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Mentalitätsmeister YB?

Die Young Boys offenbaren im Spiel gegen St. Gallen defensive Mängel. Sie kassieren wieder drei Gegentore. Und doch gewinnen sie 4:3. «Dank der Mentalität», meint Trainer Gerardo Seoane.

Agentur
sda
10.11.19 - 21:13 Uhr
Fussball
Siegreich trotz Fehlern und Verletzten: Die Young Boys mit Torschützenleader Jean-Pierre Nsame senden gegen St. Gallen ein weiteres Signal an die Konkurrenz
Siegreich trotz Fehlern und Verletzten: Die Young Boys mit Torschützenleader Jean-Pierre Nsame senden gegen St. Gallen ein weiteres Signal an die Konkurrenz
KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Der FCSG im Hoch, YB auf dem Zahnfleisch: Den St. Gallern bot sich am Sonntag in Bern eine gute Gelegenheit, mit negativen Statistiken im Stade de Suisse zu brechen. Sie begannen auch furios und überrollten den verwundbaren Meister in der Anfangsphase förmlich. Doch am Ende stand ein 3:4 - die 19. Niederlage im 25. Spiel in Folge ohne Sieg im Stade de Suisse und die erste Meisterschaftsniederlage seit dem 14. August. «Meine Mannschaft hat gespürt, dass sie mithalten kann. Dann wollte sie auf Sieg spielen, doch die Klasse von YB setzte sich durch», fasste St. Gallens Trainer Peter Zeidler zusammen.

Dem Zuschauer bot die torreichste Partie der torreichsten Runde der Saison alles wünschenswerte: sieben Tore, eine Vielzahl an Chancen, ein Lattenschuss, Nervenkitzel, kaum Mittelfeldgeplänkel. «Es ging hin und her», stellte Gerardo Seoane fest. Allerdings gefiel dem YB-Trainer das Gesehene bis auf das Schlussresultat weniger. «Wir haben schon bessere Leistungen gezeigt. Uns war anzumerken, dass wir am Ende dieser Phase mit sieben Spielen in 22 Tagen stehen», befand er.

Seine Mannschaft habe gelitten, sei oft hinterher gerannt, sagte Seoane weiter. «Wir waren im Kopf im ganzen Spiel nie richtig wach und lasen die Situationen nicht gut.» Mit seiner Einschätzung war der Trainer auf einer Linie mit Cédric Zesiger, der zwei der vier Kopfballtreffer der Partie erzielte. Zufrieden könne man in erster Linie mit den drei Punkten sein, meinte der Verteidiger. «Die Leistung war nicht perfekt, defensiv standen wir nicht immer gut. Vor allem in den ersten 20 Minuten liessen wir viel zu.»

Die drei Punkte seien eine Willensleistung gewesen, bemerkte Zesiger schliesslich. Und Seoane hielt fest: «Den Sieg haben wir der Mentalität zu verdanken.»

Tatsächlich stand YB in den letzten Wochen auf dem Prüfstein. Wobei im Zuge der Verletzungsmisere nach den gewichtigen Abgängen im Sommer nicht zu erwarten war, dass sich die Mannschaft im Herbst so gut halten würde. Vor der Länderspielpause und der letzten Meisterschafts-Tranche bis zur Winterpause führen die Young Boys in der Super League trotz eines erstarkten FC Basel, sind in der Europa League auf Kurs Richtung K.o.-Phase und stehen im Cup in den Viertelfinals.

Zum wiederholten Mal hielt Seoane fest, seine Mannschaft hätte Charakter bewiesen. Mit Mentalität alleine aber hätte sie sich nicht an der Spitze behauptet. Vielmehr sandte der Meister in Abwesenheit von Guillaume Hoarau, dem Torschützenkönig der letzten Saison, von Miralem Sulejmani, dem Schlüsselspieler im Mittelfeld, des schon zweimal verletzt gewesenen Captains Fabian Lustenberger sowie weiteren Leistungsträgern noch ein anderes Signal an die Konkurrenz aus: nämlich jenes, dass YB auch in der Breite tonangebend ist. Nicht umsonst strich Peter Zeidler nach dem 3:4 gegen die ohne sechs verletzte (potenzielle) Stammkräfte angetretenen Berner die Klasse heraus, die sich durchgesetzt habe.

Der eine oder andere dürfte sich darum fragen: Wenn die Berner mit so vielen Abwesenden vorne stehen, wie gut sind sie dann im Vollbestand?

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