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Investor aus Hongkong Mehrheitsaktionär bei GC

Die Grasshoppers erhalten einen neuen Besitzer. Der Schweizer Rekordmeister tritt die Aktienmehrheit an eine in Hongkong ansässige Holding ab und träumt bereits wieder von Grossem.

Agentur
sda
09.04.20 - 19:41 Uhr
Fussball
Der Grasshoppers Club Zürich erhält einen neuen Besitzer
Der Grasshoppers Club Zürich erhält einen neuen Besitzer
KEYSTONE/ENNIO LEANZA

«Aufbruch in die Zukunft: Ein starker Investor für den Grasshopper Club Zürich», titelte der Klub in seiner Mitteilung. Stark ist der neue Investor, die Firma Champion Union HK Holdings Limited, in der Tat: 90 Prozent der Anteile der Grasshopper Fussball AG gehen in ihren Besitz über. «Mit dem Besitzerwechsel eröffnen sich sportlich wie finanziell neue Möglichkeiten. Der Klub schaut verheissungsvoll und mit grossen Ambitionen der Zukunft entgegen», schreibt GC. Als Preis für die Übernahme nennt der «Tages-Anzeiger» gestützt auf nicht genannte Quellen einen einstelligen Millionenbetrag.

Die Swiss Football League hat den Besitzerwechsel genehmigt. Neue Klubbesitzerin ist damit Jenny Wang, die Eigentümerin der Holding. Die Grasshoppers bezeichnen sie als «eine der einflussreichsten und bedeutendsten Persönlichkeiten der Wirtschaft, Kunst und Kultur Asiens». Als global tätige Unternehmerin habe sie seit vielen Jahren einen engen Bezug zur Schweiz und zum Fussball. Wang selbst spricht von einem «langfristigen strategischen Entscheid, den Verein wieder an die Spitze des Schweizer Fussballs zurückzuführen».

Das Amt des Präsidenten übernimmt Sky Sun, der mit Jenny Wang und dem bisherigen Interims-Präsidenten (und neuen Vizepräsidenten) Andras Gurovits den Verwaltungsrat bildet. Bei den transferierten 90 Prozent handelt es sich um die Anteile, die bislang im Besitz von Stephan Anliker und Peter Stüber waren. Die neu gegründete Grasshopper Football Foundation, zu dessen Stiftungsrat Anliker und Stüber gehören, vertritt zukünftig die Interessen des Grasshopper Club Zürich als Minderheitsaktionärin.

Euphorie und Skepsis

So gross die Euphorie bei den Grasshoppers gegenwärtig ist, ein gewisses Mass an Skepsis ist bei ausländischen Investoren im hiesigen Fussball angebracht. Bei Servette (unter dem Franzosen Marc Roger), Xamax (unter dem Tschetschenen Bulat Tschagajew) und Wil (unter dem Ukrainer Igor Belanow und später dem Türken Mehmet Nazif Günal) mündete der Fremdeinfluss ins totale Chaos. GC wähnt sich indes gut aufgehoben. Ein Investitionsvertrag sichere die ausreichende Finanzierung des Profifussballs, heisst es.

Die Champion Union HK Holdings Limited wurde erst im Februar dieses Jahres gegründet und ist eng mit dem chinesischen Milliarden-Konzern Fosun verbandelt, dem Besitzer des Premier-League-Klubs Wolverhampton Wanderers. Guo Guangchang, dem der Fosun-Konzern gehört, ist der Ehemann von Jenny Wang. Die Anstellung des 46-jährigen Niederländers Bernard Schuitemann als Sportchef lässt sich mit der Verbindung zum Premier-League-Klub erklären. Der ehemalige Bundesliga-Spieler war zuletzt als Scout für Wolverhampton tätig. Sowohl mit Fosun als auch mit Wolverhampton verbandelt ist der neue Präsident Sky Sun. Der 36-Jährige war bei Fosun als Berater für Sportangelegenheiten tätig und amtete zuletzt zugleich als Vizepräsident von Wolverhampton.

Bickel nicht mehr Sportchef

Fürs Erste bringt der Besitzerwechsel diverse personelle Änderungen mit sich. Unter anderem wird die Klubführung neu aufgestellt und muss der bisherige sportliche Leiter und Geschäftsführer Fredy Bickel nach nur sechsmonatiger Tätigkeit per sofort den Klub verlassen. Er gehe erhobenen Hauptes und ohne Groll, teilte Bickel in seiner persönlichen Stellungnahme mit. «Ein Eigentümerwechsel bedeutet meistens auch eine Neuorientierung auf der Führungsebene. So sehr solche Entscheide auch schmerzen können, müssen diese akzeptiert werden. Dies tue ich auch und wünsche dem Grasshopper Club weiterhin nur das Beste, viel Glück und Erfolg für die Zukunft», so Bickel.

Geschäftsführer ist Shqiprim Berisha, Samuel Haas besetzt die Funktion des Generalsekretärs. Leiter Verkauf, Ticketing sowie Marketing und Kommunikation ist Adrian Fetscherin. Der frühere Mediensprecher des Klubs war zuletzt Geschäftsführer beim Eishockey-Erstligisten Arosa. Den Einstieg der chinesischen Investoren bezeichnete er in einer ersten Reaktion als «Riesen-Geschichte für GC. Sie eröffnet dem Klub total neue Perspektiven.»

Auch Andras Gurovits, der seit dem Abstieg als einziger im Verwaltungsrat sass, zeigt sich auf der GC-Website erfreut. «Der Abstieg aus der Super League im letzten Jahr und die komplette Umstrukturierung der Fussballabteilung waren für den Klub absolut einschneidend. Dank der massiv verbesserten Kostenbasis und der Stabilisierung des Vereins sportlich wie organisatorisch ist der Zeitpunkt für den neuen Investor, in GC zu investieren, der richtige. Ich sehe einer sehr positiven Zukunft für GC entgegen.»

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