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Granit Xhaka: «Ich verstelle mich nicht!»

Wenige Tage vor dem Topspiel in der Premier League in Liverpool spricht Arsenals Mittelfeld-Stratege Granit Xhaka mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA über das wichtigste Comeback seiner Laufbahn.

Agentur
sda
25.09.20 - 14:10 Uhr
Fussball
Fordert viel von sich und von seinen Teamkollegen: Granit Xhaka ist sowohl in der Schweizer Nationalmannschaft als auch bei Arsenal eine Führungsfigur
Fordert viel von sich und von seinen Teamkollegen: Granit Xhaka ist sowohl in der Schweizer Nationalmannschaft als auch bei Arsenal eine Führungsfigur
KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Vor knapp zehn Monaten drohte ihm in London ein unfreundliches Ende. Hohn und Spott, persönliche Erniedrigungen; Xhaka litt, Xhaka zweifelte. «Gegen aussen hin sagte ich nie, wie weh mir das alles tat», blickt er auf die trüben November-Tage zurück.

Tempi passati, der 27-Jährige bestimmt den Takt wieder, er gibt die Richtung vor - in England gleichermassen wie im Nationalteam. Auf dem Rasen seit Jahren, seit dem Rückzug von Stephan Lichtsteiner auch in der Garderobe. «Das bin ich, ich verstelle mich nicht!»

Bei den jüngsten Auftritten im Nationalteam wirkten Sie wie ein Dirigent. Sie bestimmten den Rhythmus, das Tempo.

«Ich hatte viele Einzelgespräche mit Vlado (Petkovic). Er bezieht mich ein, er gibt mir Inputs, wie ich auftreten soll. Mir gefällt meine Aufgabe. Das Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit. Wir schätzen uns sehr.»

Wachsen Sie am Captain-Amt?

«Ich orientiere mich an meinem Vorgänger. Steph Lichtsteiner erlebte ich im Nationalteam und im Klub. Er gab mir unfassbar viele Dinge mit, die ich nun umzusetzen versuche. Auf und neben dem Rasen spüre ich die Akzeptanz meiner Kollegen, auch wenn ich sie verbal mal hart anfasse. Das bin ich, ich verstelle mich nicht.»

Was fürs Nationalteam gilt, ist auch beim FC Arsenal ebenso. Die Spielkonzepte sind an beiden Orten auf Sie zugeschnitten.

«Zurzeit geht es auf. Ich kann mich voll einbringen. In beiden Teams schenken mir die Coaches das hundertprozentige Vertrauen. Das hilft, und das sieht man auch.»

In London drohte indes vorübergehend eine unwiderrufliche Zerrüttung zwischen Ihnen und dem Klub. Der damalige Coach Unai Emery stellte Sie bloss, Sie verloren die Captain-Binde, der totale Liebesentzug drohte.

«Was im letzten November passierte, war hart. Gegen aussen hin zeigte ich nie richtig, wie weh mir das alles tat, wie sehr ich von gewissen Leuten enttäuscht worden war. Zum ersten Mal in meinem Leben wurde ich komplett auf dem falschen Fuss erwischt.»

Ihr neuer Trainer Mikel Arteta holte Sie offenbar auf der richtigen Ebene ab?

«Für mich steht fest: Ohne ihn wäre ich nicht mehr in London. Er war der entscheidende Faktor, mit seiner Philosophie, mit seiner Art, mit seiner Idee. Dafür bin ich ihm wirklich dankbar!»

Die Kritik der Fans an Ihrer Person erreichte vor einem Jahr Orkanstärke. Wie war das für Sie wieder zu kitten?

«Mit Leistung, mit harter und ehrlicher Arbeit. Letzthin holte ich mir in der City einen Becher Kaffee. Da kam ein Arsenal-Anhänger zu mir und gratulierte mir. Mein Comeback unter schwierigsten Bedingungen habe ihn tief beeindruckt. Viele hätten die Flucht ergriffen, ich nicht. Er zollte mir persönlichen Respekt. Solche Begegnungen öffnen mein Herz.»

Sind sie reifer und mental stabiler denn je?

«An einem Mangel an Selbstvertrauen habe ich nie gelitten (lacht). Aber das Tief vor einem Jahr nahm mir schon Energie. Die ist nun wieder zurück. Mich macht enorm stolz, wie ich zurückgekommen bin, dass ich mich der Herausforderung gestellt habe.»

Am Ende der komplizierten letzten Saison stemmten Sie ihre zweite FA-Cup-Trophäe in die Höhe.

«Diesen Sieg gönne ich vor allem Mikel Arteta. Er gibt ihm Vertrauen und eine gewisse Sicherheit. Wir Spieler retteten eine komische Saison mit der letztmöglichen Qualifikation fürs internationale Geschäft. Ich will mir nicht ausmalen, wie die Reaktionen ausgefallen wären, wenn wir die Europa League verpasst hätten.»

Wie beurteilen Sie das Potenzial der Equipe für die nähere Zukunft?

«Wir sind sehr gut gestartet. Mit Willian und Gabriel hat Arsenal viel Qualität und Mentalität in die Kabine geholt. Willian weiss, wie man Titel gewinnt. Und die Verlängerung mit Aubameyang war ein wichtiges Signal für uns alle – wir wollen zurück in die Champions League!»

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Granit ist und bleibt ein unverbesserlicher arroganter Typ. Die Bescheidenheit eines Eidgenossen wird er nie erlangen auch wenn er auf dem Papier vielleicht ein Schweizer ist. Solche Leute brauchen wir in unserer Nationalmannschaft nicht!

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