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Der unvermutete Absturz des FC Sion

Es ist nicht lange her, dass man den FC Sion als mögliche dritte Kraft in der Super League preist. Aber jetzt steht die Mannschaft in einer Phase, die man zumindest als schwere Baisse bezeichnen muss.

Agentur
sda
20.10.19 - 20:56 Uhr
Fussball
Christian Constantin: Seinen kritischen Augen entgeht nichts
Christian Constantin: Seinen kritischen Augen entgeht nichts
KEYSTONE/VALENTIN FLAURAUD

Die ihrerseits nicht gerade verwöhnten Fans des FC Luzern waren am Sonntagnachmittag wieder einmal in bester Stimmung, Standing Ovations gewährten sie einer Mannschaft, von der sie sich begeistern liessen. Die Art und Weise, wie die Leute von Trainer Thomas Häberli mit schönen Spielzügen und beherzter Offensive und trotz des unglücklichen Spielverlaufs der ersten Halbzeit alles an sich rissen und 3:1 siegten, verdiente jede Bewunderung.

Dass der Gegner an diesem Nachmittag Sion hiess, durfte die tolle Stimmung nicht beeinträchtigen.

Der FC Sion. Vor ziemlich genau einem Monat, am 21. September, siegten die Walliser mit einer überzeugenden Leistung gegen Xamax in Neuenburg 3:1. Zu dem Zeitpunkt hatten sie fünf Siege aneinandergereiht, so viele wie vorher seit drei Jahren nicht mehr. Man durfte angesichts der Sittener Hausse davon schreiben, dass der Meistertitel 2019/20 vielleicht in einem Dreikampf entschieden werden würde. Basel 16, Sion 16, YB 15 Punkte - so stand es an der Tabellenspitze.

Und jetzt, eben nur einen Monat später inklusive Nationalmannschaftspause, steht Sion immer noch bei den 16 Punkten. Nur dass mittlerweile nicht sieben, sondern elf Runden gespielt sind. Sions neu angefangene Serie ist die der Niederlagen. Vier Niederlagen umfasst sie unterdessen. Eine davon war das 2:3 in Bern gegen die Young Boys, eine auf dem Papier «normale» Niederlage. Nicht normal war jedoch der jüngste Verlustgang. In Luzern bäumten sich die Sittener nie auf. Dabei spielte ihnen das von Seydou Doumbia erzielte 1:0 sogar noch in die Karten, denn das Tor war aus heiterem Himmel gefallen. Es war sozusagen ein unverdienter Bonus. Aber die Passivität, die Sion besonders während des Luzerner Feuerwerks in der zweiten Halbzeit offenbarte, war erschreckend.

Wäre Christian Constantin kein sehr geduldiger Klubpräsident, müsste man nach diesem bemühenden Auftritt irgendwelche Massnahmen gewärtigen. Die nächsten Tage werden zeigen, wie fest der neue Trainer Stéphane Henchoz in Sattel sitzt.

Am besagten 21. September lag Sion sechs Punkte vor dem damals viertplatzierten St. Gallen. Die vier Niederlagen haben sich in der Rangliste nachhaltig ausgewirkt, denn jetzt stehen die Ostschweizer ihrerseits vier Punkte vor den Sittenern. Im Fall des FCSG ist es wohl noch verfrüht, die Ostschweizer als dritte Kraft zu bezeichnen, denn ihr Rückstand auf den unaufhaltsam rollenden Meisterexpress FCB/YB ist doch schon beträchtlich. Aber die Mannschaft von Trainer Peter Zeidler zeigte in Genf gegen Servette einen Vorzug, der auch die Basler und die Berner nicht selten auszeichnet: Man muss nicht jedes Mal ein gutes Spiel zeigen und die bessere Mannschaft sein, um zu gewinnen.

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