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Die Schweiz vor dem Halbfinal in der Nations League gegen Portugal

Zwei Siege trennen die Schweiz vom ersten Titel auf Stufe der A-Nationalmannschaft. Beim Finalturnier der Nations League in Portugal trifft sie heute Mittwoch (20.45 Uhr) im Halbfinal auf Portugal.

Agentur
sda
05.06.19 - 05:42 Uhr
Fussball

An den Zahlen lässt sich der Wert der Nations League ziemlich exakt beziffern. Die Schweiz hat im Herbst dank der Startprämie und dem Gruppensieg 4,5 Millionen Euro verdient. Beim Finalturnier in dieser Woche kommen im schlechtesten Fall, dann nämlich wenn die Schweiz Vierter wird, 2,5 Millionen Euro hinzu. Wird sie Dritte sind es 3,5 Millionen Euro, als Finalistin bekommt sie 4,5 Millionen Euro und für den Turniersieg beträgt die Prämie 6 Millionen Euro.

Doch wie viel wäre der Titel in der Nations League für die Schweiz sportlich wert? Sie war auf Stufe der U17-Junioren Europameister (2002) und Weltmeister (2009), aber sie hat bei der A-Nationalmannschaft noch keinen offiziellen Titel geholt. Das unterscheidet sie von Ländern ähnlicher Grösse wie etwa Tschechien, Dänemark oder Griechenland.

Auch für Petkovic ist es die Chance, seine überschaubare Titelsammlung zu vergrössern. Er ist mit 1,9 Punkten pro Spiel statistisch zwar der beste Nationalcoach der SFV-Geschichte. Als Trainer hat er aber erst einen Pokal gewonnen. Vor sechs Jahren holte er mit Lazio Rom den italienischen Cup.

Vorsichtige Zielsetzung

Aber eben: Die Nations League ist nicht die WM und auch nicht die EM. Sie ist der neue Wettbewerb der UEFA, der erstmals ausgetragen wird und den viele Trainer im letzten Herbst - auch Petkovic selbst - als Möglichkeit zum Experimentieren nutzten. Vor dem Duell mit Portugal sagte der Nationalcoach: «Es ist für die Schweiz eine tolle Herausforderung, und wenn man ein solches Turnier spielt, will man es auch gewinnen.»

«Wir haben dank dem Wunder-Resultat gegen Belgien einen Exploit geschafft, jetzt wollen wir weiter überraschen und so weit kommen wie möglich», so Petkovic. Er gibt die Zielsetzung fast beiläufig aus und vermeidet klare Ansagen. Solche sind ihm in der Vergangenheit auch schon um die Ohren geflogen. Zum Beispiel vor einem Jahr, als er im Vorfeld der WM in Russland sagte, die Qualifikation für die Achtelfinals sei nicht genug.

Geht es um die Nations League will Petkovic eher weiche Faktoren für sich und sein Team sprechen und gelten lassen. Er habe seine Auswahl im Herbst personell erweitert, das taktische Spektrum vergrössert und Persönlichkeit sowie Selbstvertrauen einzelner Spieler gestärkt, so Petkovic. In der Summe führte dies dazu, dass die Schweiz nach den Gruppenspielen die Nummer 1 im europäischen Ranking war. Petkovic: «Das geschieht nicht jeden Tag, das muss man schätzen. Aus dem Ausland bekam ich viele positive Reaktionen.»

Makel bei den grossen Siegen

Die Schweizer Nationalmannschaft begleiten seit Jahren die immer gleichen Fragen. Hat sie sich tatsächlich weiterentwickelt? Wo hat sie ihre Grenzen? Ist dies wirklich die talentierteste Generation der Geschichte? Schon der Halbfinal gegen Portugal wird Antworten liefern. Erst 20 Monate ist es her, als die Schweiz in Lissabon gegen den Europameister im entscheidenden Spiel um den Gruppensieg in der WM-Qualifikation chancenlos war und auf dem Weg an die Endrunde den Umweg über die Barrage nehmen musste. In Porto kann sie nun beweisen, dass sie sich der Spitze tatsächlich genähert hat.

Die grössten Siege unter Petkovic hat die SFV-Auswahl im September 2016 im Auftaktspiel der WM-Qualifikation in Basel gegen Portugal (2:0) und im November 2018 zum Abschluss der Gruppenspiele in der Nations League in Luzern gegen Belgien erreicht (5:2). Beiden Erfolgen haftete ein kleiner Makel an: Portugal trat damals ohne Cristiano Ronaldo und als unkonzentrierter frisch gekürter Europameister an. Belgien baute nach starkem Beginn rasch ab und schien sich an diesem kalten Abend in der Fremde nicht gross gegen den Zerfall und die klare Niederlage zu wehren. Gewinnt die Schweiz nun auswärts gegen Portugal mit Cristiano Ronaldo, wäre dies ein dickes Ausrufezeichen. Es liesse dann kaum noch ein Haar in der Suppe zu.

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