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Testspiele an der Sonne, 10 Millionen Prämie und die Trainerfrage

Die Schweiz nimmt im nächsten Sommer zum 4. Mal in Folge an einem grossen Turnier teil. Nach der Qualifikation für die EM 2020 ist es Zeit für Fragen, welche die Zukunft der SFV-Auswahl betreffen.

Agentur
sda
19.11.19 - 16:27 Uhr
Fussball
Granit Xhaka und Vladimir Petkovic können nach der geschafften EM-Qualifikation den Blick in die Zukunft richten
Granit Xhaka und Vladimir Petkovic können nach der geschafften EM-Qualifikation den Blick in die Zukunft richten
KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Was bedeutet die Topf-Einteilung für die Auslosung?

Dank dem Gruppensieg ist die Schweiz an der Auslosung am übernächsten Samstag in Bukarest im Topf 2 gesetzt. Das ist nicht von grösster Relevanz, weil das Teilnehmerfeld an einer EM ausgeglichener ist als an einer WM. Aufgrund der komplizierten Ausgangssituation mit zwölf Gastgeberländern schliessen sich einige Konstellationen zum vornherein aus. Zum Beispiel spielen Dänemark und Russland in der gleichen Gruppe. Da Russland ebenfalls im Topf 2 ist, kann die Schweiz nicht in diese Gruppe kommen. Am rechnerisch wahrscheinlichsten ist für die Schweiz eine Gruppe mit den Spielorten Rom/Baku (mit Italien), Bilbao/Dublin (mit Spanien) oder London/Glasgow (mit England).

Wie bereitet sich die Schweiz auf die EM vor?

Zwischen dem 26. März und 31. März stehen zwei Testspiele auf dem Programm. Der Verband möchte sie auswärts austragen - wenn möglich in einem Land mit angenehmen klimatischen Bedingungen. Diskutiert werden im SFV zum Beispiel die Optionen Dubai oder Katar. Ende Mai beginnt das zweiwöchige Vorbereitungscamp, welches dieses Mal nicht in Lugano sondern wohl in Zürich oder in der Ostschweiz stattfindet. In dieser Phase bestreitet die Schweiz nochmals zwei Testspiele. Eines davon wird in Basel gegen Deutschland steigen, sofern die beiden Länder nicht in der EM-Vorrunde aufeinandertreffen.

Wer gehört zum EM-Kader?

Im Normalfall können sich 18 Spieler sicher sein, zum 23-Mann-EM-Kader zu gehören: Yann Sommer, Yvon Mvogo, Jonas Omlin, Stephan Lichtsteiner, Fabian Schär, Manuel Akanji, Nico Elvedi, Ricardo Rodriguez, Loris Benito, Granit Xhaka, Remo Freuler, Denis Zakaria, Djibril Sow, Xherdan Shaqiri, Haris Seferovic, Edimilson Fernandes, Breel Embolo und Admir Mehmedi. Das Kader dürfte komplettiert werden mit einem rechten Aussenverteidiger (Michael Lang oder Kevin Mbabu), einem oder zwei Mittelstürmern (Albian Ajeti, Josip Drmic oder Cedric Itten), einem oder zwei offensiven Mittelfeldspielern (Christian Fassnacht oder Ruben Vargas), einem Flügel (Steven Zuber oder Renato Steffen) und eventuell einem weiteren Innenverteidiger (Timm Klose oder Eray Cömert).

Was bringt die EM-Teilnahme finanziell?

Der SFV nimmt als EM-Teilnehmer mindestens die 9,25 Millionen Euro Antrittsgeld ein. Pro Sieg in der Vorrunde gibt es nochmals 1,5 Mio. Euro, für ein Remis die Hälfte. Die Qualifikation für die Achtelfinals ist 2 Mio. Euro wert, der Viertelfinal 3,25 Mio. Euro. Am Ende bleibt dem Verband nach Abzug der Kosten knapp ein Drittel. Der Nettobetrag ist schwierig zu beziffern, weil die Prämien der Spieler noch nicht ausgehandelt sind, und weil unbekannt ist, wie viel an Prämien von Seiten der Sponsoren fliesst. Ausserdem gibt es weiche Faktoren: Solange sich die Schweiz für grosse Turniere qualifiziert, bleibt der Verband für Sponsoren attraktiv.

Wie weit ist der Umbruch?

Der Umbruch wurde derart oft thematisiert und beschrieben, dass er als Überschrift über den letzten anderthalb Jahren steht. Gegen Georgien und Gibraltar kamen Itten, Vargas, Fassnacht, Cömert und Aebischer zum Einsatz; Sie alle waren an der WM in Russland noch nicht auf dem Radar. Ihre Einsätze wurden allerdings auch deshalb möglich, weil nicht weniger als zehn Spieler fehlten. Sind alle an Board dürfte die Formation etwa so aussehen: Sommer; Elvedi, Schär, Akanji; Lichtsteiner, Zakaria, Xhaka, Rodriguez; Shaqiri, Embolo/Mehmedi; Seferovic. Sie alle gehörten schon 2016 zum EM-Kader. Im Vergleich zur Startformation an der WM in Russland wären es bloss drei Änderungen, neue Führungsspieler haben sich noch nicht herauskristallisiert.

Was geschieht mit Vladimir Petkovic?

Es ist die wichtigste und brennendste Frage der nächsten Wochen. Die Meinungen sind gespalten. Petkovic hat Mühe mit der Aussendarstellung, doch diese ist mehr ein Problem für die Medien, deren Meinung nicht unbedingt repräsentativ ist. Sportlich gibt es gute Argumente für Petkovic: Die Resultate stimmen, und die Mannschaft steht hinter ihm. Das sind immer noch die wichtigsten Kriterien für einen Trainer. Nationalmannschaftsdirektor Pierluigi Tami macht nun eine Analyse und wird seine Ideen dem Komitee der Swiss Football League erläutern. Dieses hat dann gegenüber dem Zentralvorstand das Vorschlagsrecht, ob der Vertrag verlängert wird oder nicht. Dann fällt der ZV den Entscheid.

Vielleicht kommt Petkovic diesem Prozess aber auch zuvor und beendet von sich aus nach der EM seine Ära. In den Momenten nach der erreichten Qualifikation liess er ein klares Votum für einen Verbleib vermissen. «Jetzt bin ich leer im Kopf. Wir werden schauen und gehen Schritt für Schritt.» Im Sinne der Sache wäre es sinnvoll, wenn die Beteiligten schnell zu einem Entschluss kämen. Vielleicht verkündet ihn Petkovic selbst an der Pressekonferenz vom 13. Dezember; oder Tami tut dies am 9. Januar, wenn er zu den Medien spricht.

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