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Der FC Basel erinnert gegen Eindhoven an die guten alten Zeiten

Basel erlebt endlich wieder eine magische Fussball-Nacht. Der Sieg gegen Eindhoven ist Gold wert. Den Beweis, dass er kein einmaliger Ausreisser ist, muss der FCB noch erbringen.

Agentur
sda
31.07.19 - 08:43 Uhr
Fussball
Magisch: Die FCB-Spieler bedanken sich für den Support aus der Muttenzer Kurve und die Gänsehaut-Atmosphäre
Magisch: Die FCB-Spieler bedanken sich für den Support aus der Muttenzer Kurve und die Gänsehaut-Atmosphäre
KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Sie sind rar geworden, diese magischen Basler Europacup-Nächte. Seit diesem Dienstag wissen wir aber: Es gibt sie noch. 2:1 gewann der FC Basel gegen den PSV Eindhoven. Er machte damit das 2:3 aus dem Hinspiel wett und die zwei ärgerlichen späten Gegentore vergessen. Er zog in die vorletzte Runde der Champions-League-Qualifikation ein und hat das Ticket für die Gruppenphase der Europa League und damit Prämien im höheren einstelligen Millionenbereich auf sicher.

Nicht nur das Resultat stimmte. Wie die Basler auftraten, erinnerte an die guten alten Zeiten, als die Champions-League-Millionen noch flossen und der FCB es sich fast schon zur Gewohnheit gemacht hatte, die Grossen Europas zu ärgern. Von Beginn weg liessen die Spieler ihren immensen Willen erkennen. Sie rannten an, schmissen sich in die Zweikämpfe, setzten nach und sprinteten nötigenfalls auch zurück. Fast so, als wollten sie an diesem Abend all die Kritiker Lügen strafen. «Sie pressten alles aus sich heraus, wie bei einer Zitrone.» So umschrieb es Trainer Marcel Koller.

Glanzpunkte und Spannungsmomente

Eray Cömert setzte nach sieben Minuten den ersten Glanzpunkt. Sein Geschoss zur frühen Führung war die Initialzündung auch für das Publikum, das endlich wieder geschlossen und in grosser Zahl hinter der Mannschaft stand und diese beflügelte. Ricky van Wolfswinkel trug zu jener Dramaturgie bei, die solche Abende auszeichnen. Zweimal vergab der Niederländer zunächst aus bester Position, dann war er in der 68. Minute der Torschütze zum entscheidenden 2:1. Für einen weiteren Aufreger sorgte Albian Ajeti, als er vor der Pause seinem Gegenspieler entwischte, er zu Fall kam und die Pfeife des Schiedsrichters stumm blieb.

Eine fantastische Nacht sei das, schwärmte Marcel Koller nach dem Schlusspfiff. Fabian Frei sprach von der «längst fälligen Night to remember». Er habe zum ersten Mal seit längerem wieder Gänsehaut gehabt, so Frei, der Cömert beim Freistoss an der Strafraumgrenze den Ball zuspitzelte. Besonders in Kollers Worten schwang auch eine Portion Genugtuung mit. Er hatte also doch noch recht bekommen für seinen Poker am Wochenende. Sieben Stammspieler der Formation vom Hinspiel nahm er gegen St. Gallen aus dem Spiel. Basel verlor 1:2, «verpokert» titelten die Zeitungen. «Ich habe halt ein bisschen weiter vorausgeschaut. Im Nachhinein wissen wir: Das war der richtige Weg», stellte Koller zufrieden fest.

Nun, Eindhoven war nicht Manchester United oder Liverpool. Aber es war ein Gegner, der dem FCB von heute eigentlich überlegen ist - ein Gegner, gegen den das Basler Ensemble über sich hinauswachsen musste, so wie er es in seinen besten Jahren getan hat. Ein Gegner, gegen den die Basler frische Beine und diese paar zusätzlichen Prozent brauchten, die ihnen Koller mit der Schonzeit am Wochenende verschafft hatte. Es begeisterte, wie die Spieler rannten, wie sie sich aufopferten. Kein Vergleich zu den oft farblosen Auftritten in der Super League in der Europacup-freien letzten Saison.

Das Feuer gezündet

So trat ein, worauf Koller bislang vergeblich gehofft hatte: Der Funke sprang über auf die Zuschauer. Mehr als 29'000, so viele wie länger nicht mehr, waren da. Schon bald wähnte man sich in einem Hexenkessel. «Das ist das erste Mal, dass ich die Muttenzer Kurve so erlebte - grossartig», schwärmte Koller. Dass es ein besonderer Abend werden könnte, habe er bereits beim Aufwärmen gespürt. Den Spielern gab er deshalb die Worte mit auf den Platz: «Zündet das Feuer, nehmt die Zuschauer mit!»

Keine Frage: Der Appetit ist damit angeregt. «Ein gewisser Druck ist nun weg. Aber ich spüre, dass die Spieler Lust auf mehr haben», sagte Koller. Und Fabian Frei: «Klar, dass wir die Europa League auf sicher haben ist gut, auch für den Klub. Aber wir wollen in die Champions League.» Zwei weitere Runden müsste der FCB dafür überstehen. Und mindestens ein weiteres Mal über sich hinauswachsen. Wird Basel seiner Favoritenrolle in der nächsten Runde gerecht, warten in den Playoffs Kaliber wie Porto oder Dynamo Kiew. Der FCB muss also noch den Beweis erbringen, dass der Coup gegen Eindhoven kein einmaliger Ausreisser gewesen ist.

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