 12:02 Uhr
Fussball
Ratlos im Debakel: Die Deutschen beim 0:6 gegen Spanien
Ratlos im Debakel: Die Deutschen beim 0:6 gegen Spanien
KEYSTONE/AP/Miguel Morenatti

0:6! Mehr Tore als beim erbärmlichen letzten Auftritt in der Nations League auswärts gegen Spanien hat die deutsche Nationalmannschaft letztmals vor über 66 Jahren kassiert. Beim 3:8 gegen Ungarn in der Vorrunde der WM 1954 in der Schweiz. Damals konnte der Fehltritt wenige Wochen später mit dem sensationellen Titelgewinn vergessen gemacht werden. Dieses Mal müssen die Deutschen die Wunden etwas länger lecken; das nächste Länderspiel steht erst in vier Monaten auf dem Programm.

Bis dann könnte in der DFB-Auswahl einiges anders sein. Zwar ist nicht gleich mit der Absetzung von Bundestrainer Joachim Löw zu rechnen (Team-Manager Oliver Bierhoff: «Das Vertrauen ist da, daran ändert auch dieses Spiel nichts.»), doch im personellen Bereich könnten andere Veränderungen vorgenommen werden. Definitiv wieder losgetreten ist nämlich die Debatte um die Routiniers Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller, die von Löw vor knapp zwei Jahren ausgemustert wurden.

Ohne das hochdekorierte Trio ist das Team offenbar führungslos. Mittelfeldspieler Toni Kroos und Torhüter Manuel Neuer allein genügen nicht. Vom grossen Rest hat keiner die Persönlichkeit, den Charakter oder die Erfahrung, um als Leader aufzutreten. Auch nicht das Quintett von Champions-League-Sieger Bayern München, das in Spanien in der Startformation gestanden hat. «Leroy Sané oder Serge Gnabry - die alle folgen Thomas Müller auf dem Platz, deswegen sind die Bayern seit ich weiss nicht wie lange ungeschlagen in der Champions League», sagte etwa der frühere deutsche Nationaltrainer Jürgen Klinsmann gegenüber dem amerikanischen TV-Sender ESPN.

An der EM gegen Frankreich und Ronaldo

Löw selbst wurde nach dem Spiel in der delikaten Personaldebatte noch nicht konkret. «Wir werden die Situation zum richtigen Zeitpunkt bewerten. Ich habe gesagt, dass ich diesen Spielern vertraue. Das Vertrauen ist jetzt im Moment nicht völlig erschüttert. Diese junge Mannschaft hat auch die Fähigkeit, sich so zu entwickeln, dass wir eine leistungsstarke, konkurrenzfähige Mannschaft haben. Davon bin ich absolut überzeugt», sagte er beim Frage-Antwort-Spiel mit den deutschen Medien.

Ob mit Hummels, Boateng und Müller oder nicht: Am 15. Juni 2021 startet Deutschland in München in die EM-Endrunde. Es wäre für die DFB-Auswahl gut, wenn Löw die Entwicklung zur leistungsstarken und konkurrenzfähigen Mannschaft in den kommenden sieben Monaten abschliessen würde. Denn der Gegner im Auftaktspiel der EM ist vielleicht noch stärker als Spanien. Es ist Weltmeister Frankreich - und vier Tage später folgt das Duell mit Cristiano Ronaldo und Co.

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