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Roman Bürki: «Wir wurden pro Woche zweimal getestet»

Borussia Dortmunds Torhüter Roman Bürki über die Corona-Unterschiede im Fussball zwischen der Schweiz und Deutschland: «Wir wurden pro Woche zweimal getestet.»

Agentur
sda
16.07.20 - 12:03 Uhr
Fussball
Dortmund-Torhüter Roman Bürki erkennt Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland in der Corona-Frage und blickt zurück auf die Bundesliga-Saison
Dortmund-Torhüter Roman Bürki erkennt Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland in der Corona-Frage und blickt zurück auf die Bundesliga-Saison
KEYSTONE/EPA/MAJA HITIJ / POOL

Bis Ende Juli gestattet Borussia Dortmund seinen Profis eine Auszeit. Torhüter Roman Bürki hat «den Off-Schalter eingelegt» und verarbeitet die anspruchsvollen Corona-Monate. In den vergangenen Sommertagen unterstützte er seinen beim FC Luzern engagierten Bruder Marco beim Umzug und wundert sich über die vergleichsweise milden Pandemie-Regeln in der Schweiz: «Im Gegensatz zu Deutschland muss man hier relativ selten Masken tragen», so der 29-jährige Berner im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Die Schweizer Super League wird aktuell von einer Reihe von Corona-Fällen überschattet. Der FC Zürich ging in Basel wegen der Quarantäne der Super-League-Equipe mit einer U21-Auswahl unter.

«Es war eine Frage der Zeit, wenn man keine regelmässigen Tests macht. Ich ging eigentlich davon aus, dass sich auch in der Schweiz jeder einem Test unterziehen muss, bevor die Liga wieder startet. Und weil vielerorts keine Maskenpflicht gilt, ist man als Sportler im Normalfall ja noch vorsichtiger.»

Sie kennen aus der deutschen Fussball-Profi-Szene einen strikteren Umgang mit der Krankheit.

«Wir wurden pro Woche zweimal getestet. Es geht ja nicht nur um den Fussball, sondern auch um die Menschen im Umfeld. Die Gesundheit ist unser wichtigstes Gut.»

In der Super League war vor allem das Prinzip Hoffnung ausgeprägt.

«Ich kenne die Regularien für die Spieler in der Schweiz nicht im Detail. Wir trugen bei Dortmund die Masken im Bus, wir trugen sie auf der Ersatzbank, wir waren bis zur Ankunft im eigenen Haus maskiert. Ohne diese strengen Massnahmen hätten wir gar nicht spielen dürfen – und das war auch absolut richtig so. Wir schützten nicht nur uns selber, sondern auch alle übrigen Leute, denen wir im Alltag begegnet sind.»

Mit dem Einsatz der Zürcher U21 wird das Bild in der Liga verzerrt. Wäre eine solche Massnahme in der Bundesliga denkbar?

«Nein! Bei uns löste ja bereits unser letztes Spiel (0:4 gegen Hoffenheim - Red.) erhebliche Diskussionen aus – ohne Corona-Einfluss. Wir hatten nach dem Re-Start keinen einzigen positiven Test. Und in der Schweiz sitzen bereits wieder Zuschauer in den Stadien. Ich habe das Gefühl, dass hier das Problem unterschätzt worden ist.»

Was bleibt persönlich haften von der wohl ungewöhnlichsten Rückrunde?

«Die Saison wird in die Geschichtsbücher eingehen. Die ganze Corona-Problematik, die Zeit im Quarantäne-Hotel vor dem Neustart – das sind Erfahrungen, die hoffentlich niemand mehr machen muss. Aber die Voraussetzungen waren für alle gleich. Die einen kamen besser mit der Situation zurecht, ohne die Fans spielen zu müssen.»

Wird sich an der Ausgangslage rund um die Corona-Krise etwas ändern?

«Ich gehe davon aus, dass die Verantwortlichen die Situation nicht minder sensibel behandeln werden wie in der Vergangenheit auch. Wenn schon ab Saisonstart im September wieder Zuschauer in die Stadien zugelassen werden, dann sicher tendenziell eher weniger als mehr, einfach um das Risiko weiterhin beherrschbar zu halten.»

Ein Wort zur letzten Saison – ärgerten Sie sich über das finale Ergebnis? Platz 2 genügt Ihnen kaum.

«Nein, aber wir müssen und werden uns für Platz 2 auch nicht entschuldigen. Bayern München trat nach dem Trainerwechsel enorm stark auf. Unter Hansi Flick haben die Münchner 2020 kein Spiel verloren. Was sie geleistet haben, ist unglaublich. Uns fehlte eine solche Konstanz. Aber ich will keinesfalls von einer ungenügenden Saison und auch gar nicht von einem Rückschritt sprechen. Wir schossen mehr Treffer als im Jahr zuvor, die Hälfte unserer Spiele gewannen wir zu null. Wir spielten oft einen guten Fussball. Im Cup hingegen sind wir unnötig ausgeschieden. In der Champions League fehlte uns unter schwierigen Umständen gegen ein starkes Paris ein Tor zur Viertelfinal-Qualifikation.»

Die Kritik war gleichwohl gross, obwohl mit Bayern ein europäischer Spitzenverein vor Dortmund steht.

«Die Ansprüche sind in Dortmund hoch. Aber wir müssen auch respektieren, dass auf der anderen Seite eben ein Herausforderer mit einem Plan steht, der ambitioniert ist. Im Wettkampfsport ist nicht alles am Reissbrett planbar. Da kommen unzählige Faktoren zusammen.»

Rechnen Sie damit, dass der BVB in der nächsten Kampagne mit einem unverändert kompetitiven Kader gegen die Bayern zum Titelkampf antreten wird?

«Ich hoffe natürlich, dass unser Team bestehen bleibt. Mit Achraf Hakimi (zu Inter) haben wir zwar einen sehr wichtigen Spieler verloren, mit Thomas Meunier (von PSG) kommt auch ein erfahrener Neuer, der uns helfen kann. Wenn wir darüber hinaus weitgehend zusammenbleiben, ist ein weiterer grosser Schritt nach vorne möglich, weil die Abstimmung noch besser passt.»

Ein Wort zu Lucien Favre. Er steht unter medialem Dauerbeschuss.

«Für mich ist die Trainerdiskussion, generell die Diskussion um ihn als Person nicht nachvollziehbar. Favre hat den besten Punkteschnitt der Klubgeschichte vorzuweisen. Die Angriffe gegen ihn kann ich nicht verstehen. Als Trainer musst du Punkte gewinnen – das macht er nachweislich besser als alle seine Vorgänger bei Dortmund. Nur weil er das eine oder andere Interview ausschlägt, braucht ihn keiner der Journalisten anzugreifen.»

Wie erleben Sie den Coach im persönlichen Umgang?

«Er lebt den Sport. Lucien Favre ist ein ausgesprochen höflicher Mensch. Er legt sehr viel Wert auf einen gepflegten zwischenmenschlichen Umgang. Jeder Spieler fühlt sich von ihm wertgeschätzt. Er unterhält sich mit jedem im Kader. Er macht alles, um im Team eine hohe Akzeptanz zu haben.»

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