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Deutschland ist am Sonntag der nächste Gegner der Schweiz

Im 52. Duell mit dem vierfachen Weltmeister Deutschland ist die Schweiz der weniger klare Aussenseiter als in früheren Begegnungen. Vor dem Spiel in Basel weisen beide Teams viele Parallelen auf.

Agentur
sda
06.09.20 - 06:00 Uhr
Fussball

Bei der Annäherung an das zweite Spiel in der Nations League am Sonntag (20.45 Uhr) hatten die Deutschen einen ungleich kürzeren Weg zu gehen. Für sie war die Reise von Stuttgart, wo die DFB-Auswahl am Donnerstag gegen Spanien spielte (1:1), nach Basel ein Katzensprung. Nicht einmal 200 km Luftlinie liegen die beiden Städte auseinander. Da hatten die Schweizer eine weitere Anreise. Sie traten am Donnerstag in Lwiw gegen die Ukraine an (1:2), ausserhalb der EU-Zone, hinter den Karpaten und drei Flugstunden entfernt.

Doch mit den Unterschieden in der Vorbereitung hat es sich schon fast beim Vergleich zwischen der Schweiz und Deutschland vor dem Duell in Basel, dem 52. Aufeinandertreffen. Denn die Situation der beiden Teams weist in diesen Tagen und Monaten gerade erstaunlich viele Parallelen auf. Vom Umbruch nach der WM 2018 über die lange Absenzenliste bei diesen September-Länderspielen (freilich aus unterschiedlichen Gründen) bis zu den beiden Trainern, die sich vom Schweizer Amateurfussball hochgearbeitet und jetzt am Donnerstag sich so sehr über Dinge aufgeregt haben, die nicht das eigene Personal betreffen.

Umbruch und Absenzen

Aber der Reihe nach. Vor zwei Jahren begann auch im deutschen Nationalteam schleichend eine neue Ära. Nach und nach verzichtete Löw auf Platzhirsche wie Mats Hummels, Jérôme Boateng oder Thomas Müller. Bei der Schweiz war es die Generation um Valon Behrami, Blerim Dzemaili und Stephan Lichtsteiner, die abgelöst wurde. Beim einen ging es schneller, beim anderen etwas langsamer. In der Schweiz lief das Ausscheiden von Behrami nicht ohne Misstöne ab, bei den Deutschen hallte die Ausmusterung der Bayern-Professionals nach.

Doch Petkovic und Löw gingen konsequent ihren Weg. Einbrüche blieben nicht aus. Die Deutschen hatten ihre schwächere Phase im Herbst 2018 mit dem letzten Platz in ihrer Nations-League-Gruppe (nur dank der Aufstockung wurde der Abstieg in Liga B verhindert), die Schweizer mühten sich in der EM-Qualifikation mit mässigen Leistungen ans Ziel. Sie haben, einschliesslich der Niederlage in der Ukraine, vier der letzten neun Spiele verloren.

Für beide Auswahlen ist die Nations League in diesem Herbst deklarierter Teil der Vorbereitung auf die EM-Endrunde vom nächsten Sommer. In Basel werden sie jedoch personell mindestens zu 50 Prozent nicht so antreten, wie sie dies an der EM zu tun gedenken. Bei den Schweizern fehlen neben anderen die verletzten Xherdan Shaqiri, Fabian Schär, Denis Zakaria, Remo Freuler und Admir Mehmedi. Deutschland verzichtet auf die Champions-League-Sieger Manuel Neuer, Leon Goretzka, Serge Gnabry und Joshua Kimmich sowie auf die ebenfalls lange in der Champions League engagierten Leipziger Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg. Ausserdem ist Kai Havertz wegen seines Transfers von Bayer Leverkusen zu Chelsea nicht dabei.

So nominierte Löw gegen Spanien ein Team mit sieben Spielern, die noch keine 30 Einsätze im Nationalteam hatten. Bei der Schweiz war das in der Ukraine ähnlich: 9 der 14 eingesetzten Spieler hatten 25 oder weniger Länderspiele absolviert. Am Ende verlief der Abend für beide Nationen enttäuschend. Die Deutschen kassierten im Heimspiel gegen Spanien in letzter Sekunde den Ausgleich, die Schweizer verloren in der Ukraine 1:2. Bei beiden Teams war in der letzten halben Stunde ein starker Leistungsabbau festzustellen, weil die Kräfte ohne Wettkampf-Rhythmus fehlten.

Ärger über UEFA

Dass die beiden Trainer sich in Stuttgart und Lwiw fast zeitgleich leicht verärgert zeigten, hatte aber weniger mit der Leistung der Mannschaft und dem Resultat des Spiels zu tun. Sie waren eher mit der UEFA unzufrieden. Löw monierte, dass in der Nations League im Gegensatz zu anderen internationalen Wettbewerben und auch zur Bundesliga nur drei statt fünf Auswechslungen möglich sind. Und Petkovic vermisste den Einsatz des VAR, wie er mittlerweile an sich ebenfalls zur Normalität gehört. Beim ersten Gegentor gab es die Unklarheit, ob ein Ukrainer im Offside gestanden hat. Eine Angelegenheit von Millimetern, welche der Schiedsrichter nicht hat überprüfen lassen können.

Parallelen allenthalben also zwischen der Schweiz und Deutschland. Für die Schweiz kann dies kein schlechtes Vorzeichen sein. Sie bewegt sich diesmal wohl mehr auf Augenhöhe mit dem vierfachen Weltmeister als in früheren Duellen. In absoluten Zahlen heisst dies: Sie tritt als FIFA-Nummer 12 gegen die Nummer 15 an. Im Vergleich dazu die Bilanz der mittlerweile 112-jährigen gemeinsamen Länderspielgeschichte. Da führen die Deutschen nämlich mit 36:9 Siegen.

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